Die Insolvenz der Krypto-Lending-Plattform Celsius hat weitreichende Auswirkungen auf zahlreiche Gläubiger, insbesondere auf kleine und mittelständische Unternehmen, die Anspruch auf Rückzahlungen haben. In jüngster Zeit sind vor allem Unternehmensgläubiger in den Fokus gerückt, da diese von Kürzungen um bis zu 35 Prozent bei ihren Forderungen betroffen sind und nun eine Nachverteilung der verbleibenden Mittel verlangen. Die Hintergründe und Auswirkungen dieser Entwicklung eröffnen einen tiefen Einblick in die Herausforderungen, denen sich viele kleine Geschäftskunden gegenübersehen. Celsius, das 2017 gegründet wurde und im Bereich Krypto-Kreditvergabe tätig war, stoppte im Juni 2022 jegliche Auszahlungen und hat seither in einem langwierigen Insolvenzverfahren mit der Rückzahlung der Kundenforderungen zu kämpfen. Insgesamt beläuft sich der eingefrorene Betrag auf schätzungsweise 2,8 Milliarden US-Dollar an Kryptowährungen, die auf der Plattform liegen geblieben sind.
Diese Summe umfasst sowohl Privat- als auch Unternehmenskonten. Im Rahmen dieses Insolvenzverfahrens haben viele Gläubiger bereits mehr als zwei Milliarden Dollar erhalten, doch gerade kleinere Unternehmen beklagen deutliche Verluste und eine ungleiche Behandlung bei der Auszahlung. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht ein kürzlich eingereichter Antrag von zwei Gläubigern, die gemeinsam mehrere individuelle Rentenkonten (IRAs) führen und vor Gericht eine zweite Ausschüttung beantragen. Diese Konten, unter dem Namen „Faller Gläubiger“ geführt, enthalten Vermögenswerte im Wert von mehr als einer Million Dollar in Kryptowährungen. Laut dem Insolvenzplan wurden ihre Forderungen jedoch auf rund 634.
000 US-Dollar in Bitcoin und Ether reduziert, was bereits eine erhebliche Kürzung darstellt. Diese Summe sollte ursprünglich am 16. Januar als Verteilung ausgezahlt werden. Das Problem lag jedoch nicht nur in der Kürzung, sondern auch in der Art und Weise, wie die Auszahlung durchgeführt wurde. Die Betreiber von Celsius zahlten den betroffenen kleinen Unternehmensgläubigern verspätet und in Form von Fiat-Währungen, statt ihnen die ursprünglich zugesagten Krypto-Auszahlungen zu ermöglichen.
Dieses Vorgehen führte nicht nur zu weiteren finanziellen Einbußen, sondern sorgte auch für Enttäuschung, denn die betroffenen Gläubiger waren der Meinung, dass die Auszahlung in Kryptowährung ihrem ursprünglichen Anspruch besser entsprechen würde. Das Bezahlen in Fiat führte zudem zu Verzögerungen von mehreren Monaten, da die Zahlung zwar Ende Februar angewiesen, aber erst Anfang März abgehoben werden konnte. Insgesamt wurden Zahlungen in mehreren Tranchen geleistet, welche zusammen die ausgeschriebene Summe von etwa 634.000 US-Dollar ausmachten. Aus Sicht der betroffenen Gläubiger entspricht dieser Wert jedoch nicht der tatsächlichen Marktbewertung des Kryptos zum Zeitpunkt der Zahlung.
Aufgrund der starken Kurssteigerung lag die tatsächliche Differenz um etwa 339.000 US-Dollar höher, was sie in ihrem Antrag mit Forderungen nach zusätzlichen Zahlungen inklusive Zinsen geltend machen. Die Aktion der Faller Gläubiger steht exemplarisch für eine breitere Problematik, die viele kleinere Geschäftskunden betrifft. Weitere Unternehmensgläubiger beklagen ähnliche Verluste von über 30 Prozent ihrer berechneten Forderungen. Diese Ungleichbehandlung rührt unter anderem daher, dass die Auszahlungspolitik von Celsius Unternehmensgläubiger unterschiedlich behandelt hat, insbesondere basierend auf der Größe und der Art des Kontos.
