In der heutigen digitalen Welt sind Daten der entscheidende Motor für Unternehmensinnovationen und Wettbewerbsfähigkeit. Besonders im Bereich der Enterprise-Anwendungen zeigt sich ein Paradigmenwechsel, der die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Prozesse organisieren, steuern und optimieren, grundlegend verändert. Früher waren benutzerfreundliche Oberflächen das Aushängeschild von Softwarelösungen. Doch die wahre Kraft eines Systems liegt unter der Oberfläche – in seinen Datenmodellen und der Fähigkeit, aus Daten intelligente Entscheidungen zu treffen. Dies verdeutlicht, warum Unternehmen wie Salesforce, Workday und ServiceNow immense Marktmacht besitzen.
Sie haben es verstanden, die wichtigsten Geschäftsobjekte – Kunden, Mitarbeiter und Technologien – datenbasiert zu erfassen und so zum Herzstück vieler Geschäftsprozesse zu machen. Doch diese etablierte Ordnung steht kurz vor einer Revolution, ausgelöst durch den gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Agententechnologien. Die Benutzeroberfläche, lange Zeit das Gesicht der Anwendung, verliert an Bedeutung, weil zunehmend autonome Systeme Aufgaben erledigen, die früher Menschen übertragen waren. Stattdessen wächst eine neue Ebene heran, die über den klassischen Anwendungen schwebt: eine agentenbasierte Schicht, die Daten nicht nur auswertet, sondern aktiv ins Tagesgeschäft eingreift. Diese intelligenten Agenten können selbstständig Prozesse überwachen, Entscheidungen treffen und Abläufe optimieren, ohne dass menschliches Eingreifen in jedem Schritt notwendig ist.
Dabei sind sie in der Lage, enorme Datenmengen – strukturiert und unstrukturiert – in Echtzeit zu verarbeiten und daraus tiefere Einblicke zu gewinnen. Die klassische Struktur von Unternehmenssoftware ist auf vereinfachte, strukturierte Daten angewiesen, um für Menschen bedienbar zu sein. Transaktionen wie der Abschluss eines Verkaufs oder die Einstellung eines Mitarbeiters werden in Form von klaren Zustandsänderungen dokumentiert. Zwischenmenschliche Nuancen, umfangreiche Dokumentationen oder Gesprächsnotizen bleiben dabei oft ungenutzt oder werden gar nicht erst erfasst. KI-gestützte Systeme hingegen nutzen diese unstrukturierten Daten voll aus.
Sie analysieren E-Mails, Gesprächsprotokolle, Präsentationen und weitere Quellen, um ein deutlich umfassenderes Bild der Geschäftsprozesse und Kundenbeziehungen entstehen zu lassen. Dadurch wird der Datenwert erheblich gesteigert und möglich gemacht, dass Entscheidungen nicht nur auf Basis weniger Schlüsselindikatoren getroffen werden, sondern auf einem vielschichtigen Kontext fußen, der früher nur schwer oder gar nicht zugänglich war. Unternehmen stehen daher vor der Herausforderung, ihre bisherige Anwendungsschicht neu zu bewerten. Die klassischen CRM- oder ERP-Systeme übernehmen zukünftig eher die Rolle von Datenquellen und Statusüberwachern, während die eigentliche Prozessintelligenz auf der neuen Agentenebene stattfindet. Die Automatisierung steigt, die Fehleranfälligkeit sinkt und Geschäftsprozesse werden agiler und effizienter.
Gleichzeitig etablieren sich neue Datenplattformen als unverzichtbare Infrastruktur für diese intelligente Schicht. Anbieter wie Snowflake, Databricks und Salesforce mit ihrem Data Cloud-Angebot sichern sich ihre Position, indem sie Speicher, Verarbeitung und Governance der enorm wachsenden Datenmengen sicherstellen. Diese Plattformen sind es, die den Agenten die benötigte Kontextbasis liefern, auf der sie denken und handeln können. Die Marktverschiebung hin zu datengesteuerten und KI-unterstützten Prozessen lässt sich auch an der veränderten Haltung großer Softwarekonzerne ablesen. Satya Nadella von Microsoft sprach davon, dass das klassische SaaS-Modell an Relevanz verliert.
Salesforce pivotierte mit großem Nachdruck hin zu sogenannten Agentforce-Lösungen, während Branchenveteranen wie McDermott deutliche Ansagen gegen die Dominanz traditioneller CRM-Systeme machen. Im Zentrum stehen dabei zwei ineinander greifende Trends: die Entwicklung eigenständig agierender Systeme, die Prozesse künftig nicht nur unterstützen, sondern komplett übernehmen können, sowie der allgemeine Wandel in der Datenverarbeitung hin zu umfassender und kontextsensitiver Nutzung auch unstrukturierter Informationen. Die Agenten definieren ein neues Arbeitsparadigma, in dem menschliche Interaktion nicht obsolet, sondern effizienter und gezielter eingesetzt wird. Menschliche Kontrolle und Entscheidungsfindung wandeln sich vom direkten Eingreifen zu einer überwachenden und unterstützenden Rolle, während Routineaufgaben automatisiert werden. Dies verändert die Unternehmenskultur und erfordert neue Kompetenzen, vor allem im Bereich der Datenstrategie und KI-Steuerung.
Die rasante Entwicklung solcher Systeme wirft zudem wichtige Fragen auf. Sicherheit, Datenschutz und die Vertrauenswürdigkeit von KI-Entscheidungen geraten in den Fokus. Unternehmen müssen sicherstellen, dass Agenten konsistent und fehlerfrei arbeiten, um keine „schlechten“ Geschäftsprozesse zu erzeugen. Gleichzeitig bieten sich neue Potenziale in der Skalierbarkeit von Arbeitsprozessen: Mehr Arbeit kann bei gleichbleibendem oder sogar geringerem Personaleinsatz bewältigt werden. Die Effizienzgewinne wirken sich direkt auf die Wettbewerbsfähigkeit aus.
Für Investoren und Entscheider ist diese Phase des Umbruchs spannend und herausfordernd zugleich. Das Potenzial von Agententechnologie, gekoppelt mit innovativen Datenplattformen, wird die Unternehmenssoftwarelandschaft nachhaltig prägen und die Art, wie Geschäftsprozesse geplant, durchgeführt und optimiert werden, völlig neu definieren. Unternehmen, die diesen Wandel frühzeitig annehmen und ihre Datenstrategie darauf ausrichten, können sich bedeutende Wettbewerbsvorteile sichern. Zusammengefasst zeichnet sich ab, dass die Zukunft der Enterprise-Anwendungen vor allem datengesteuert und KI-basiert sein wird. Die klassische Benutzeroberfläche wird durch intelligente Agenten ergänzt und teilweise ersetzt.
Daten, vor allem auch unstrukturierte, gewinnen als Vermögenswert an unvergleichlichem Wert, und die Integration von Agentensystemen eröffnet neue Effizienz- und Automatisierungsmöglichkeiten. Dieser Wandel sorgt nicht nur für technische Neuerungen, sondern beeinflusst fundamental, wie Unternehmen arbeiten, Entscheidungen treffen und sich im Markt positionieren. Die Unternehmen, die Daten und KI als Herzstück ihrer Innovationen verstehen, sind bestens aufgestellt, um die Zukunft der digitalen Arbeitswelt zu gestalten.