Die Welt des Handels unterliegt einem ständigen Wandel, der durch technologische Innovationen und regulatorische Anforderungen geprägt wird. Insbesondere im Bereich des Futures-Handels und Clearing ist eine effiziente Abwicklung von Handelsaufträgen entscheidend, um Marktstabilität zu gewährleisten und Risiken zu minimieren. In diesem Kontext haben sich die Futures Industry Association (FIA) und das Derivatives Market Institute for Standards (DMIST) gemeinsam der Herausforderung gestellt, die Prozesse rund um Handelsallokationen zu standardisieren und somit die operative Effizienz deutlich zu steigern. Herausgekommen ist der sogenannte Final Standard zur Verbesserung der Pünktlichkeit von Trade Give-Ups und Allokationen, der einen wichtigen Meilenstein für den gesamten Handelssektor darstellt. Der Fokus dieses Standards liegt darauf, eine klare und einheitliche Handhabung der Zeitfenster zu etablieren, in denen bestimmte Schritte im Allokationsprozess durchgeführt werden müssen.
Konkret definiert der Standard einen 30-Minuten-Takt, innerhalb dessen von der Auftragsbestätigung bis zur endgültigen Buchung des Handels alles abgeschlossen sein soll. Dieses Zeitfenster, das als kritischer Zeitraum zwischen der Ausführung eines Handels und dessen Abwicklung gilt, konnte bisher in der Praxis uneinheitlich gehandhabt werden. Die Folge waren Verzögerungen und Unsicherheiten, die insbesondere in Zeiten hoher Marktvolatilität und erhöhtem Handelsvolumen zu erheblichen Risiken führen konnten. Don Byron, Global Head of Industry Operations and Execution bei FIA, betont, dass die überwiegende Mehrheit der Give-Up-Transaktionen schon heute in weniger als 30 Minuten abgewickelt wird. Dennoch besteht bei einem kleinen Teil der Handelsaufträge Nachholbedarf, um Verzögerungen zu minimieren und eine durchgängig zügige Abwicklung zu gewährleisten.
Gerade in stressigen Marktphasen, in denen das Volumen und die Komplexität der Handelsaktivitäten stark zunehmen, ist der Standard deshalb ein wichtiges Instrument, um Ineffizienzen zu beseitigen. Chris Edmonds, Chief Development Officer bei Intercontinental Exchange, unterstreicht die Bedeutung der 30/30/30-Regel als ein branchenweites Vorgehen zur Verbesserung der Nach-Handelsprozesse. Die klar definierten Zeitrahmen tragen dazu bei, das Risiko unnötiger Verzögerungen zu reduzieren und den gesamten Prozess vom Handel bis zur Abwicklung transparenter und effizienter zu gestalten. Dies sorgt für eine stabilere Marktinfrastruktur und unterstützt gleichzeitig die Compliance-Anforderungen, die im modernen Handel eine immer größere Rolle spielen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt, den DMIST ins Auge gefasst hat, ist die Konsistenz bei der durchschnittlichen Preisbildung (Average Pricing) über verschiedene zentrale Gegenparteien (CCPs) hinweg.
Die derzeit vorhandenen Unterschiede und Inkonsistenzen führen oft zu manuellen Interventionen, die den Prozess unnötig verlangsamen und Fehlerquellen erhöhen. Gerade bei elektronischem Handel, bei dem große Aufträge in viele kleinere Trades aufgeteilt werden, um Markteinfluss zu minimieren, ist eine einheitliche Handhabung von Durchschnittspreisen unabdingbar. DMIST hat daher einen Konsultationsbericht veröffentlicht, der aufzeigt, wie durch eine Standardisierung der Preisbildungsfunktionen die Prozesse beschleunigt und automatisiert werden können. Zukünftige Projekte des Instituts widmen sich außerdem der Standardisierung von Referenzdaten und weiteren Informationen, die Handelsaufträge auf ihrer Reise durch verschiedene Systeme und Firmen begleiten. Aktuell erleben Clearing Broker oft, dass wichtige Daten verloren gehen oder unvollständig weitergegeben werden, was zu weiteren Verzögerungen führt.
Ein einheitlicher Standard soll klar regeln, welche Datenfelder zwingend ausgefüllt sein müssen und in welchem Format diese vorliegen sollen. Dies wird eine durchgängige Datenqualität sicherstellen und die effiziente Verarbeitung von Trades erheblich erleichtern. Jeff Arnold, Chief Operations Officer von ABN AMRO Clearing USA, hebt hervor, dass die Pandemie seit 2020 mit den sich daraus ergebenden Volumenanstiegen und weiteren volatilen Marktbewegungen die Verletzlichkeit und das Ineinandergreifen globaler Clearing-Infrastrukturen sichtbar gemacht haben. Die Einführung der 30/30/30-Regel ist daher ein entscheidender Schritt, um die Risiken entlang des gesamten Lebenszyklus eines Handels zu senken und die operationalen Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der neue Handelsallokationsstandard einen bedeutenden Fortschritt darstellt, der eine stärkere Automatisierung und Standardisierung der Prozesse ermöglicht.
Damit werden Verzögerungen minimiert und Risiken reduziert, was insbesondere in volatilen und volumenstarken Marktphasen von großer Bedeutung ist. Die durch den Standard vorgegebenen Zeitfenster sorgen für eine erhöhte Disziplin und Transparenz und erleichtern auch die Einhaltung regulatorischer Vorgaben. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Standards, etwa durch die zukünftige Fokussierung auf Datenqualität und Preisbildungsprozesse, wird die gesamte Handelsinfrastruktur moderner, resilienter und effizienter. Unternehmen und Marktteilnehmer sind gut beraten, diese Entwicklungen aktiv zu verfolgen und die neuen Vorgaben in ihre operativen Systeme und Abläufe zu integrieren. So profitieren sie nicht nur von einer schnelleren und sichereren Abwicklung von Handelsaufträgen, sondern tragen auch zur Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit des Marktes bei.
Die Digitalisierung und Automatisierung im Handel schreiten weiter voran – Tenor, Story und Umsetzung neuer Standards sind dafür essentielle Bausteine. Die Brancheninitiative durch FIA und DMIST zeigt beispielhaft, wie eine koordinierte Anstrengung zur Entwicklung von Branchenstandards dazu beiträgt, bestehende Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen und Kunden, Marktteilnehmer sowie die gesamte Finanzwirtschaft von Verbesserungen zu profitieren zu lassen.