Die Programmiersprache C zählt seit Jahrzehnten zu den Grundpfeilern der Softwareentwicklung. Trotz ihrer weitverbreiteten Nutzung und Bedeutung liegt die Zahl der wirklich empfehlenswerten Fachbücher für C deutlich hinter denen anderer Sprachen wie C++ zurück. Viele Entwickler greifen auf oberflächliche Einstiegsbücher zurück oder lernen die Sprache lediglich autodidaktisch, was häufig zu schwer wartbarem und unstrukturiertem Code führt. Genau an dieser Stelle setzt das Buch "Fluent C – Principles, Practices, and Patterns" von Christopher Preschern an und füllt eine deutliche Lücke in der technischen Literatur rund um C. Das Buch, erschienen im Jahr 2022 bei O'Reilly Media, umfasst 309 Seiten und richtet sich an C-Programmierer, die über die Basics hinaus tiefer in die Prinzipien und Muster eintauchen möchten, die den Code robuster, klarer und flexibler machen.
Der Autor konzentriert sich dabei nicht auf abstrakte Sprachtheorie, sondern auf praktische Designmuster sowie Prinzipien, die sich in realen Projekten bewährt haben. Der Aufbau des Buches ist klar strukturiert: etwa 50 Muster verteilen sich auf neun Kapitel und schließen mit zwei ausführlichen Beispielen ab, die zeigen, wie diese Muster in größeren Subsystemen – etwa einem Logger oder einem Benutzerverwaltungssystem – zum Einsatz kommen. Die Kapitel gliedern sich in Themenbereiche wie Fehlerbehandlung, Funktions-Ein- und Ausgabe, Laufzeitflexibilität und physisches Design. Jedes Muster ist nach einem einheitlichen Schema dargestellt: Es beginnt mit dem Kontext, beschreibt das Problem, bietet eine Lösung an, erläutert die Konsequenzen der Lösung, nennt bekannte Anwendungsfälle und schließt mit praktischen Codebeispielen ab. Dieses Vorgehen macht es einfacher, die Muster zu verstehen und gezielt in eigenen Projekten einzusetzen.
Ein besonders interessanter Aspekt ist die Behandlung von Fehlerbehandlungsstrategien in C, die aufgrund des Fehlens von Ausnahmen oder strukturierten Bindungen in C eine Herausforderung darstellen. Eines der Muster mit dem Titel „Special Return Values“ beschreibt einen pragmatischen Ansatz, um Fehler mittels spezieller Rückgabewerte zu signalisieren. Hier verwendet man beispielsweise NULL oder andere besondere Werte, um auf Fehlerzustände hinzuweisen, anstatt sich ausschließlich auf externe Fehlercodes oder globale Variablen zu verlassen. Dieses Muster zeigt sowohl die Stärken als auch die Grenzen der C-Fehlerbehandlung auf und enthält zudem praktische Beispiele, wie man damit umgehen kann, ohne den Code unnötig zu verkomplizieren. Ein weiteres wertvolles Kapitel befasst sich mit Iteratoren, speziell mit einem sogenannten „Cursor Iterator“, der die Abstraktion von Traversierungsmethoden über verschiedene Datenstrukturen hinweg ermöglicht.
Dieses Muster erleichtert es, unabhängig von der zugrundeliegenden Datenstruktur unterschiedliche Container zu durchlaufen, ohne die interne Implementierung zu kennen. Das Buch geht sogar so weit, Thread-Safety in diesem Kontext zu diskutieren, was insbesondere in multithreaded Anwendungen von Bedeutung ist. Das Buch überzeugt durch seinen breiten inhaltlichen Fokus. Es deckt grundlegende Themen ab, die für jeden ernsthaften C-Programmierer von Interesse sind, und bringt diese in einen schlüssigen Zusammenhang mit Konzepten des Software-Designs. Dabei verzichtet der Autor bewusst darauf, C++-Features in C zu simulieren.
Dennoch stellt sich im Verlauf des Lesens gelegentlich die Frage, warum manche Entwickler versuchen, moderne Objektorientierung oder Exceptions aus C++ in C nachzubilden, anstatt die Kompatibilität der beiden Sprachen dafür zu nutzen. Ein Kritikpunkt am Buch ist das Fehlen eines Kapitels, das sich umfassend mit Testmethoden beschäftigt. Obwohl Fehlerbehandlung mehrfach behandelt wird, fehlt der eingehende Blick auf Teststrategien, die doch ein essenzieller Bestandteil eines nachhaltigen Softwareentwicklungsprozesses sind. Ebenso findet sich keinerlei tiefgreifende Diskussion um datengetriebenes Design, das gerade im Kontext großer, modularer Anwendungssysteme an Bedeutung gewinnt. Das Buch behandelt zwar die Speicherorte von Daten (etwa global, statisch, auf dem Stack oder Heap), jedoch ohne auf fortgeschrittene Konzepte einzugehen.
Besonders kritisch bewertet wird das Muster „Lazy Cleanup“, das Ressourcen durch das Vernachlässigen der Aufräumarbeiten überlässt und stattdessen auf das Betriebssystem vertraut. Dies kann zwar bei trivialen Anwendungen praktisch sein, birgt jedoch Risiken in komplexeren Umgebungen, bei denen Ressourcenmanagement zentral für Stabilität und Performance ist. Auch der Stil der im Buch enthaltenen Diagramme erregt gemischte Reaktionen. Die handgezeichnete Optik ist zwar selten zu sehen, kann für manche Leser jedoch unprofessionell wirken und ablenken. Dies mindert allerdings nicht die inhaltliche Qualität des Buchs.
Nichtsdestotrotz hinterlässt das Buch einen positiven Eindruck. Es ist gut geschrieben, praxisorientiert und verfügt über eine klare Struktur. Es füllt eine vorhandene Lücke im Angebot der C-Fachliteratur und vermittelt wertvolle Muster, deren Kenntnis sich gerade beim Aufbau großangelegter, sauber strukturierter Software als unverzichtbar erweist. Leider wird wohl ein großer Teil der Programmierer, die von einem fundierten Verständnis profitieren könnten, das Buch nicht lesen. Dies liegt zum einen an der verbreiteten Meinung, C sei eine einfache Sprache, zum anderen an der Tendenz, sich schnell mit Basiswissen zufriedenzugeben.
Zusammenfassend ist "Fluent C – Principles, Practices, and Patterns" ein empfehlenswertes Werk für alle, die ihre Fähigkeiten in der Programmiersprache C vertiefen und über den Tellerrand einfacher Syntax hinausblicken wollen. Es bietet eine umfassende Sammlung von Designmustern und praktischen Lösungsansätzen für typische Probleme in C und hilft, qualitativ hochwertigen, wartbaren Code zu schreiben. In Zeiten, in denen Spaghetti-Code zu den größten Herausforderungen in der Softwareentwicklung zählt, stellt dieses Buch einen wichtigen Beitrag dar, um Entwickler dazu anzuregen, einen bewussteren, systematischeren Umgang mit C zu pflegen. Im Zeitalter der modernen Softwareentwicklung, in dem objektorientierte oder funktionale Paradigmen dominieren, mag C vielleicht weniger innovativ erscheinen. Doch gerade weil C so fundamental und oft als Basissprache fungiert, ist fundiertes Wissen darüber essenziell.