Bitcoin-Transaktionen gelten als eine der sichersten und transparentesten Möglichkeiten, Geld weltweit zu transferieren. Doch trotz der technischen Ausgereiftheit kann es bei der Nutzung von Bitcoin zu gravierenden Fehlern kommen. Ein spektakulärer Fall ereignete sich im April 2025, als ein Nutzer versehentlich eine Gebühr von etwa 60.000 Dollar bezahlte – das entspricht dem dreifachen Wert dessen, was er eigentlich senden wollte. Dieses Ereignis schockierte die Krypto-Community und wirft ein Schlaglicht auf die Bedeutung von sorgfältiger Handhabung und Verständnis der Bitcoin-Transaktionsgebühren.
In diesem Artikel gehen wir auf die Hintergründe dieses Vorfalls ein, erklären das Replace-by-Fee-Verfahren (RBF) und geben wichtige Hinweise, wie Sie selbst verhindern können, Opfer solch teurer Fehler zu werden. Der Vorfall begann mit einer einfachen Absicht: Ein Bitcoin-Nutzer wollte eine Transaktion von etwa 0,48 BTC, damals rund 37.770 US-Dollar wert, schneller bestätigen lassen. Bitcoin-Transaktionen werden zunächst in einem sogenannten „Mempool“ gehalten, einem Bereich für unbestätigte Transaktionen. Dort warten die Transaktionen, bis Miner sie in einen Block aufnehmen.
Manchmal dauert das Bestätigen allerdings länger, was zu Verzögerungen führt. Um dem entgegenzuwirken, unterstützt Bitcoin die Funktion Replace-by-Fee (RBF). Diese ermöglicht es, eine unbestätigte Transaktion durch eine neue, mit höheren Gebühren zu ersetzen – um Miner finanziell anzureizen, diese schneller zu verarbeiten. Das Problem in diesem Fall war keine technische Fehlfunktion, sondern ein Missverständnis bei der Eingabe der zu zahlenden Gebühren. Bitcoin-Gebühren können auf unterschiedliche Weise angegeben werden.
Zum einen gibt es den Gesamtbetrag der Gebühr in Satoshis, der kleinsten Bitcoin-Einheit. Zum anderen wird oft die Gebühr pro virtuellen Byte (sat/vB) angegeben, was die Größe der Transaktion in Datenmenge berücksichtigt. Ein Fehler in der Interpretation dieser Einheiten kann dramatische Folgen haben. Der Nutzer wollte eine moderate Gebühr von etwa 30,5 sat/vB eingeben, um die Transaktion zu beschleunigen. Stattdessen tippte er eine Zahl von 305.
000 ein, in der irrigen Annahme, dass dies eben 30,5 sat/vB entspreche. Tatsächlich jedoch setzte die Wallet diese Zahl als 305.000 sat/vB ein, was völlig unverhältnismäßig war. Als Folge entstand eine Transaktionsgebühr in Höhe von 0,75 BTC, was zum damaligen Bitcoin-Kurs etwa 60.000 bis 70.
000 Dollar entsprach. Diese enorme Summe floss nicht an den Empfänger der Transaktion, sondern direkt an die Miner als Gebühr. Das Ereignis zeigt exemplarisch, wie wichtig das Verständnis der Gebührenmechanismen bei Bitcoin ist. Die Wallet-Software, die in der Regel helfen soll die Komplexität zu reduzieren, kann unter Umständen zu Verwirrungen führen, vor allem wenn Nutzer Gebühren manuell anpassen und nicht genau wissen, welche Einheit sie angeben. Dabei gab es weitere Fehlerquellen.
Bei der zweiten Replace-by-Fee-Anfrage wurde der sogenannte „Change“-Ausgang – also das Rückgeld, das nicht zum Empfänger geht, sondern an den Sender zurückfließt – nicht korrekt eingetragen. Dadurch wurde der komplette restliche Betrag fälschlicherweise als Gebühr interpretiert. Solche Fehler lassen sich häufig bei komplexeren Transaktionen mit mehreren Eingängen und Ausgängen beobachten und erfordern genaues Wissen über die Struktur von Bitcoin-Transaktionen. Es ist wichtig, die Unterschiede zwischen Replace-by-Fee (RBF) und Child-pays-for-parent (CPFP) zu kennen. Während RBF eine existierende, noch nicht bestätigte Transaktion ersetzt, um deren Gebühr zu erhöhen, kann CPFP von Empfangenden initiiert werden, die selbst eine neue Transaktion mit höheren Gebühren anlegen, um so auch die ursprüngliche zu beschleunigen.
RBF ist eine Funktion, die ursprünglich von Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto konzipiert wurde und später durch Entwickler wie Peter Todd formalisiert wurde. Trotz ihrer Nützlichkeit ist RBF auch immer wieder umstritten, da es die Möglichkeit bietet, Transaktionen zu ersetzen, was zu Unsicherheiten bei Geschäftsabschlüssen führen kann. Gerade Anfänger sollten sich bewusst sein, dass die Gebühreneinstellung bei Bitcoin nicht einfach ist und leicht zu Missverständnissen führt. Viele Wallets empfehlen deshalb Nutzern, die Selektion der Transaktionsgebühren nicht manuell vorzunehmen, sondern die automatische Berechnung durch das Wallet zu nutzen. Moderne Wallets berücksichtigen Netzwerküberlastungen und schlagen dynamisch angepasste Gebühren vor, die in der Regel ausreichend sind, um Transaktionen innerhalb eines akzeptablen Zeitrahmens zu bestätigen.
Um sich vor ähnlichen Fehlern zu schützen, bietet es sich an, Transaktionen vorab mit kleinen Beträgen zu testen und sich mit der Funktionsweise vertraut zu machen. Das Einsehen aktueller Netzwerkgebühren und das informative Monitoring über Plattformen wie mempool.space hilft zudem, optimale Zeitpunkte für das Versenden von Bitcoin zu wählen und überhöhte Gebühren zu vermeiden. Selbst für erfahrene Nutzer kann es nützlich sein, bei größeren Transfers besonders aufmerksam zu sein und gegebenenfalls professionelle Beratung einzuholen. Zusätzlich sollte beim Umgang mit Bitcoinkonten stets darauf geachtet werden, dass alle Adressen, insbesondere sogenannte „Change“-Adressen, korrekt eingetragen sind.
Fehler an dieser Stelle können dazu führen, dass Rückzahlungen fälschlicherweise als Gebühren verbucht werden und unwiederbringlich verloren sind. Ein weiteres Risiko sind Softwarefehler und Bugs in den Wallets selbst. Nachrichten über fehlerhafte Transaktionen, wie damals bei Paxos, bei denen Gebühren in Millionenhöhe versehentlich entrichtet wurden, verdeutlichen die Notwendigkeit, Wallet-Updates regelmäßig zu installieren und auf Entwicklungshinweise zu achten. Bei Zweifeln helfen hilfreiche Communities, technische Dokumentationen und der Kontakt zum Wallet-Support. Dieser Vorfall ist nicht nur ein Lehrstück für Einzelpersonen, sondern auch eine Erinnerung an die Kryptoindustrie, weiterhin an möglichst klaren und verständlichen Bedienoberflächen zu arbeiten.