Die Vorstellung, dass ein bedeutender Teil der Bevölkerung an eine flache Erde glaubt, zieht oft große Aufmerksamkeit auf sich. Insbesondere die Behauptung, dass rund ein Drittel der amerikanischen Millennials an diese Theorie glaube, verbreitet sich schnell und sorgt in den Medien für Schlagzeilen. Doch wie fundiert sind diese Angaben wirklich? Handelt es sich um ein tatsächliches Abbild der Realität oder eher um ein Missverständnis oder eine Übertreibung? Um diese Fragen zu beantworten, lohnt sich ein genauer Blick auf die Quellen dieser Behauptung und die psychologischen, sozialen sowie kulturellen Faktoren, die den Glauben an Verschwörungstheorien, einschließlich der Vorstellung einer flachen Erde, beeinflussen.Zunächst sollte man verstehen, was es bedeutet, an eine flache Erde zu glauben. Die Idee steht im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen, die seit Jahrhunderten belegen, dass die Erde eine Kugel ist.
Dennoch gibt es Menschen, die diese etablierte Wissenschaft anzweifeln und alternative Wahrheiten bevorzugen. Die Verbreitung von Verschwörungstheorien ist kein neues Phänomen, doch sie hat durch das Internet und soziale Medien eine neue Dimension erreicht. Informationen – und Fehlinformationen – verbreiten sich heute schneller und erreichen eine größere Bandbreite an Menschen, einschließlich junger Bevölkerungsgruppen wie den Millennials.Die oft zitierte Zahl vom Drittel basiert häufig auf Umfragen, die von Medien und einigen Organisationen durchgeführt wurden, aber dabei ist Vorsicht geboten. Viele der Untersuchungen, die sich mit dem Glauben an eine flache Erde befassen, unterscheiden nicht klar zwischen der tatsächlichen Überzeugung, eine flache Erde sei real, und der generellen Skepsis gegenüber bestimmten wissenschaftlichen Tatsachen oder der staatlichen Öffentlichkeit.
Manche Millennials stimmen Fragen lediglich zu, die Skepsis ausdrücken, ohne explizit eine flache Erde zu unterstützen. Dies führt dazu, dass die Interpretation der Daten stark variieren kann.Des Weiteren zeigt die Forschung, dass die meisten Menschen, die wissenschaftliche Fakten anzweifeln, dies aus einem komplexen Mix von Gründen tun. Misstrauen gegenüber Institutionen, ein Gefühl der Entfremdung und das Bedürfnis, sich gegen eine vermeintlich ungerechte oder manipulative Gesellschaft zu behaupten, spielen dabei eine wichtige Rolle. Die flache Erde als Konzept kann dabei als Symbol für eine größere Ablehnung von Autorität und Expertenwissen gesehen werden, was insbesondere in jüngeren Generationen zu finden ist, auch wenn die konkrete Zahl der ernsthaften Flacherdler deutlich niedriger ist als manche Schlagzeilen vermuten lassen.
Darüber hinaus ist es wichtig, das soziale Umfeld und die Medienlandschaft der Millennials zu berücksichtigen. In digitalen Gemeinschaften entstehen Echokammern, in denen Meinungen verstärkt und radikalisiert werden können. Plattformen wie YouTube, TikTok oder spezielle Foren bieten Raum für Verschwörungstheoretiker, um ihre Botschaften zu verbreiten und junge Menschen anzusprechen. Diese Medienkompetenz ist nicht bei allen gleich stark ausgeprägt, was die Anfälligkeit für Desinformation erhöhen kann.Die Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien, zu denen auch die Flacherde gehört, verlangt eine differenzierte Herangehensweise.
Pauschale Urteile über ganze Bevölkerungsgruppen oder Generationen sind weniger hilfreich als das Verständnis, welche psychologischen Bedürfnisse und gesellschaftlichen Bedingungen zum Glauben an solche Theorien führen können. Bildungsinitiativen, die kritisches Denken fördern und den Umgang mit digitalen Medien verbessern, gelten als wichtige Mittel, um Desinformation entgegenzuwirken.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Aussage, ein Drittel der amerikanischen Millennials seien Flacherdler, vermutlich irreführend ist und die Realität verzerrt darstellt. Die tatsächliche Anzahl derer, die fest an eine flache Erde glauben, ist deutlich geringer. Die verbreitete Skepsis und das Infragestellen etablierter Wahrheiten spiegeln viel mehr eine allgemeine Unsicherheit in Bezug auf Wissenschaft, Politik und Medien wider.
Das Phänomen „Flat Earth“ dient dabei als Symbol für größere gesellschaftliche Dynamiken, die es zu verstehen gilt, um eine aufgeklärte und faktenbasierte Öffentlichkeit zu fördern.