Die Suche nach nachhaltigen und leistungsfähigen Energiespeichern treibt Forscher weltweit an, insbesondere im Bereich der sauberen Mobilität. Die Entwicklung einer Brennstoffzelle auf Basis von Natriummetall könnte deutliche Fortschritte ermöglichen und ist derzeit ein Thema intensiver Forschung am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Diese neue Technologie hat das Potenzial, fossile Brennstoffe in Sektoren zu ersetzen, in denen deren Verzicht bislang besonders herausfordernd ist – etwa bei der regionalen Luftfahrt, dem Schienenverkehr und dem Kurzstreckenschiffstransport. Die Natriummetall-Brennstoffzelle unterscheidet sich grundlegend von den etablierten Lithium-Ionen-Batterien. Während Lithium-Ionen-Batterien in vielen Anwendungen bereits heute verbreitet sind, stoßen sie insbesondere in Bezug auf Energiedichte, Gewicht und Ladedauer an Grenzen.
Die neue Brennstoffzelle von Forschern unter der Leitung von Professor Yet-Ming Chiang setzt dagegen auf die Nutzung von flüssigem Natrium als Energieträger. Dieses Metall ist nicht nur deutlich reichlicher vorhanden und kostengünstiger als Lithium, sondern die Technologie verspricht auch eine wesentlich höhere Energiedichte. Ein entscheidender Vorteil ist die Funktionsweise der Natrium-Brennstoffzelle, die eher mit der von Wasserstoff-Brennstoffzellen vergleichbar ist als mit klassischen Batterien. Hierbei werden chemische Reaktionen genutzt, um kontinuierlich elektrische Energie zu erzeugen, indem frische Brennstoffe zugeführt und Reaktionsprodukte abgeführt werden – ein Ladeprozess im herkömmlichen Sinn entfällt. Das Konzept erleichtert den Einsatz in Fahrzeugen, bei denen schnelles Betanken und hohe Reichweite besonders wichtig sind.
Technisch arbeitet die Brennstoffzelle bei vergleichsweise moderaten Temperaturen zwischen 110 und 130 Grad Celsius, was den Betrieb auf Flugzeugen und Schiffen realistischer macht als beispielsweise bei wasserstoffbasierten Systemen, die oft extremen Druck oder tiefste Temperaturen benötigen. Darüber hinaus bietet die Brennstoffzelle eine theoretische Energiedichte von etwa 1200 Wattstunden pro Kilogramm, was den bisherigen Lithium-Ionen-Technologien um ein Vielfaches überlegen ist. Die Wahl des Natriummetalls ist dabei nicht zufällig: Natrium ist weltweit reichlich vorhanden und kann aus dem allgegenwärtigen Kochsalz gewonnen werden. Die Herstellungskosten könnten dadurch im Vergleich zu Lithium deutlich gesenkt werden, was eine wirtschaftliche Grundlage für den großflächigen Einsatz schafft. Gleichzeitig bestehen Parallelen zur früheren Produktion von Natrium, da es historische Anwendung in industriellen Herstellungsprozessen gab, etwa bei der Produktion von bleihaltigem Benzin.
Eine der größten Herausforderungen bei Natriummetall-Brennstoffzellen liegt in Sicherheitsaspekten, da Natrium äußerst reaktionsfreudig ist, insbesondere in Kontakt mit Wasser. Forschende um Yet-Ming Chiang haben dem Problem mit einer speziell entwickelten Zellkonstruktion begegnet, die dafür sorgt, dass das bei der Reaktion entstehende Wasser kontinuierlich entfernt wird. Außerdem kommt ein keramischer Festelektrolyt zum Einsatz, der einen direkten Kontakt von Wasser mit dem Natriummetall verhindert und die Sicherheit des Systems maßgeblich erhöht. Neben der Brennstoffzelle selbst beschäftigt sich das Team mit dem Umgang der bei der Reaktion entstehenden Nebenprodukte, insbesondere Natriumhydroxid, besser bekannt als Lauge oder Ätznatron. Dieses Produkt hat scharfe chemische Eigenschaften und wird in verschiedenen industriellen Prozessen eingesetzt.
Die Forscher unterbreiten Vorschläge, die Nebenprodukte entweder umweltschonend in die Atmosphäre oder das Meer abzugeben, wobei das beißende Natriumhydroxid mit Kohlendioxid reagiert und so zur Kohlenstoffbindung beiträgt, oder die Substanz in einem geschlossenen Kreislauf zu recyceln und weiterzuverwenden. Die Kombination aus hoher Leistung, relativ geringen Sicherheitsrisiken und Kostenvorteilen durch die Verfügbarkeit von Natrium machen diese Brennstoffzelle zu einer vielversprechenden Option für Anwendungen, bei denen schwere Batterien oder der Umgang mit Wasserstoff problematisch sind. Besonders die Sektoren, in denen eine hohe Energiedichte bei kompakter Bauweise entscheidend ist, würden erheblich von der Technologie profitieren. Mit der Gründung des Startups Propel Aero wird die Kommerzialisierung der Technologie vorangetrieben. Unterstützung erhält das Projekt durch Förderprogramme wie das ARPA-E Propel-1K-Programm, das sich auf leistungsstarke Energiespeicher für den Verkehrssektor fokussiert.
Neben der Entwicklung größerer Systeme für Flugzeuge und Schiffe steht die Erprobung kleinerer Anwendungen, wie der Antrieb von Drohnen, auf der Agenda. Schon innerhalb eines Jahres wollen die Forscher funktionstüchtige Prototypen zum Fliegen bringen. Trotz des großen Potenzials stehen noch weitere Herausforderungen an. Die Langzeitstabilität und Lebensdauer der Brennstoffzellen müssen im Praxisbetrieb getestet und optimiert werden. Zudem gilt es, die Produktionskapazitäten für Natriummetall deutlich zu erhöhen und eine entsprechende Infrastruktur für die Betankung und Wartung der Fahrzeuge aufzubauen.
Experten aus der Forschung zeigen sich dennoch zuversichtlich. Die Idee, Natriummetall als Energieträger in Brennstoffzellen zu verwenden, ist innovativ und könnte tatsächlich entscheidend dazu beitragen, die Versorgung mit sauberer Energie im Verkehr grundlegend zu verändern. Gleichzeitig deutet die Forschung darauf hin, dass solche Systeme im Vergleich zu Wasserstoffzellen möglicherweise leichter und sicherer zu handhaben sind – zwei wichtige Eigenschaften für eine breite Akzeptanz. Die Einführung dieser Technologie könnte eine nachhaltige Alternative für energieintensive Transportformen darstellen, die bisher schlecht auf elektrische Antriebe umgestellt werden konnten. Die Möglichkeit, Flugzeuge auf Kurzstrecken oder Schiffe emissionsarm zu betreiben, könnte Verkehrsemissionen signifikant reduzieren und damit einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Insgesamt steht mit der Natriummetall-Brennstoffzelle eine vielversprechende Technologie am Horizont, die mit ihrer hohen Energiedichte, relativ einfachen Handhabung und dem kostengünstigen Ausgangsmaterial Natrium den nächsten Schritt in der Entwicklung sauberer Antriebssysteme markieren könnte. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie schnell und in welchem Ausmaß sich diese Innovation in der Praxis etablieren kann – mit der Chance, die Mobilität von Morgen deutlich klimafreundlicher zu gestalten.