Die Medienlandschaft befindet sich im Umbruch, doch eine bestimmte Debatte gewinnt zunehmend an Bedeutung: die Frage, wie Diversity, Equity und Inclusion – kurz DEI – in großen Medienunternehmen umgesetzt und von staatlicher Seite bewertet werden. Besonders aktuell ist diese Diskussion im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme von Paramount durch Skydance, einem Deal im Wert von 8 Milliarden US-Dollar, welcher sich gerade unter kritischer Beobachtung der Federal Communications Commission (FCC) befindet. Die FCC prüft, ob der Zusammenschluss im „öffentlichen Interesse“ liegt, ein Begriff, der zwar vage ist, aber für die Genehmigung entscheidend sein kann. Dabei wird die aus Sicht der aktuellen FCC-Führung als problematisch eingestufte DEI-Strategie zum Zünglein an der Waage – vor allem unter der Leitung von Brendan Carr, einem konservativen, von Donald Trump eingesetzten Kommissionsvorsitzenden, der DEI-Programme strikt ablehnt. Der Konflikt zwischen DEI und öffentlichem Interesse zeigt eine komplizierte Realität auf: Große Medienunternehmen werden zunehmend dazu gedrängt, ihre Einstellungs- und Unternehmenspolitik den gewünschten regulatorischen Vorstellungen anzupassen.
Dabei verlangt die FCC öffentlich, dass Unternehmen wie Skydance und Paramount ihre DEI-Praktiken aufgeben müssen, um eine Genehmigung für Fusionen zu erhalten. Dies berührt heikle Themen rund um die Bedeutung von Vielfalt und Gleichberechtigung in der Arbeitswelt, insbesondere in der Medienbranche, die traditionell als Vorreiter solcher Initiativen gilt. Skydance mit seiner Führung unter David Ellison, Sohn von Larry Ellison, dem Gründer von Oracle und bekanntem Trump-Vertrauten, steht bereit, die DEI-Politik komplett zu überdenken. Quellen zufolge ist das Management von Skydance wenig geneigt, an den bisherigen DEI-Vorgaben festzuhalten und sieht in der Aufgabe dieser Programme eine notwendige Maßnahme für den Erfolg der Fusion. Diese Haltung ist allerdings nicht branchenweit selbstverständlich.
Große Konzerne wie Disney, die in der Vergangenheit DEI rigoros integriert und als Bestandteil ihrer Markenverantwortung und Unternehmensidentität betrachtet haben, stehen vor der großen Herausforderung, ihre politischen und gesellschaftlichen Werte mit den aktuellen regulatorischen Anforderungen in Einklang zu bringen. Die Debatte um DEI im Medienbereich reicht weit über personelle und kulturelle Fragen hinaus. DEI-Programme hatten sich seit der gesellschaftlichen Debatte um Rassengerechtigkeit nach dem Tod von George Floyd zunehmend durchgesetzt und brachten Veränderungen in den Bereichen Recruiting, Beförderungen oder auch in der Darstellung von Diversität auf Bildschirmen und in Werbekampagnen. Doch die Rechtsprechung und politische Kräfte in den USA, vor allem unter der Trump-Administration, haben die rechtliche Basis vieler solcher Programme angegriffen und häufiger als verfassungswidrig beurteilt. Im Rahmen der FCC-Kontrolle über lokale Rundfunklizenzen – ein Bereich, in dem das öffentliche Interesse eine zentrale Rolle spielt – hat Brendan Carr seine Autorität genutzt, um eine neue Linie durchzusetzen.
Für den Erhalt von Lizenzgenehmigungen verlangt die FCC die Einstellung vertrauter und etablierter DEI-Programme oder sogar deren völligen Verzicht. Durch diese Maßnahmen kontrolliert die Behörde indirekt, wie Medienunternehmen ihre Personalpolitik ausgestalten und kontrolliert somit auch den Einfluss gesellschaftlicher und politischer Werte in den Medien. Diese Entwicklung ist für die Branche, die sich in den letzten Jahren unter anderem durch gelebte gesellschaftliche Vielfalt definiert hat, ein enormer Paradigmenwechsel. Unternehmen mit starken DEI-Konzepten stehen vor der Wahl: Ihre Werte und Strategien beizubehalten und damit möglicherweise eine Verweigerung der FCC-Genehmigung ihrer Fusion in Kauf zu nehmen - oder politische Zugeständnisse zu machen, die nicht nur unternehmensintern für Unmut sorgen könnten, sondern auch Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung haben. Die Rolle von DEI ist also doppelt umstritten.
