Ethereum durchläuft eine bedeutende Transformation, die den Kryptomarkt maßgeblich beeinflusst. Der jüngste Anstieg des gestakten Ether (ETH) auf ein Allzeithoch von 35 Millionen Token ist ein klares Signal für die wachsende Relevanz von Staking und einem generell langfristig ausgelegten Anlageverhalten. Über 28 Prozent des gesamten Ether-Angebots befinden sich mittlerweile in Staking-Verträgen, was nicht nur die Knappheit der verfügbaren liquiden Mittel erhöht, sondern auch das Vertrauen und die Überzeugung der Investoren in die Zukunft der zweitgrößten Kryptowährung untermauert. Diese Entwicklung ist eng mit der Umstellung von Ethereum auf das Proof-of-Stake-Konsensverfahren verbunden, das eine nachhaltigere, energieeffizientere Validierung von Transaktionen ermöglicht. Im Gegensatz zu Proof-of-Work, das auf rechenintensiven Mining-Prozessen basiert, bindet Proof-of-Stake die Ether der Anleger vertraglich, um Netzwerktransaktionen zu sichern und im Gegenzug regelmäßige Erträge zu bieten.
Die steigenden Mengen an gestaktem ETH sind somit ein Indikator für zunehmendes Vertrauen in das Netzwerk und seine Protokolle. Nicht nur Privatanleger, sondern auch institutionelle Akteure beteiligen sich zunehmend am Staking. Liquid Staking Protokolle wie Lido spielen dabei eine zentrale Rolle und verwalten mittlerweile über ein Viertel der gestakten Ether. Diese Plattformen ermöglichen es Investoren, ihre im Staking gebundenen Ether gegen liquide Derivate einzutauschen, was Flexibilität und Zugang zu Kapital trotz der Sperrzeiten bietet. Gerade diese Funktion hat das Vertrauen institutioneller Anleger gestärkt, die durch die Liquidität der Derivate ihre Kapitalallokation besser steuern können.
Coinbase und Binance sind ebenfalls wichtige Akteure im Ethereum-Staking und verwalten beträchtliche Anteile der gebundenen Ether. Coinbase hat sich zum größten Ethereum-Node-Operator entwickelt und hält rund 11,4 Prozent der gestakten Ether. Diese Konzentration, speziell im Kontext von Liquid Staking Protokollen, wird von einigen Expert:innen kritisch betrachtet, da sie mögliche Zentralisierungstendenzen und Risiken für die Dezentralisierung des Netzwerks mit sich bringen könnte. Dennoch überwiegen derzeit die Vorteile, da die wachsende Infrastruktur zu einer breiteren Akzeptanz und Integration beiträgt. Parallel zu diesen technischen und marktseitigen Entwicklungen hat sich auch das regulatorische Umfeld positiv verändert.
Die US-Börsenaufsicht SEC hat klargestellt, dass Aktivitäten im Zusammenhang mit Protokoll-Staking, bei denen Token in Proof-of-Stake-Blockchains eingebunden werden, nicht als Wertpapier-Transaktionen reguliert werden müssen. Diese Entscheidung, veröffentlicht Ende Mai 2025, wurde von der Kryptoszene als Meilenstein gefeiert und dürfte die weitere Verbreitung und Akzeptanz von Ethereum als Anlageoption begünstigen. Allerdings warten viele Marktteilnehmer weiterhin auf die Zulassung von Ether-Staking-ETFs, die das Staking für ein noch breiteres Publikum institutioneller Anleger zugänglich machen würden. Die SEC verzögert bisher die Entscheidung zu entsprechenden Anträgen, was kurzfristig zu Unsicherheiten führen kann. Die Zunahme gestakter Ether und die Verknappung der Liquidität wirken sich auch auf die Nettokäufe und Haltemuster aus.
Die Zahl der sogenannten Akkumulationsadressen, also Wallets, die Ether halten ohne Verkäufe in der Vergangenheit, hat ein Allzeithoch erreicht – mehr als 22,8 Millionen ETH befinden sich in solchen Händen. Das ist ein weiteres Zeichen für eine starke langfristige Anlegerüberzeugung und deutet darauf hin, dass viele Inhaber von Ethereum die Assets festhalten wollen statt kurzfristige Gewinne zu realisieren. Die aktuelle Entwicklung bringt für den Gesamtmarkt und die Ethereum-Community diverse Chancen und Herausforderungen mit sich. Einerseits erzeugt der Rückgang der verfügbaren Liquidität eine Knappheit, die potenziell den Preis von Ether stützen oder steigern könnte. Andererseits erfordert die Konzentration von gestaktem ETH auf einige große Plattformen eine genaue Beobachtung, um möglichen Risiken durch Zentralisierung oder zu große Abhängigkeiten entgegenzuwirken.
Die Balance zwischen Dezentralisierung, Effizienz und Nutzerfreundlichkeit bleibt ein zentrales Thema für das Ökosystem. Institutionelle Investoren nutzen die Etablierung von Liquid Staking und die positive regulatorische Entwicklung, um ihre Portfolios zu diversifizieren und bei gleichzeitigem Risiko-Management in Ethereum zu investieren. Das Wachstum dieser Investorengruppe wird die Entwicklungen bei Ethereum und in der DeFi-Landschaft prägen. Zugleich steigt die Attraktivität des Netzwerks durch die Aussicht auf stabile passive Einkommensströme aus dem Staking. Ethereum gilt heute als eines der stärksten Krypto-Assets in puncto fundamentaler Langzeitwerte.
Die signifikante Anzahl an gestaktem ETH, gepaart mit einem Rückgang an Liquidität und stetigem regulatorischem Fortschritt, verdeutlicht, dass viele Marktteilnehmer auf eine dauerhafte Wertentwicklung und eine steigende Zentralität von Ethereum im Blockchain-Bereich setzen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die historisch hohen Mengen an gestaktem Ethereum ein Indikator für das Vertrauen der Investoren, eine verwandte Verknappung der Verkaufsfähigkeit und eine Form der Marktstabilisierung sind. Ethereum befindet sich mitten in einem Strukturwandel, der von technologischen Innovationen und regulatorischen Rahmenbedingungen gleichermaßen angetrieben wird. Für Anleger ebenso wie für Entwickler und Ökosystemakteure bietet dieser Wandel die Möglichkeit, an der Zukunft des dezentralisierten Internets maßgeblich mitzuwirken und von den sich daraus ergebenden Chancen zu profitieren.