Ethereum, eine der führenden Blockchain-Plattformen weltweit, steht erneut vor einer bedeutenden Veränderung, die das Potenzial hat, das Netzwerk grundlegend zu skalieren und mit anderen leistungsstarken Konkurrenten zu konkurrieren. Die Rede ist von der Ethereum Improvement Proposal 9698, kurz EIP-9698, einer innovativen Idee des Forschers Dankrad Feist, die das Gas-Limit des Netzwerks drastisch anheben will. Die Umsetzung dieser Vorschläge könnte zu einer beeindruckenden Steigerung der Transaktionen pro Sekunde (TPS) führen, möglicherweise bis zu 2.000 TPS – eine enorme Verbesserung gegenüber dem aktuellen Stand. Doch was genau steckt hinter EIP-9698, wie funktioniert die vorgeschlagene Gas-Limit-Erhöhung und was bedeutet dies für die Zukunft von Ethereum? Für ein tieferes Verständnis ist es hilfreich, zunächst einen Blick auf die aktuelle Situation zu werfen.
Ethereum’s Gas-Limit und die Bedeutung für die Skalierung Das Gas-Limit in Ethereum ist ein zentrales Konzept, das bestimmt, wie viele Transaktionen und wie viel Rechenarbeit ein Block maximal enthalten kann. Aktuell liegt das Gas-Limit bei etwa 36 Millionen, was Ethereum erlaubt, ungefähr 14 bis 20 Transaktionen pro Sekunde zu verarbeiten. Diese Kapazität stellt für viele Anwendungen des Netzwerks eine Grenze dar und trägt dazu bei, dass Ethereum in Sachen Geschwindigkeit oft hinter anderen Blockchains wie Solana zurückbleibt, die beeindruckende 800 bis über 1.000 TPS erreichen können und theoretisch sogar bis zu 65.000 TPS möglich sind.
Die derzeitige Methode zur Erhöhung des Gas-Limits basiert auf einem flexiblen Entscheidungsprozess durch Miner oder Betreiber, der jedoch nicht zentral koordiniert ist. Dies führt in der Praxis oft zu vorsichtigen, langsamen oder gar stagnierenden Erhöhungen. Die Folge sind Engpässe bei der Verarbeitung, höhere Gebühren und eine eingeschränkte Benutzererfahrung, besonders wenn das Netzwerk stark ausgelastet ist. EIP-9698: Ein strukturierter und exponentieller Ansatz Hier setzt EIP-9698 an, indem es ein klar definiertes, deterministisches und exponentielles Wachstum des Gas-Limits vorsieht. Der Vorschlag zielt darauf ab, das Gas-Limit innerhalb von vier Jahren um das 100-fache zu erhöhen, also von 36 Millionen auf etwa 3,6 Milliarden, sodass ein Block rund 6.
000 Transaktionen fassen kann. Dieses Wachstum soll schrittweise und vorhersagbar erfolgen, gesteuert über sogenannte Beacon Chain Epochs – ein Zeitrahmen im Ethereum-Netzwerk zwischen Blöcken. Die Idee ist, dass das Gas-Limit alle etwa zwei Jahre um den Faktor zehn steigt, was bedeutet, dass alle circa 164.250 Beacon Chain Epochs eine bedeutende Erhöhung stattfinden würde. Diese Planung sorgt für Transparenz und Vorhersehbarkeit, sowohl für Netzwerkteilnehmer als auch für Entwickler.
Dankrad Feist erklärt, dass Ethereum-Klienten standardmäßig so konfiguriert sein werden, dass sie dieser exponentiellen Wachstumsrate folgen, es jedoch weiterhin möglich bleibt, die Einstellungen manuell anzupassen oder die ursprüngliche Methode beizubehalten. Damit bietet der Vorschlag einen flexiblen, aber strategisch kontrollierten Weg zur Skalierung. Die Vorteile dieser Neuerung zeichnen sich deutlich ab. Eine so massive Steigerung des Gas-Limits würde nicht nur zu einer Erhöhung der theoretischen Transaktionskapazität auf bis zu 2.000 TPS führen, sondern auch die Netzwerkgebühren senken und die Fähigkeit des Netzwerks verbessern, dezentrale Anwendungen (DApps), DeFi-Plattformen und andere Services mit höherem Transaktionsvolumen effizienter zu bedienen.