Einerseits steht die gesellschaftliche Relevanz und Notwendigkeit von Vielfaltspolitik im Raum, andererseits rechtfertigt die FCC unter Brendan Carr die Notwendigkeit von Gleichbehandlung und Nichtdiskriminierung durch den Aufruf zur Abschaffung oder zumindest starkem Einschränken von DEI-Quoten und Programmen. Dies zeigt einen Spannungsbogen, der sich aus juristischen, politischen und ökonomischen Interessen zusammensetzt. Darüber hinaus ist Carrs Einsatz gegen DEI Teil eines umfassenderen Rechts- und Politikrahmens, der unter der Trump-Administration weiter ausgebaut wurde. Neben der FCC fokussiert sich die Regierung auch auf andere Behörden, mit dem Ziel, gegen vermeintliche „linke“ politische Agenden in Unternehmen vorzugehen. Das zeigt sich auch im strengeren Umgang mit Medienunternehmen, die in der Vergangenheit als „zu woke“ wahrgenommen wurden.
Der Einfluss der FCC erstreckt sich zudem auf inhaltliche Fragen der Medienberichterstattung. Ein prominentes Beispiel ist die Untersuchung gegen CBS im Zusammenhang mit der Bearbeitung eines „60 Minutes“-Interviews mit Kamala Harris. Der Vorwurf lautet, dass der Beitrag so manipuliert worden sei, dass Harris kohärenter wirkt als in Wirklichkeit, was eine Verletzung der öffentlichen Interessensregeln darstellen könnte. Solche Überprüfungen sind Ausdruck des Versuchs der Behörde, nicht nur strukturelle, sondern auch inhaltliche Praktiken der Medien zu überwachen und gegebenenfalls zu sanktionieren. Für die Medienbranche ist die Haltung der FCC eine Herausforderung mit erheblichen wirtschaftlichen und strategischen Auswirkungen.
Fusionen und Übernahmen, die oft notwendig sind, um in einem immer weiter konsolidierten Markt konkurrenzfähig zu bleiben, werden durch zusätzliche regulatorische Hürden erschwert. Die Situation spitzt sich zu, wenn politische und gesellschaftliche Erwartungen an Vielfalt und Gleichbehandlung auf konservative Regulierungsansprüche treffen, die genau diese Maßnahmen ablehnen. Ein weiteres kritisches Element ist die berichtete Bereitschaft von Skydance und anderen Medienunternehmen, die Forderung der FCC aufzugeben, um die Genehmigung der Fusion zu erhalten. Im Fall von Paramount scheint auch die Eigentümerin Shari Redstone gewillt zu sein, diesen Kompromiss einzugehen und damit mögliche Milliarden-Deals nicht zu gefährden. Dies unterstreicht den ökonomischen Druck auf Unternehmen, politische Vorgaben nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv umzusetzen – auch wenn diese im Widerspruch zu bisherigen Werten stehen.
Die öffentliche und gesellschaftliche Reaktion darauf ist gemischt. Während konservative Kreise die Aufhebung von DEI-Programmen als notwendigen Schritt zur Wahrung von Meritokratie und Fairness ansehen, kritisieren viele Befürworter von Vielfalt diese Entwicklungen als Rückschritt und als Versuch, die Ursachen struktureller Ungleichheiten zu ignorieren oder gar zu verschleiern. Darüber hinaus wirft die Situation Fragen zur Zukunft der Medienvielfalt und der kulturellen Repräsentation auf. Werden Medienunternehmen unter stärkerem politischen Einfluss künftig weniger divers und inklusiv agieren? Könnte das den Medienkonsum und die gesellschaftliche Wahrnehmung subtil beeinflussen? Diese Überlegungen sind Teil einer größeren Debatte, die weit über den Einzelfall Skydance-Paramount hinausgeht. Die Position der FCC unter Brendan Carr ist sicherlich ein Spiegelbild der gesellschaftspolitischen Spaltungen in den USA.
Einerseits gibt es einen Fortschrittstrend hin zu mehr Anerkennung von Vielfalt und Inklusion, andererseits eine konservative Gegenbewegung, die durch politische und juristische Mittel versucht, diese Programme zurückzufahren. Der Mediensektor, im Zentrum der öffentlichen Meinungsbildung, ist ein zentrales Schlachtfeld in diesem Prozess. Im Fazit zeigt sich, dass die aktuelle Entwicklung bei Skydance und Paramount nicht nur ein Einzelfall in der Medienwirtschaft ist, sondern exemplarisch für eine komplexe Spannung zwischen wirtschaftlichen Interessen, gesellschaftlichen Werten und staatlichen Regulierungshandeln steht. Die Frage, ob Diversity, Equity und Inclusion mit dem öffentlichen Interesse vereinbar sind, wird entscheidend für die Struktur, Ausrichtung und Zukunft der Medienunternehmen in den Vereinigten Staaten sein. In den kommenden Jahren wird es entscheidend sein, wie die Debatte um DEI und öffentliche Interessenregulierungen weiterverläuft.
Dabei sind nicht nur die medialen Großkonzerne, sondern auch die Zuschauer und die Gesellschaft gefragt, Position zu beziehen und die Zukunft einer inklusiven und fairen Medienlandschaft mitzugestalten. Die Balance zwischen staatlichen Anforderungen, unternehmerischen Strategien und gesellschaftlichen Werten bleibt eine fragile und vielschichtige Herausforderung.