Das Insolvenzmanagement von Celsius verteidigt jedoch seine Maßnahmen damit, dass die Kryptowährungen bereits zum 16. Januar verkauft wurden und daher keine Möglichkeit bestand, Kryptowährungszahlungen zu leisten. Zudem werde argumentiert, dass die juristischen und Compliance-Anforderungen bei Unternehmensaufträgen deutlich höher seien, was den Prozess verkomplizierte und zu den verzögerten Zahlungen führte. Kritiker bezweifeln jedoch diese Begründungen und werfen dem Insolvenzverwalter vor, nicht ausreichend Anstrengungen unternommen zu haben, um angemessene Krypto-Verteilungswege für Unternehmensgläubiger zu schaffen. Insbesondere wird infrage gestellt, warum für die Kryptowährungsauszahlungen ausschließlich auf Coinbase und PayPal gesetzt wurde, während andere Plattformen und Dienstleister wie Kraken und BitGo nicht genutzt wurden, die besser auf großflächige Verteilungen eingerichtet sind.
Die Auswahl von Coinbase und PayPal wird als willkürlich bezeichnet. Solche Vorwürfe untermauern die Forderungen nach Nachbesserungen und einer faireren Behandlung der kleineren und mittelständischen Gläubiger, die sich im Insolvenzverfahren bislang benachteiligt sehen. Ein weiterer zentraler Kritikpunkt ist die lange Verzögerung zwischen dem Verkauf der Kryptowährungen und der Auszahlungsleistung in Fiat. Nach dem Insolvenzplan hätte die Umwandlung von Krypto in Fiat möglichst nah am Auszahlungstermin erfolgen sollen, was jedoch nicht umgesetzt wurde. Stattdessen vergingen rund drei Monate, ehe die Gläubiger den ausgezahlten Betrag erhielten.
Die Verzögerung führte dazu, dass die Gläubiger in der Zwischenzeit Zinserträge verloren haben, die sie nun ebenfalls einfordern. Neben den Faller Gläubigern gibt es weitere Unternehmensvertreter, die sich ebenfalls auf eine Anhörung am 27. Juni 2024 vorbereiten. Vor dem Gericht werden wohl auch deren Beschwerden und Forderungen behandelt. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen ist die Zukunft der kreditorischen Rückzahlungen bei Celsius weiterhin unsicher und stark umstritten.
Der Fall verdeutlicht die Herausforderungen, die mit großen Kryptowährungsinsolvenzen verbunden sind, insbesondere wenn es um die faire und schnelle Auszahlung an eine Vielzahl unterschiedlicher Gläubiger geht. Die Situation erinnert auch an die Risiken und rechtlichen Unsicherheiten, die Krypto-Benutzer und Investoren durch Plattformen wie Celsius eingehen. Nach dem Zusammenbruch von Celsius und der bevorstehenden Strafverfolgung gegen Gründer Alex Mashinsky, der sich wegen Betrugsvorwürfen verantworten muss, wächst das öffentliche Interesse an der Regulierung und Kontrolle der Krypto-Branche weiter. Die anhaltenden Streitigkeiten und Klagen von Unternehmensgläubigern könnten als Präzedenzfall für zukünftige Insolvenzverfahren dieser Art dienen und sind ein Indiz dafür, dass viele Gläubiger in der Krypto-Szene nicht einfach auf faire und schnelle Rückzahlungen vertrauen können. Für betroffene kleinere Geschäftskunden bleibt die Hoffnung, dass die Gerichtsverfahren eine gerechtere Verteilung der vorhandenen Mittel bringen und eine Beschleunigung der Auszahlung von Forderungen erreicht wird.