Visual Basic war für viele Programmierer der erste richtige Einstieg in die Welt der Softwareentwicklung. In den 90er Jahren und auch Anfang der 2000er Jahre wurde diese Sprache von Microsoft weltweit eingesetzt, um Windows-Anwendungen schnell und unkompliziert zu entwickeln. Gerade weil Visual Basic eine visuelle Entwicklungsumgebung bot, konnten Entwickler auf einfache Weise Benutzeroberflächen gestalten und Programme zusammenstellen. Für viele war Visual Basic das Tool, mit dem sie produktiv werden konnten – oft in nur wenigen Minuten war eine einfache, aber funktionale Anwendung erstellt. Dieses Erlebnis ist für viele heutige Entwickler kaum noch reproduzierbar und wirft die Frage auf, warum Visual Basic trotz seiner Schwächen heute oft vermisst wird.
Während moderne Entwicklungsumgebungen viele mächtige Möglichkeiten bieten, wirken sie für Einsteiger oder Schnellschüsse häufig komplizierter und zeitraubender als Visual Basic es jemals war. Visual Basic zeichnete sich durch seine einzigartige Verbindung von Programmieren und Design aus. Man konnte einfach per Drag-and-Drop Formularelemente wie Buttons, Textfelder oder Listen platzieren und anschließend durch einfache Codezeilen die Funktionalität hinzufügen. Diese Kombination erlaubte es, auch ohne tiefgehende Programmierkenntnisse rasch sichtbare Ergebnisse zu erzielen. In einer Welt, in der viele heute von Frameworks, APIs und komplexen Build-Prozessen sprechen, wirkte Visual Basic geradezu unbeschwert und leicht zugänglich.
Es war eine Sprache für den pragmatischen Entwickler, der schnell eine echte Anwendung bauen wollte, ohne sich in komplexen Konzepten zu verlieren. Linus Torvalds, der berühmte Entwickler des Linux-Kernels, äußerte sich einst zu Visual Basic und stellte heraus, dass die einfache Datenbankschnittstellen-Integration in Visual Basic einen einzigartigen Stellenwert einnahm. Obwohl er nicht behauptete, dass Visual Basic eine großartige Sprache war, war für ihn der einfache und direkte Datenbankzugriff ein fundamentaler Vorteil, der sogar der damaligen Objektorientierung überlegen war. Dieses Lob zeigt, wie wichtig die einfache Nutzbarkeit einer Entwicklungsumgebung ist, auch wenn sie nicht den besten oder elegantesten Code erzeugt. Viele Entwickler der Visual-Basic-Ära erinnern sich daran, wie schnell und unkompliziert sie Datenbankanwendungen bauen konnten, ohne sich mit aufwendigen Frameworks oder Sprachen herumschlagen zu müssen.
Die Geschichte von Visual Basic ist eng mit der von Windows und Microsoft verbunden. Visual Basic 3 war für viele der Einstiegspunkt, der das Programmieren zum Leben erweckte. Man lernte nicht mit kunstvollen Konzepten, sondern mit greifbaren Ergebnissen, die man sofort nutzen konnte. Auch wenn die Sprache nicht immer konsistent war und oft kritisch betrachtet wurde, erfüllte sie ihren Zweck auf nahezu ideale Weise. Visual Basic 6 war die letzte große Version, bevor Microsoft versuchte, das Konzept mit .
NET zu modernisieren und damit viele alte Nutzer verunsicherte. Die Umstellung brachte viele Änderungen, die nicht jedem gefielen und oft eine steilere Lernkurve bedeuteten. Viele Entwickler drehten sich von Visual Basic ab, um sich anderen Technologien zu widmen, unter anderem Webentwicklung mit PHP oder Delphi. Im Vergleich zu Visual Basic wirken heute viele moderne IDEs und Frameworks fast schon unübersichtlich. Wer versucht, eine einfache Anwendung auf Mac oder Windows mit Xcode, SwiftUI oder gar mit Python zu erstellen, starrt oft auf leere Leinwände ohne vorgefertigte Lösungen.
Die Freiheit, alles selbst gestalten zu müssen, kombiniert mit der Komplexität moderner Toolchains, ist für viele Anwender eher erschlagend. Visual Basic bot hingegen ein fertiges Ökosystem, wo Form und Funktion unmittelbar zusammenpassten. Das Ergebnis sah immer wie eine echte Windows-Anwendung aus – was heute vielfach vermisst wird, da viele moderne Apps eher minimalistisch oder unpersönlich wirken. Der Entwicklungsprozess selbst war bei Visual Basic ein großer Vorteil. Die schnelle Iteration, das sofortige Feedback und die Nahtlosigkeit zwischen Design und Code sorgten für Motivation und Produktivität.
Gerade Menschen, die kein Vollzeit-Programmierer waren, konnten mit Visual Basic sinnvolle Projekte verwirklichen. Das führte dazu, dass die Sprache in Schulen, Unternehmen und bei Hobbyentwicklern gleichermaßen verbreitet war. Visual Basic hat auf diese Weise vielen Menschen den Zugang zur Softwareentwicklung erleichtert und eine breite Nutzerbasis geschaffen, die sich oft auch heute noch nostalgisch an diese Zeit erinnert. Heutige Entwickler setzen oft auf Programmiersprachen wie Python, JavaScript oder C#. Diese bieten viele Vorteile, aber sie sind häufig für Einsteiger schwerer zu durchdringen.
Auch im Bereich der visuellen Programmentwicklung gibt es zwar einige Werkzeuge, doch erreichen sie nicht den einfachen Ansatz von Visual Basic. Manche Entwickler versuchen zwar, mit modernen Sprachen und Frameworks ähnliche visuelle Umgebungen nachzubauen, doch dabei stoßen sie oft auf Schwierigkeiten und Kompromisse, die den Produktionsprozess hemmen. Die berühmte Metapher von den „Schritten, um die Eule zu zeichnen“, beschreibt die Hürde auf dem Weg zu einem finalen Produkt sehr gut. Ohne spezialisierte Unterstützung oder Tricks wird der Prozess schnell frustrierend und zeitintensiv. Mit der fortschreitenden Entwicklung von Künstlicher Intelligenz öffnen sich allerdings neue Perspektiven.
KI-gestützte Tools könnten helfen, die komplexen Zwischenschritte in Entwicklungsprojekten zu vereinfachen. Beispielsweise könnten AI-Assistenzsysteme dabei helfen, Code zu generieren, Umgebungen einzurichten oder Designvorgaben automatisch umzusetzen. Das könnte den Weg zu einer neuen Art von visuellem und effizienten Programmieren ebnen, ähnlich wie Visual Basic es einst geschafft hat. Noch ist unklar, wie weit diese Technologien wirklich helfen werden und ob sie auch den Charme und die Einfachheit von Visual Basic vermitteln können. Für viele Entwickler wäre es jedoch eine willkommene Abwechslung von der derzeitigen komplexen Werkzeuglandschaft.
Abschließend lässt sich sagen, dass Visual Basic weit mehr war als nur eine veraltete Programmiersprache. Es war eine Entwicklungsumgebung, die den Einstieg erleichterte, die Produktivität steigerte und vielen Menschen den Weg zu eigenen Anwendungen ebnete. Obwohl die Welt der Softwareentwicklung sich stark gewandelt hat und heutige Technologien mächtiger und vielseitiger sind, fehlt vielen Programmierern das unmittelbare Erfolgserlebnis und der intuitive Zugang, den Visual Basic bot. Die Sehnsucht nach Visual Basic ist daher nicht nur eine nostalgische Erinnerung, sondern ein Hinweis darauf, dass einfache, visuelle und schnelle Entwicklungswerkzeuge auch in Zukunft gefragt sein werden. Die Herausforderungen liegen darin, diese Tugenden mit modernen Anforderungen an Design, Performance und Plattformunabhängigkeit zu verbinden.
Bis dahin bleibt Visual Basic ein geschätztes Symbol einer Ära, in der Programmieren deutlich zugänglicher war als heute.