Die Rechnungslegungsbranche in den USA befindet sich in einer Phase tiefgreifender Veränderungen. Eine der bemerkenswertesten Entwicklungen ist die kürzliche Fusion zweier traditioneller Konkurrenten, Baker Tilly und Moss Adams. Beide Unternehmen gehören zur zweiten Ebene der amerikanischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, direkt unterhalb der bekannten Big Four. Die Fusion bringt nicht nur eine enorme Umsatzkraft von über drei Milliarden US-Dollar zusammen, sondern verdeutlicht auch, wie Private Equity die Branche nachhaltig umgestaltet und die Spielregeln neu definiert. Die Entscheidung zur Fusion wurde von den CEOs der beiden Unternehmen gemeinsam getragen, die in einem Interview die strategischen Vorteile hervorhoben, die aus der Zusammenführung resultieren.
Jeff Ferro, CEO von Baker Tilly, beschrieb die Partnerschaft als eine Möglichkeit, „eine Vielzahl neuer Werkzeuge und Kompetenzen“ zu gewinnen, die das gemeinsame Angebot für Kunden erheblich erweitern würden. Dabei stellt diese Fusion nicht nur eine bloße Erweiterung dar, sondern vielmehr eine wichtige Reaktion auf die Herausforderungen und Chancen des heutigen Marktes. Der Zusammenschluss positioniert das neue Unternehmen als die sechstgrößte Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma in den USA, womit die Fusion die bisherigen Platzhirsche BDO, Grant Thornton und CLA übertrifft. Neben der Stärkung der Marktposition bietet der Deal eine massive Ausweitung der geografischen Präsenz. Während Moss Adams stark an der Westküste der USA verwurzelt ist, verfügt Baker Tilly traditionell über eine dominierende Präsenz im Osten und im Zentrum des Landes sowie über internationale Kundenbeziehungen.
Diese geographische Synergie ermöglicht es dem fusionierten Unternehmen, eine nationale Abdeckung anzubieten und Kunden über diverse Regionen hinweg effektiv zu betreuen. Darüber hinaus bringt die Fusion die Expertise aus verschiedenen Branchen und spezialisierten Beratungsleistungen zusammen. Beide Firmen haben individuelle Stärken in unterschiedlichen Branchensegmenten aufgebaut, die sich nun ergänzen. Diese Diversifizierung der Kompetenzen schafft neue Mehrwerte für Kunden, die zunehmend umfassendere und integrierte Lösungen suchen. Ein entscheidender Faktor hinter der Fusion ist die Rolle von Private Equity, die zunehmend die Struktur und Kultur der Rechnungslegungsbranche beeinflusst.
Bereits im Jahr 2024 hatte Baker Tilly einen signifikanten Anteil an das Private Equity Unternehmen Hellman & Friedman (H&F) und den Investmentpartner Valeas verkauft. Diese Transaktion war zu ihrer Zeit die größte im Sektor und ebnete den Weg für weiteres Wachstum und die strategische Ausrichtung auf Akquisitionen. Private Equity bringt einen zweischneidigen Effekt mit sich. Einerseits stellt die externe Kapitalzufuhr notwendige finanzielle Mittel zur Verfügung, die Investitionen in Technologie, Datenanalyse und digitale Innovationen ermöglichen. Innovativere Tools und verbesserte Datenkapazitäten sind heute unverzichtbar, um in der dynamischen und zunehmend automatisierten Welt der Wirtschaftsprüfung konkurrenzfähig zu bleiben.
Andererseits verändert die Beteiligung von Private Equity die traditionelle Eigentümerstruktur und Kultur vieler Kanzleien. Historisch gesehen waren Wirtschaftsprüfungsgesellschaften häufig Partnerschaften, in denen die Partner sowohl Eigentümer als auch Entscheidungsträger waren. Gewinne wurden unmittelbar an die Partner ausgeschüttet und sie hatten direkten Einfluss auf die Geschäftsstrategie. Der Einstieg von Private Equity erfordert eine Abkehr von diesem Modell, da Investoren eine aktive Kontrolle und strategische Mitgestaltung fordern, um ihr Investment zu schützen und zu optimieren. Dies führt oft zu einem Kulturwandel, der nicht alle Partner und Mitarbeiter gleichermaßen begrüßen, aber in der Branche zunehmend unausweichlich ist.
Für Baker Tilly war das Wachstum durch Akquisition immer Teil der langfristigen Strategie, wie Jeff Ferro betonte. Die Bereitschaft von Hellman & Friedman, substanzielle Mittel zusätzlich zu investieren, untermauerte die Umsetzbarkeit und Attraktivität dieses Plans. Durch die Fusion mit Moss Adams wächst das Unternehmen nicht nur zahlenmäßig, sondern auch qualitativ – durch neue Kompetenzen und den Zugang zu unterschiedlichen Märkten wird die Wettbewerbsfähigkeit spürbar erhöht. Die Dynamik, die durch Private Equity in diese mittelgroßen Unternehmen einfließt, spiegelt einen breiteren Trend wider, der die gesamte Branche prägt. Der Wettbewerb wird härter, die Kundenanforderungen komplexer und die Notwendigkeit zur Digitalisierung und Innovation dringlicher.
Die Eigentümerstrukturen verändern sich, und damit auch Governance-Modelle und Arbeitsweisen. Unternehmen wie Baker Tilly und Moss Adams, die auf diese Veränderungen proaktiv reagieren, positionieren sich klar für die Zukunft. Die Fusion zeigt auch, wie regionale Spezialisierungen und Marktsegmente durch strategische Partnerschaften überwunden werden können. Indem die unterschiedlichen geografischen Schwerpunkte der beiden Firmen zusammengeführt werden, entsteht eine landesweite Präsenz, die für Kunden attraktiv ist, die flächendeckende Beratung und Expertise benötigen. Gleichzeitig profitieren die fusionierten Unternehmen voneinander durch den Transfer von Know-how und durch Synergien bei Produkten und Dienstleistungen.
Für Kunden bedeutet die Zusammenführung von Baker Tilly und Moss Adams nicht nur Zugang zu einem größeren Netzwerk, sondern auch zu einem breiteren Portfolio an Beratungs- und Prüfungslösungen. Dies ist in einem Marktumfeld, das von technologischen Fortschritten und schnell wechselnden regulatorischen Anforderungen geprägt ist, ein entscheidender Vorteil. Innovationen im Bereich Datenanalyse, automatisierter Prüfungsprozesse und spezialisierter Beratungsfelder sind außerhalb großer Konzerne oft schwer zu realisieren, weshalb die zusätzliche Ressourcenbasis durch Private Equity und Fusionen extrem wertvoll ist. Insgesamt verdeutlicht die Fusion von Baker Tilly und Moss Adams die tiefgreifenden Veränderungen in der Rechnungslegungsbranche. Private Equity fungiert als Katalysator für Wachstum, Digitalisierung und die Modernisierung von Geschäftsmodellen.
Gleichzeitig rückt die Kultur traditioneller Partnerschaftsstrukturen in den Fokus, da neue Eigentumsverhältnisse und Entscheidungsprozesse eingeführt werden. Dieser Wandel ist nicht ohne Herausforderungen. Die Integration zweier großer Organisationen erfordert Feingefühl und eine klar definierte Strategie, um interne Synergien zu heben und kulturelle Unterschiede zu überwinden. Die CEOs beider Unternehmen zeigen sich jedoch optimistisch, dass die Fusion allen Beteiligten und vor allem den Kunden nachhaltigen Mehrwert bringen wird. Die neue Entität mit rund 11.