Die Bel Group, bekannt für traditionelle Käsesorten wie The Laughing Cow, Boursin und Babybel, hat angekündigt, ihre pflanzenbasierte Käsemarke Nurishh bis zum Ende des Jahres vom Markt zu nehmen. Diese Entscheidung markiert einen bedeutenden Schritt für das Unternehmen, das vor fünf Jahren mit großen Erwartungen in den wachsenden Markt für pflanzliche Alternativen eingestiegen war. Trotz intensiver Investitionen und Entwicklungen konnte das Angebot von Nurishh nicht die erforderliche Profitabilität erzielen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Nurishh wurde 2021 als erste rein pflanzenbasierte Käsemarke im Portfolio der Bel Group ins Leben gerufen. Das Sortiment umfasste verschiedene Varianten wie geriebene und geschnittene Käsealternativen sowie Feta-artige Würfel und ein Produkt namens Coeur Fleuri.
Die Produkte basierten hauptsächlich auf Kokos- und Sonnenblumenöl und verzichteten bewusst auf Soja, Palmöl und Gluten. Ziel war es, eine natürliche und zugleich schmackhafte Alternative zu herkömmlichem Käse zu bieten, unterstützt durch natürliche Farb- und Aromastoffe. Das Produkt wurde in mehreren Ländern vertrieben, darunter Frankreich, die USA, Großbritannien und Belgien. Trotz dieser breiten Marktbearbeitung gelang es Nurishh nicht, eine nennenswerte Marktposition einzunehmen. Die Bel Group gab an, dass Nurishh lediglich etwa ein Prozent des pflanzenbasierten Einzelhandelsmarktes ausmache, während der Hauptkonkurrent Violife bereits einen Marktanteil von 22 Prozent erzielte.
Der Wettbewerb im Bereich pflanzenbasierter Käsealternativen hat sich in den vergangenen Jahren erheblich intensiviert. Viele Marken und Hersteller experimentieren mit verschiedenen Rezepturen und Technologien, um Geschmack, Textur und Verfügbarkeit zu optimieren. Auch die Verbraucherpräferenzen haben sich verändert, wobei Authentizität und die Nähe zum traditionellen Käsegeschmack verstärkt gefragt sind. Vor diesem Hintergrund war es für eine neue Marke wie Nurishh schwer, sich nachhaltig zu differenzieren und eine loyale Kundenbasis aufzubauen. Mit der Einstellung von Nurishh schließt die Bel Group zudem ihren Produktionsstandort in Saint-Nazaire, der 2020 im Rahmen der Mehrheitsübernahme des Unternehmens All In Foods übernommen wurde.
Dort waren rund 30 Mitarbeiter beschäftigt, die nun von Entlassungen betroffen sind. Das Unternehmen betonte, sich sozial verantwortlich zu verhalten und den Betroffenen sowohl interne Versetzungen als auch externe Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung anzubieten. Diese Maßnahme ist Ausdruck einer strategischen Neuausrichtung der Bel Group. Das Unternehmen will seine Ressourcen künftig auf die bewährten Kernmarken Babybel, The Laughing Cow und Boursin konzentrieren, während die Aktivitäten im pflanzenbasierten Segment nicht komplett aufgegeben werden. Im Gegenteil: Die Bel Group plant die Einführung neuer pflanzenbasierter Produkte, darunter eine Variante des Boursin-Käses, die nach Frankreich und Europa kommen soll, sowie weitere Geschmacksrichtungen der Babybel-Pflanzenprodukte.
Auch die Weiterentwicklung von The Laughing Cow in Nordamerika steht auf der Agenda. Die Entscheidung zeigt exemplarisch, wie schwierig und komplex der Schritt in den stark wachsenden, aber auch hart umkämpften Markt der pflanzenbasierten Lebensmittel sein kann. Unternehmen aus der traditionellen Lebensmittelindustrie stehen vor der Herausforderung, nachhaltige, geschmacklich überzeugende und wirtschaftlich tragfähige Alternativen zu entwickeln, die den Ansprüchen umweltbewusster und gesundheitsorientierter Konsumenten gerecht werden. Ein wichtiger Faktor für den Erfolg in diesem Bereich ist die Differenzierung gegenüber etablierten Wettbewerbern. Während die Bel Group bei Nurishh zu spät auf den Markt kam und es nicht schaffte, sich ausreichend abzugrenzen, profitieren Platzhirsche wie Violife von einem starken Markenaufbau und einer breiten Produktpalette.
Das Aus für Nurishh reflektiert nicht nur eine einzelne Unternehmensentscheidung, sondern auch die Dynamik der gesamten Branche. Innovation, Markenführung und die Fähigkeit, Verbrauchererwartungen zu treffen, sind entscheidend für den Erfolg. Zugleich illustriert es die Ambivalenz vieler Konzerne, die zwischen Tradition und neuen Marktanforderungen balancieren müssen. Für Endverbraucher bedeutet die Rücknahme von Nurishh eine Verknappung der Auswahl, wobei andere Marken weiterhin versuchen, den Bedarf an pflanzlichen Käsealternativen zu bedienen. Die Nachfrage nach pflanzenbasierten Produkten wächst weltweit und ist Teil eines umfassenderen Trends hin zu nachhaltiger Ernährung und bewussterem Konsum.