Technische Herausforderungen und Sicherheitsaspekte Eine so signifikante Erhöhung des Gas-Limits bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Insbesondere besteht die Sorge, dass eine schnellere Verarbeitung und größere Blockgrößen Nodes, also Netzwerkteilnehmer, die die Blockchain speichern und validieren, überfordern könnten. Langsamere Blockpropagation und eine größere Last für weniger optimierte Nodes könnten theoretisch die Dezentralisierung oder Sicherheit des Netzwerks gefährden. Feist betont jedoch, dass die graduellen und gut geplanten Erhöhungen ausreichend Zeit lassen sollen, damit Entwickler und Node-Betreiber ihre Infrastruktur entsprechend anpassen können. Hardware- und Protokolloptimierungen sind daher integraler Bestandteil des vorgeschlagenen Skalierungswegs.
Diese vorausschauende Planung minimiert Risiken und stellt sicher, dass die Skalierung kontrolliert und nachhaltig bleibt. Wettbewerbsfähigkeit von Ethereum und langfristige Perspektiven Mit der Einführung von EIP-9698 könnte Ethereum seine Position im Blockchain-Ökosystem stärken und den Rückstand bei der Transaktionskapazität gegenüber Wettbewerbern wie Solana verringern. Neben der möglichen Steigerung auf 2.000 TPS adressiert der Vorschlag auch das Problem der Prognostizierbarkeit, was bisher durch die unkoordinierte Gas-Limit-Wahl der Miner erschwert wurde. Längerfristig betrachtet stellt EIP-9698 nur einen Teil einer umfassenderen Skalierungsstrategie dar, die andere Initiativen wie Layer-2-Lösungen, Sharding und Protokoll-Upgrades einschließt.
Erwähnenswert ist dabei der unmittelbar bevorstehende Pectra-Upgrade, der die Skalierung auf dem Layer 1 durch verbesserte Blob-Durchsatzraten, geringere Gebühren und optimierte Datenverwaltung unterstützt. Diese Kombination aus Layer-1- und Layer-2-Verbesserungen schafft ein solides Fundament für Ethereum’s Wachstum. Ferner gab es bereits Diskussionen und Vorschläge aus dem Ethereum-Umfeld wie die potenzielle Ablösung der Ethereum Virtual Machine (EVM) durch eine RISC-V-basierte Architektur, um langfristige Skalierbarkeit und Effizienz grundlegend zu verbessern. In diesem Kontext ist EIP-9698 als pragmatischer, mittelfristiger Ansatz zu sehen, der vorhandene Strukturen nutzt und auf ihnen aufbaut. Akzeptanz und Entwicklung der Community Da EIP-9698 nicht auf einem Konsensmechanismus basiert, sondern als Client-Standardfunktion implementiert werden soll, bleibt die Entscheidung bei den Entwicklern der Ethereum-Clients und den Node-Betreibern.
Dies ermöglicht einen graduellen, freiwilligen Übergang und erhält gleichzeitig die Rückwärtskompatibilität. Ethereum-Netzwerknutzer, die nicht auf die neuen Einstellungen umsteigen möchten, können weiterhin wie gewohnt arbeiten. Dies verhindert mögliche Fragmentierungen und erleichtert die Einführung. Die Diskussion innerhalb der Ethereum-Community zeigt größtenteils Zustimmung zu dem Vorschlag, insbesondere weil er klare Vorteile in Bezug auf Skalierbarkeit und Stabilität verspricht. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie schnell sich die Implementierung durchsetzt und wie Hardware- und Softwareentwickler auf die neuen Anforderungen reagieren.
Fazit: Ethereum auf dem Weg zu mehr Durchsatz und Skalierbarkeit EIP-9698 repräsentiert einen wichtigen Schritt in Ethereum’s Bemühungen, den Durchsatz signifikant zu steigern und die Transaktionskapazitäten an die Bedürfnisse einer wachsenden Nutzerbasis anzupassen. Mit einer vorhersagbaren, exponentiellen Erhöhung des Gas-Limits, die bis zu 2.000 TPS ermöglichen kann, stellt dieser Vorschlag eine vielversprechende Lösung dar, die technische, sicherheitsrelevante und organisatorische Aspekte berücksichtigt. Die Kombination aus technologischer Innovation, ausgeklügeltem Implementierungsplan und der Beibehaltung von Flexibilität und Rückwärtskompatibilität macht EIP-9698 zu einer zukunftsweisenden Initiative für die Ethereum-Blockchain. Während Herausforderungen in Bezug auf Node-Optimierung und Netzwerksicherheit nicht außer Acht gelassen werden dürfen, schafft die schrittweise Annäherung ausreichend Spielraum zur Anpassung.
Indem Ethereum so sein Gas-Limit umfassend und planbar erweitert, kann das Netzwerk nicht nur schneller und günstiger für Nutzer werden, sondern sich auch gegenüber Konkurrenzplattformen behaupten. Somit markiert EIP-9698 einen entscheidenden Meilenstein auf Ethereum’s Weg, die Blockchain-Technologie weiter zu demokratisieren und in einer verteilten, digitalen Welt neue Standards zu setzen.