In den letzten Jahren hat sich der Konsum von Cannabis weltweit deutlich ausgeweitet, insbesondere durch die Legalisierung in mehreren Ländern und die zunehmende Verfügbarkeit unterschiedlichster Produkte. Doch parallel zu dieser Entwicklung häufen sich wissenschaftliche Studien, die auf mögliche Gesundheitsrisiken aufmerksam machen. Eine jüngste Untersuchung an der Universität Toulouse in Frankreich hat einen deutlichen Zusammenhang zwischen Cannabisgebrauch und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgedeckt, der nun in der Fachwelt für erhebliches Aufsehen sorgt. Die Forscher führten eine umfassende Meta-Analyse durch und werteten 24 Studien aus, an denen etwa 200 Millionen Menschen beteiligt waren. Diese enorm große Datengrundlage ermöglichte es, präzisere Aussagen zu den Risiken zu treffen, die bislang aufgrund einer fragmentierten Studienlage nicht klar waren.
Das Ergebnis zeigt, dass der Konsum von Cannabis mit einem um 29 Prozent erhöhten Risiko für akutes Koronarsyndrom einhergeht. Dieses Syndrom umfasst verschiedene Notfallsituationen des Herzens, die zu einem Herzinfarkt führen können. Besonders beunruhigend ist aber, dass das Risiko, an Herzkrankheiten zu versterben, sich bei Konsumenten offenbar verdoppelt. Auch das Schlaganfallrisiko ist um 20 Prozent erhöht, was den Fokus auf die Gesamtauswirkungen von Cannabis auf das kardiovaskuläre System lenkt. Die Studien zeichneten außerdem ein demographisches Bild der Konsumenten: Vornehmlich jüngere Männer zwischen 19 und 59 Jahren waren in den analysierten Studien als Nutzer dokumentiert, was wichtige Hinweise für Präventionsmaßnahmen liefert.
Auch wenn es sich um Beobachtungsstudien handelt und somit Einschränkungen hinsichtlich der Kausalität bestehen, so ist die Zahl der Studien und deren Kombination zu einer Meta-Analyse ein starkes Indiz für die Relevanz der Befunde. Die Forscher aus Toulouse mahnen daher zur Vorsicht und plädieren für eine Integration der Erkenntnisse in öffentliche Gesundheitsstrategien. Es wird dabei deutlich, dass Cannabis nicht mehr als harmloses Genussmittel betrachtet werden kann, vor allem nicht im Kontext der Herzgesundheit. Ein ergänzender Kommentar von Experten der University of California in San Francisco unterstreicht die Dringlichkeit weiterer Forschung. Sie hinterfragen die bisher vorherrschende Annahme, dass Cannabis nur geringe Risiken für das Herz-Kreislauf-System mit sich bringt.
Insbesondere sei unklar, ob bestimmte Konsumformen – etwa das Inhalieren von hochkonzentrierten Cannabisprodukten oder synthetischen Cannabinoiden – noch riskanter sind. Dabei spielen möglicherweise auch andere Inhaltsstoffe wie Terpene oder Schadstoffe im Rauch eine Rolle, die das Risiko zusätzlich erhöhen könnten. Aufgrund der Diversifizierung des Cannabisangebots kommt der Erforschung all dieser Faktoren eine wachsende Bedeutung zu. Die Erkenntnisse der Studie führen zu wichtigen Implikationen für die Gesundheitspolitik und Regulierung. Während die Legalisierung von Cannabis vor allem auf den Abbau der Strafverfolgung und die Schaffung geregelter Märkte abzielt, warnen Experten davor, die gesundheitlichen Aspekte zu vernachlässigen.
Im Gegenteil sollte der Schutz der Bevölkerung vor potenziellen Schäden im Vordergrund stehen. Dazu gehört beispielsweise die Entwicklung und Umsetzung strenger Warnhinweise auf Produkten, vergleichbar mit den Maßnahmen, die seit Jahrzehnten für Tabakprodukte gelten. Cannabisprodukte sollten demnach nicht kriminalisiert, aber gesundheitlich klar als potenziell schädlich eingestuft und dementsprechend reguliert werden. Zudem muss der Schutz von Nichtkonsumenten vor Passivrauchen eine wichtige Rolle spielen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören weltweit zu den führenden Todesursachen, somit sollte jeder vermeidbare Risikofaktor konsequent adressiert werden.
Das Aufkommen von neuen, hochpotenten Varianten und unterschiedlichen Darreichungsformen bei Cannabis stellt dabei eine zusätzliche Herausforderung dar, da deren gesundheitliche Auswirkungen bisher wenig erforscht sind. Die Rolle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Zusammenhang mit Cannabiskonsum ist somit ein Thema von wachsender Relevanz und sollte in die medizinische Beratung und Aufklärung einfließen. Besonders junge Menschen und Risikogruppen müssen über diese Risiken informiert werden, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Die Ergebnisse der Studie aus Toulouse können als Weckruf verstanden werden, um die Diskussion um Cannabis und Gesundheit neu zu beleben und die bestehende politische und wissenschaftliche Strategie zu überprüfen. Die Brisanz der Ergebnisse verweist auch auf die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Forschern, Medizinern, politischen Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit.