Die Fortschritte der Lasertechnologie erreichen mit dem neuen ZEUS-Laser an der University of Michigan einen bislang unerreichten Höhepunkt. Mit einer Spitzenleistung von 2 Petawatt, was zwei Billiarden Watt entspricht, besitzt ZEUS nun den leistungsstärksten Laser der Vereinigten Staaten. Dieses bahnbrechende System markiert nicht nur einen technologischen Durchbruch, sondern ebnet auch den Weg für fundamental neue Forschungen in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Trotz der enormen Leistung, die wesentlich über dem Gesamtstromverbrauch ganzer Nationen liegt, wird die Energie nur über einen extrem kurzen Zeitraum freigesetzt – nämlich in einem Laserpuls, der lediglich 25 Billiardstel einer Sekunde dauert. Diese Kombination aus gigantischer Leistung und ultrakurzer Impulsdauer eröffnet vielfältige experimentelle Möglichkeiten, die zuvor undenkbar waren.
Unter der Leitung von Professor Karl Krushelnick am Gérard Mourou Center for Ultrafast Optical Science wurde der ZEUS-Laser so entwickelt, dass er nicht nur gewaltige Energien liefert, sondern auch flexibel genug ist, um mehrere parallel arbeitende Laserstrahlen auszuschicken. Dies erweitert die experimentellen Kapazitäten enorm und bietet Forschern die Möglichkeit, komplexe, aufeinander abgestimmte Versuche durchzuführen. Die ZEUS-Anlage ist als Nutzerzentrum konzipiert; Wissenschaftler aus den USA und dem Ausland können Forschungsvorhaben einreichen, die einer unabhängigen Begutachtung unterliegen. Die Offenheit des Systems fördert neue Ideen und Innovationen innerhalb der internationalen Forschungsgemeinschaft. Ein zentrales Anwendungsfeld von ZEUS ist die Erzeugung hochenergetischer Elektronenstrahlen mittels Laserpulsen.
Franklin Dollar, Professor für Physik und Astronomie an der University of California, Irvine, und sein Team führen das erste offizielle Experiment am ZEUS-Laser durch. Ziel ist es, Elektronenenergien zu erzeugen, die bisher nur mit Teilchenbeschleunigern über Hunderte von Metern Länge möglich waren. Durch den Einsatz von zwei getrennten Laserstrahlen wird ein Leitkanal gebildet, durch den die Elektronen mit enormer Geschwindigkeit beschleunigt werden. Dieses Verfahren, bekannt als „Wakefield Acceleration“, basiert auf der Wechselwirkung des Laserpulses mit einem gasförmigen Zielmedium – meist Helium. Durch das Erzeugen eines Plasmas werden Elektronen aus ihren Atomverbänden gelöst und reiten wie Wellenreiter auf der Plasmawelle hinter dem Puls her.
Dieses innovative Konzept ermöglicht deutliche Kürzungen der Beschleunigerlänge und Aufwand bei gleichzeitig höheren erreichbaren Energien. Der ZEUS-Laser zeichnet sich vor allem durch seine sorgfältige technische Umsetzung aus. In einem Raum von der Größe einer Schulsporthalle werden zunächst infrarote Laserpulse erzeugt und mittels spezieller moderner Optiken in Zeit und Raum komprimiert und fokussiert. Die dafür eingesetzten titan-dotierten Saphirkristalle sind einzigartige, beinahe sieben Zoll im Durchmesser große Unikate, deren Herstellung mehrere Jahre in Anspruch nahm. Diese Kristalle verstärken den Laserimpuls so stark, dass die finale Energie nahezu unvorstellbare Dimensionen annimmt.
Nach mehreren Verstärkungsstufen wird der Puls auf eine Größe von nur 0,8 Mikrometern fokussiert, was die immense Leistungsdichte ermöglicht. Diese Leistungsdichte ist so hoch, dass sie selbst Luft in Plasma verwandeln kann, weshalb der Fokus streng kontrolliert und in Ultrahochvakuumbedingungen operiert wird. Trotz der Modernität und Komplexität des Systems war der Weg zur Erreichung der 2-Petawatt-Leistung mit Herausforderungen verbunden. Insbesondere das Handling der optischen Bauteile erforderte intensive Forschung und Entwicklung. Die hohen Intensitäten führten zu Ablagerungen von Kohlenstoff auf den optischen Gittern, die die Lichtstreuung beeinflussten und potenziell die Bauteile schädigen konnten.
