Die Welt der Kryptowährungen ist nicht nur ein Bereich für Technologieenthusiasten und Investoren, sondern zieht auch das Interesse von Psychologen und Verhaltensforschern auf sich. Eine aktuelle Studie, die an der Universität Toronto und der Universität Miami durchgeführt wurde, hat einen faszinierenden, aber auch besorgniserregenden Zusammenhang zwischen dem Besitz von Kryptowährungen und bestimmten psychologischen Eigenschaften festgestellt. Die Forschungsergebnisse, die in der Fachzeitschrift PLOS One veröffentlicht wurden, deuten darauf hin, dass Menschen, die in digitale Vermögenswerte investieren, tendenziell zu dunkleren Persönlichkeitsmerkmalen neigen, insbesondere zu Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie und Sadismus. Diese Erkenntnisse werfen Fragen auf, die über die simple Investition in digitale Währungen hinausgehen. Die Studie, in der insgesamt 2001 amerikanische Erwachsene befragt wurden, stellt fest, dass fast 30 Prozent der Teilnehmer angegeben haben, Kryptowährungen zu besitzen oder besessen zu haben.
Interessanterweise zeigten sich bei diesen Besitzern höhere Werte in Bezug auf Merkmale wie Chaosbedürfnis, Paranoia und Dogmatismus. Die Forscher fanden auch heraus, dass Personen, die in Kryptowährungen investieren, häufiger zu Verschwörungstheorien neigen, extremistische Gruppen unterstützen und populistische Einstellungen haben. Die Ergebnisse der Studie könnten erklären, warum der Kryptomarkt oft von extremen Preisschwankungen und einer Vielzahl von Skandalen geprägt ist. Die Vorstellung, dass Menschen mit einer Neigung zu psychologischen Instabilitäten in einem volatilen Markt agieren, könnte die von vielen bereits empfundene Unsicherheit in Bezug auf digitale Assets verstärken. Ein Beispiel: Der Bitcoin-Kurs stieg 2021 auf fast 69.
000 US-Dollar, um 2022 unter 16.000 US-Dollar zu fallen. Solche dramatischen Preisschwankungen schaffen ein Umfeld, in dem irrationales Verhalten gedeiht – eine Nahrungsquelle für psychologische Profile, die von Instabilität geprägt sind. Die Studie ist das erste ihrer Art, die systematisch den Zusammenhang zwischen psychologischen Merkmalen und dem Besitz von Kryptowährungen untersucht. Zuvor gab es zwar Hinweise auf Beziehungen zwischen gewissen Persönlichkeitsmerkmalen und dem Verhalten in professionellen Umfeldern, jedoch selten in Bezug auf Finanzanlagen, insbesondere im Emerging-Tech-Sektor.
Ein früherer Artikel aus dem Jahr 2014 stellte bereits eine signifikante positive Beziehung zwischen den psychopatischen Merkmalen von Führungskräften und dem psychologischen Leid von Mitarbeitern fest. Letztlich könnte man sagen, dass die Crypto-Welt ein Mikrokosmos der Unternehmenswelt ist – nur vielleicht noch extremer. Was sind nun die Charakteristika eines typischen Krypto-Besitzers? Laut der Studie handelt es sich häufig um männliche Individuen, die über ein besonderes „Opfer“-Mindset verfügen und oft auf Randquellen für ihre Informationen zurückgreifen. Diese Pendelbewegung zwischen Risiko und Belohnung könnte somit zahlreiche Menschen anziehen, die sich nach Nervenkitzel und schnellem Gewinn sehnen. Gleichzeitig könnte die Suche nach Zugehörigkeit in einer Community, die oft als „krypto-fanatisch“ beschrieben wird, ein weiteres psychologisches Element darstellen, das viele Krypto-Investoren vereint.
Man könnte annehmen, dass nicht nur der Drang nach finanziellem Gewinn, sondern auch das Bedürfnis nach Anerkennung in einer Subkultur – die sich oft gegen etablierte Finanzsysteme stellt – einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Investitionsentscheidung hat. In diesem Kontext ist es interessant, wie viele Krypto-Besitzer die negativen Eigenschaften, die ihnen zugeschrieben werden, humorvoll oder sogar selbstironisch akzeptieren. Ein kryptoerfahrener Trader, Chris Wheeler, äußerte sich dazu mit den Worten: „Man muss verrückt sein, um sich in etwas zu engagieren, dessen Vermögen innerhalb eines Tages um eine Million steigen oder fallen kann.“ Diese akute Fähigkeit zur Selbstreflexion und die Sache mit der Selbstironie könnten allerdings nur oberflächliche Mechanismen sein, um mit den tiefere liegenden psychologischen Herausforderungen umzugehen. Müssen wir uns also ernsthaft Sorgen um das psychologische Profil der Krypto-Eigentümer machen, oder ist dies nur eine weitere Facette des menschlichen Verhaltens in einer neuen, globalen Finanzlandschaft? Die Diskussion über die psychische Verfassung der Krypto-Anleger könnte auch für die Politikwissenschaft von Bedeutung sein.
Verschiedene Studien haben bereits einen Zusammenhang zwischen psychologischen Merkmalen und der Unterstützung für populistische oder extremistische politische Bewegungen festgestellt. Wenn dieser Trend in den sozialen Medien verstärkt wird, könnte dies in der realen Welt gefährliche Konsequenzen haben. Krypto-Trader, die sich von konventionellen Finanzsystemen abwenden, könnten auch von alternativen sozialen Ideen verführt werden, die ihre Ansichten und Beziehungen zu Macht und Freiheit prägen. Psychologische Reaktanz, ein Begriff aus der klinischen Psychologie, beschreibt eine Reaktion auf gefühlte Einschränkung der persönlichen Freiheit – ein Zustand, der in der Krypto-Welt blühen könnte, wo der Kampf gegen die „Tradition“ oft als Rechtfertigung für riskantes Verhalten dient. Kritiker der Krypto-Industrie könnten die Ergebnisse der Studie als Bestätigung ihrer Bedenken nutzen, dass die Welt der digitalen Vermögenswerte nicht nur riskant, sondern auch potenziell schädlich ist.
In einem Geschäftsfeld, das von spekulativen Blasen und regelmäßig wiederkehrenden Betrugsfällen geprägt ist, könnte der nächste Schritt für Investoren darin bestehen, sich eine fundierte Meinung über die zugrunde liegenden psychologischen Merkmale zu bilden, mit denen sie es zu tun haben. Wenn sich das Bild von Krypto-Besitzern weiter verfestigt, könnte dies langfristige Auswirkungen auf die Regulierungsdebatte haben. Es könnte notwendig werden, Strategien zu entwickeln, die nicht nur den finanziellen Aspekt, sondern auch die psychologischen Profile der Investoren berücksichtigen. Das Verständnis, warum Menschen in eine riskante Anlage investieren, könnte für Regulierungsbehörden und Finanzbildung von entscheidender Bedeutung sein. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die neusten Forschungsergebnisse nicht nur Licht auf die psychologische Dimension des Krypto-Besitzes werfen, sondern auch einen dringend benötigten Diskurs über das Verhalten in der Finanzwelt anstoßen.
Ob sich die mentalen Merkmale in der breiteren Diskurslandschaft bewähren, wird die Zeit zeigen – die Welt der Kryptowährungen bleibt unberechenbar, genau wie ihre Investoren.