Der US-amerikanische Mobilitäts- und Lieferdienstgigant Uber hat bekanntgegeben, dass er eine Mehrheitsbeteiligung von 85 % an Trendyol GO, einer führenden türkischen Plattform für Essens- und Lebensmittellieferungen, für rund 700 Millionen US-Dollar erwerben wird. Dieses strategische Investment markiert einen entscheidenden Schritt in Ubers Expansionsbestrebungen auf internationalen Wachstumsmärkten, insbesondere in der Türkei, einem dynamischen Land mit einem boomenden E-Commerce- und Food-Delivery-Sektor. Trendyol GO, ein Teil des Trendyol-Konzerns, ist eine landesweit etablierte Plattform, die bereits heute ein umfassendes Netzwerk von über 19.000 Kurieren unterhält und Mahlzeiten sowie Lebensmittel aus mehr als 90.000 Restaurants und Märkten liefert.
Allein im Jahr 2024 erzielte Trendyol GO ein beeindruckendes Wachstum mit mehr als 200 Millionen ausgelieferten Bestellungen und einem Bruttobuchungsvolumen von knapp zwei Milliarden US-Dollar, was einem Plus von über 50 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieses Wachstum unterstreicht die dynamische Nachfrage nach Online-Lieferdiensten in der Türkei, einem Land mit einer jungen, technikaffinen Bevölkerung und rasant steigender Digitalisierung. Mit der Übernahme positioniert sich Uber strategisch in einem Markt, der trotz der bereits starken Präsenz lokaler Wettbewerber weiterhin großes Potenzial aufweist. Aufgrund seiner starken Position in Nordamerika sieht sich Uber international mit zunehmenden Wettbewerbsdruck konfrontiert, vor allem im Bereich der Essenslieferungen, wo Konkurrenten wie DoorDash große Marktanteile gewinnen konnten. Die Expansion in aufstrebende Märkte wie die Türkei ermöglicht Uber, neue Umsatzquellen zu erschließen und seine internationale Reichweite signifikant auszubauen.
Ein bemerkenswerter Aspekt der Transaktion ist, dass die Trendyol GO-App auch künftig eigenständig operieren wird. Uber plant jedoch, langfristig Funktionen seiner eigenen Lieferdienst-Plattform Uber Eats schrittweise zu integrieren, um technologische Synergien zu schaffen und das Kundenerlebnis zu optimieren. Diese Kombination aus lokaler Marktkenntnis und globaler Expertise dürfte Trendyol GO helfen, ihre Marktstellung auszubauen und effizienter zu arbeiten. Die Übernahme erfolgt zu einer Zeit, in der Uber sich verstärkt bemüht, sein Geschäftsfeld zu diversifizieren und seine Wachstumsperspektiven zu diversifizieren. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen bereits versucht, seine Marktanteile durch Übernahmen zu vergrößern, wie der gescheiterte Versuch einer 950 Millionen US-Dollar schweren Übernahme von Delivery Hero’s Foodpanda in Taiwan zeigt.
Dort sorgten regulatorische Hürden, insbesondere kartellrechtliche Bedenken, für das Aus des Deals. Die erfolgreiche Investition in Trendyol GO signalisiert nun Ubers Anpassungsfähigkeit und Fokus auf Märkte mit weniger erschwerten regulatorischen Bedingungen. Die Türkei bietet sich als attraktiver Wachstumsmarkt für Uber an, nicht nur wegen des großen Bevölkerungsvolumens, sondern auch aufgrund der Entwicklung hin zu digitaler Wirtschaft und eines wachsenden Mittelschichtssegments mit hoher Nachfrage nach komfortablen Lieferdiensten. Trendyol GO hat sich dabei als Vorreiter etabliert und profitiert von bestehenden Synergien mit dem E-Commerce-Geschäft der Muttergesellschaft Trendyol, einer der größten Online-Handelsplattformen in der Region. Analysten sehen in dem Deal eine intelligente strategische Erweiterung des Geschäftsmodells von Uber, das zunehmend über die reine Personenbeförderung hinausgeht und verstärkt auf multimodale Mobilitäts- und Lieferdienstleistungen setzt.
Während der nordamerikanische Markt langsam an Sättigung gewinnt, ermöglichen aufstrebende Märkte wie die Türkei beträchtliche Expansionsmöglichkeiten, was auch durch das rasante Wachstum bei Bestellungen und Bruttobuchungen bei Trendyol GO deutlich wird. Aber die Übernahme ist auch ein Signal an die Wettbewerber in der Branche. Rivale DoorDash kündigte zeitgleich eine milliardenschwere Übernahme des britischen Lieferdiensts Deliveroo an, um die globale Marktposition insbesondere in Europa zu stärken. Das globale Wettrennen um Marktanteile bei Essenslieferungen ist somit in vollem Gange – und Uber tritt mit dem Deal in der Türkei in dieses Rennen mit voller Kraft ein. Für Uber bedeutet die Übernahme von Trendyol GO nicht nur den Zugang zu einem wachsenden Markt, sondern auch die Chance, von lokalen Innovationsansätzen und Kundenpräferenzen zu lernen und diese Erfahrungen möglicherweise auch in anderen internationalen Märkten zu nutzen.
Der Ausbau von Liefernetzwerken und die Integration von digitalen Plattformen sind entscheidende Erfolgsfaktoren, um in der hart umkämpften Lieferbranche langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Türkei als Brücke zwischen Europa und Asien bietet für internationale Unternehmen wie Uber zudem strategische Vorteile. Die kulturelle Vielfalt und die hohe Akzeptanz digitaler Dienstleistungen bei den türkischen Verbrauchern schaffen ein ideales Testumfeld für innovative Lieferlösungen und neue Technologien, beispielsweise bezüglich KI-gestützter Routenoptimierung oder automatisierter Zustellung. Insgesamt stellt der Abschluss dieses Deals einen Meilenstein für Uber dar, der über den reinen Ausbau eines neuen Geschäftsbereichs hinausgeht. Er verdeutlicht die strategische Ausrichtung des Unternehmens, sich als weltweit führender Akteur im Mobilitäts- und Logistiksektor zu behaupten, indem Chancen in schnell wachsenden Märkten konsequent genutzt werden.
Gleichzeitig öffnet sich Trendyol GO durch die Zusammenarbeit mit Uber neue Perspektiven für technologischen Fortschritt und internationales Wachstum. Die Integration von Trendyol GO in die Uber-Familie wird voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2025 abgeschlossen sein. Ab dann wird es spannend zu beobachten sein, wie sich die Synergien entfalten und wie der Wettbewerb im globalen Markt für Lebensmittellieferungen weiter eskaliert. Für Verbraucher bedeutet das in jedem Fall mehr Auswahl, schnellere Lieferzeiten und innovative Services, die zunehmend auch auf Nutzererfahrungen und datengetriebene Optimierungen setzen. Somit steht der Deal beispielhaft für die Dynamik und die Innovationskraft, die den globalen Markt für Food-Delivery prägen.
Während sich Uber mit Trendyol GO als starker Partner in der Türkei etabliert, bleibt die Branche in Bewegung und Unternehmen weltweit verfolgen aufmerksam die nächsten Schritte der Marktführer. Die Übernahme ist ein klares Signal dafür, dass der Food-Delivery-Markt trotz zunehmender Konkurrenz und Herausforderungen noch lange nicht gesättigt ist – im Gegenteil, hier liegen wachstumsstarke Zukunftsmärkte mit enormem Potenzial für Technologie, Logistik und Kundenzentrierung.