Die ZEUS-Teams mussten daher genaue Wartungszyklen etablieren, um maximale Lebensdauer der Komponenten zu gewährleisten. Solche Herausforderungen sind typisch für Hochleistungsanlagen und zeugen vom technologischen Fortschritt, der durch kontinuierliche Optimierungen realisiert wird. Die Bedeutung des ZEUS-Lasers erstreckt sich weit über die Physik hinaus. Die Anwendungen reichen von innovativen bildgebenden Verfahren in der Medizin bis hin zu Materialien mit bisher unerreichter Präzision und Eigenschaften. In der Krebsbehandlung und anderen Therapien könnte die präzisere Strahlenführung genutzt werden, um gesünderes Gewebe zu schonen und gleichzeitig die Wirksamkeit der Behandlung zu erhöhen.
Ebenso bieten die enormen elektrischen Felder und Energiedichten neue Einblicke in astrophysikalische Prozesse, die unter extremen Bedingungen ablaufen, beispielsweise bei schwarzen Löchern oder in Supernovae. Mit dem Ziel, den Laser in Zukunft auf 3 Petawatt zu erweitern, arbeitet das Team kontinuierlich an der Nachrüstung der Anlage. Sobald der nächste titan-dotierte Saphirkristall installiert ist, wird der ZEUS-Laser zu einem der wenigen 3-Petawatt-Laser weltweit avancieren. Eine wichtige geplante Demonstration konzentriert sich auf sogenannte Gegenkollisionsexperimente, bei denen die beschleunigten Elektronen auf Laserpulse mit entgegengesetzter Richtung treffen. Dieses Szenario wird einen in der Bewegung der Elektronen noch viel höheren scheinbaren Kraftimpuls erzeugen, theoretisch vergleichbar mit einer Leistung im Zettawatt-Bereich – einer Stufe, die das System auch namenstechnisch kennzeichnet: Zettawatt Equivalent Ultrashort laser pulse System (ZEUS).
Die flexible Betriebsweise und die Aufteilungsmöglichkeit der Laserstrahlen macht ZEUS zu einem unverzichtbaren Forschungsinstrument, das im Vergleich zu großen Einrichtungen wie Teilchenbeschleunigern oder dem National Ignition Facility deutlich mehr Agilität und Effizienz bietet. Die Anlage kann schneller auf neue Ideen reagieren und neue Experimente innerhalb kurzer Zeit umsetzen. Diese Kombination aus höchster Leistung, Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit positioniert ZEUS als Herzstück der US-amerikanischen High-Field-Forschung und fördert den wissenschaftlichen Fortschritt maßgeblich. Weiterhin stärken Projekte wie ZEUS die Innovationskraft in den USA und bieten viele wirtschaftliche Chancen durch neuartige Technologien und Entwicklungsmöglichkeiten. Die National Science Foundation als Förderorganisation hebt besonders den Beitrag zur Erweiterung des menschlichen Wissens hervor, der mit neuen bildgebenden Verfahren, verbesserten Therapien und fortschrittlichen Materialuntersuchungen verbunden ist.
Internationale Kooperationen und der Austausch von Wissen und Ideen fördern nicht nur die Wissenschaft, sondern stärken auch die Stellung der USA als führende Nation in der Hochleistungslaserforschung. Zusammenfassend stellt der ZEUS-Laser an der University of Michigan einen bedeutenden Quantensprung in der Lasertechnologie und den damit verbundenen Forschungsfeldern dar. Mit seinen 2 Petawatt Leistung legt er die Grundlagen für eine Vielzahl von Anwendungen und experimentellen Durchbrüchen, die sowohl grundlegend als auch technologisch von hoher Relevanz sind. Die Kombination aus internationaler Nutzerplattform, innovativer Technik und visionären Forschungsprojekten macht ZEUS zu einer der spannendsten Errungenschaften der modernen Wissenschaft und verspricht, die Grenzen des Wissens und Könnens noch in den kommenden Jahren weiter zu verschieben.