Die rasante Entwicklung der Computertechnik hat unsere Welt in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Vom winzigen Transistor als Baustein der Elektronik bis hin zum komplexen Webbrowser als Tor zum Internet wirkt die Computergeschichte wie eine spannende Reise durch mehrere Schichten von Technologie und Innovation. Für viele angehende Entwickler und Technikinteressierte gestaltet sich der Einstieg in die moderne Computertechnik jedoch schwierig, da oft das grundlegende Verständnis der einzelnen Schichten fehlt. Ein strukturierter 12-Wochen-Kurs, der die Entwicklung von der Hardware bis zur Anwendungsschicht verfolgt, bietet hier eine ideale Möglichkeit, die komplexen Zusammenhänge Schritt für Schritt zu erfassen und praktische Fähigkeiten zu erlernen. Der Kurs beginnt mit den Grundlagen der Transistortechnologie — dem Herzstück der modernen Elektronik.
Ein Transistor mag klein sein, doch seine Fähigkeit als Verstärker oder Schalter ist die Basis für sämtliche integrierte Schaltungen, die wir heute in Computern oder anderen elektronischen Geräten finden. Anstatt sich ausschließlich auf die physikalischen Eigenschaften von Halbleitermaterialien zu konzentrieren, stellt der Kurs den Transistor als wesentlichen Baustein dar, der in Form von sogenannten Lookup Tables (LUTs) in modernen Field Programmable Gate Arrays (FPGAs) Eingang findet. Diese Erkenntnis ermöglicht es, den Schritt von der reinen Elektronik zum digitalen Design zu verstehen, ohne sich in komplizierten Schaltungstheorien zu verlieren. Direkt im Anschluss an die Einführung befasst sich der Kurs mit der Sprache der Hardwarebeschreibung, Verilog. Verilog ist essenziell, um digitale Schaltungen zu beschreiben, zu simulieren und später in FPGAs oder ASICs zu implementieren.
Durch praxisnahe Beispiele wie das Blinken einer LED oder den Aufbau eines UART-Controllers lernen die Teilnehmer, wie digitale Hardware programmiert wird, und erhalten einen Einblick in das Konzept der Memory-Mapped I/O (MMIO). Die ersten Experimente mit Verilog auf Basis eines Hardware-Simulators vermitteln nicht nur programmiertechnische Grundlagen, sondern auch ein Gefühl für die Funktionsweise der elektronischen Bauteile. Darauf aufbauend widmet sich der Kurs der Prozessorarchitektur und ihrer Implementierung. Ein Prozessor ist mehr als nur ein einfacher Schaltkreis — er interpretiert Befehle, steuert Datenflüsse und sorgt für die Ausführung komplexer Algorithmen. Über mehrere Wochen wird der Aufbau eines einfachen ARM7-Prozessors behandelt, der das Verstehen von Konzepten wie Pipeline, Instruction Fetch, Decode und Execute erleichtert.
Parallel hierzu lernen die Teilnehmer das Programmieren in ARM-Assembler, wodurch sich ein tiefes Verständnis dafür ergibt, wie der Prozessor Befehle interpretiert und welche Rolle der Assembler sowie ein Linker in der Softwarekette einnehmen. Die Integration eines Boot-ROMs, das einfache Programme direkt auf dem FPGA lädt, vervollständigt diese Phase. Im Anschluss richtet sich der Kurs auf den Bau eines Compilers und einer Toolchain, die für die Übersetzung höherer Programmiersprachen in Maschinencode verantwortlich sind. Eine eigene C-Compiler-Implementierung in Haskell öffnet das Tor zu den Grundlagen der Compilertechnik, angefangen von Parsing über Syntaxanalyse bis hin zur Generierung von ARM-Assembler-Code. Besonderes Augenmerk liegt hier auf dem Zusammenspiel von Compiler, Linker und Laufzeitbibliotheken (libc), die essenziell für die reibungslose Ausführung von Programmen sind.
Nebenbei wird ein Ethernet-Controller in Verilog implementiert, um die Themen Hardwarenähe und Netzwerkschnittstellen ebenfalls mit einzubeziehen. Das Schreiben eines Bootloaders, der über UDP Netzwerkkernel lädt, markiert einen wichtigen Schritt hin zu modernen Systemen mit Netzwerkfähigkeit. Der Themenkomplex Betriebssystem bringt die Teilnehmer in die Welt der Software, die den Computer bedienbar macht und ihm erst Komplexität und Flexibilität verleiht. Hier steht der Bau eines Memory Management Units (MMU) auf ARM9-Basis im Vordergrund, die virtuelle Speicherabstraktion ermöglicht. Die Weiterentwicklung zum einfachen UNIX-ähnlichen Betriebssystem mit grundlegenden Systemaufrufen wie Dateioperationen, Prozessmanagement und Speicherverwaltung zeigt, wie komplexe Software aus einfachen Bausteinen aufgebaut wird.
Das Arbeiten mit SD-Karten und der FAT-Dateisystem-Implementierung erweitert den Horizont um Speichertechnologien, während erste Benutzerprogramme wie eine Shell oder einfache UNIX-Kommandos entwickelt werden. Nach der robusten Einführung in Betriebssysteme steht im Kurs der Aufbau eines Netzwerkstacks im Mittelpunkt. Die Implementierung eines TCP/IP-Stacks und die Integration in das bestehende System ermöglichen das Kommunizieren über Netzwerke. Praktische Anwendungen wie ein Telnet-Dämon zeigen, wie Mehrbenutzerumgebungen in Netzwerkbetriebssystemen realisiert werden können. Die Einführung dynamischer Linker und der Bau eines einfachen textbasierten Webbrowsers demonstrieren, wie aus der virtuellen Welt der Netzwerkkommunikation ein benutzerfreundliches Werkzeug zur Informationsdarstellung entsteht.
Der Browser ist nicht nur eine Anwendung, sondern auch ein Beispiel für das Zusammenspiel von Betriebssystem, Netzwerk und Benutzeroberfläche. Abschließend widmet sich der Kurs dem Transfer des bisher Gelernten in die Realität – das Programmieren und Betreiben auf echter Hardware. Der Umgang mit FPGAs und das Design eigener Hardwareboards bringen Teilnehmern bei, wie Konzepte in physikalische Geräte umgesetzt werden. Von der Taktung über JTAG-Programmierung bis hin zur Einbindung physischer Anschlüsse wie USB, Ethernet und SD-Karten wird das Gesamtbild eines funktionstüchtigen Computersystems abgerundet. Die praktische Erfahrung mit Hardware bringt nicht nur Sicherheit im Umgang mit komplexer Technologie, sondern ist auch ein wichtiger Schritt hin zur Selbstständigkeit als Entwickler.
Die Struktur dieses 12-Wochen-Kurses ist so gestaltet, dass die Teilnehmer durch eine Kombination aus theoretischem Wissen und praxisorientierter Anwendung schrittweise ein tief greifendes Verständnis der modernen Computertechnik erlangen. Von den grundlegendsten elektronischen Bausteinen bis hin zum Aufbau eines eigenen Webbrowser-Systems erleben sie den kompletten Software-Hardware-Stack. Diese Ausbildungsmethode stärkt nicht nur die fachlichen Kenntnisse, sondern fördert auch die Fähigkeit, komplexe Systeme zu überblicken und zu gestalten. Die inhaltliche Tiefe und der technische Anspruch des Kurses eröffnen einen Weg, der über traditionelle Computerwissenschaften hinausgeht. Statt reiner Programmierung oder theoretischer Erklärung wird hier die Integration verschiedener Disziplinen gefördert.
Teilnehmer lernen, wie Hardware und Software zusammenwirken und wie durch gezielte Entwicklung jeder Bereich den anderen ergänzt. Dieses Wissen ist besonders wertvoll in einer Welt, in der technische Innovationen immer schneller entstehen und das Verständnis komplexer Systeme über den beruflichen Erfolg entscheiden kann. Neben der fachlichen Weiterbildung bietet der Kurs auch einen Ausblick auf die praktischen Herausforderungen und Chancen bei der Entwicklung von Betriebssystemen und Netzwerktechnologien. Die Fähigkeit, eigene Compiler, Betriebssystemkomponenten oder Netzwerktreiber zu schreiben, hebt die Teilnehmer auf ein höheres Level der Softwareentwicklung, wodurch sie in vielen Bereichen der Technik unverzichtbar sind. Zusammenfassend bietet der Kurs eine einzigartige Gelegenheit, die Entwicklung der Computertechnik von den fundamentalen Bausteinen des Transistors bis hin zum modernen Webbrowser zu durchdringen.
Durch die Kombination von theoretischem Hintergrund, praktischer Implementierung und der Arbeit an realer Hardware entsteht ein umfassendes Verständnis, das den Einstieg in die Welt der Computertechnik und darüber hinaus wesentlich erleichtert. Wer sich auf diese 12 Wochen einlässt, gewinnt nicht nur Wissen, sondern auch die Fähigkeiten, selbstständig komplexe Computersysteme zu verstehen, zu entwickeln und weiterzuentwickeln.