Die Debatte um die Transparenz der sogenannten Abteilung für Regierungseffizienz, bekannt unter dem Kürzel DOGE, hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Im Zentrum steht ein Rechtsstreit zwischen der Trump-Administration und der Organisation Citizens for Responsibility and Ethics in Washington (CREW), der sich um die Frage dreht, ob DOGE öffentliche Informationsanfragen unter dem Freedom of Information Act (FOIA) beantworten muss. Die Regierung vertritt die Ansicht, dass DOGE als präsidentielles Beratungsgremium eine Ausnahme von der Informationspflicht ist und daher seine Arbeit aus Gründen der Vertraulichkeit nicht offenlegen muss. Dieser Streit geht auf die Einrichtung von DOGE zurück, die durch eine Executive Order ins Leben gerufen wurde, um die sogenannten zerstreuten Verwaltungsaufgaben der Bundesregierung effizienter zu gestalten und Federal Workforce-Reduzierungen umzusetzen. Während die Abteilung einerseits als effizienzsteigernde Einheit angesehen wird, werfen Kritiker ihr eine exzessive Machtfülle vor, die ohne angemessene Kontrolle und Transparenz ausgeübt werde.
Diese fehlende Transparenz hat CREW dazu veranlasst, FOIA-Anfragen zu stellen, die von DOGE abgelehnt wurden – was schließlich zu einer Klage führte. Vor dem US-Bezirksgericht des District of Columbia stellte Richter Christopher Cooper fest, dass DOGE wahrscheinlich unter das FOIA-Gesetz fällt, da es Befugnisse ausübt, die über bloße Beratung hinausgehen. Zudem befand der Richter, dass eine längerfristige Verzögerung bei der Veröffentlichung von Unterlagen einen nicht wiedergutzumachenden Schaden für die Öffentlichkeit darstellen würde. Aufgrund dessen ordnete er an, dass DOGE die angeforderten Informationen zügig bereitstellen muss. Die Trump-Administration legte jedoch Berufung gegen diese Entscheidung ein – ohne Erfolg.
Die Argumentation der Regierung beruht darauf, dass DOGE eine präsidentielle Beratungseinheit sei und somit nicht als „Agentur“ im Sinne des FOIA zu betrachten sei. Die Offenlegung von Informationen über die Arbeitsweise und Empfehlungen von DOGE würde demnach wichtige interne Entscheidungsprozesse gefährden. So gelten viele Unterlagen, die insbesondere Empfehlungen zu Streichungen von Bundesstellen, Vertragsbeendigungen oder Personalmaßnahmen umfassen, als durch das sogenannte „Deliberative-Process-Privileg“ geschützt. Dieses Privileg schützt interne Beratungsgespräche, die vor einer Entscheidung stattfinden, vor der Öffentlichkeit. Die Trump-Administration betonte, dass eine erzwungene Offenlegung dieser Unterlagen die Arbeit einer präsidentennahen Einheit erheblich erschwert.
Die Befürchtung ist, dass ohne Vertraulichkeit Mitarbeiter und Berater nicht mehr frei und offen ihre Einschätzungen und Vorschläge äußern könnten, was die Wirksamkeit und den Zweck von DOGE erheblich untergrabe. Demgegenüber sehen Kritiker eine Situation, in der DOGE mit einem quasi unregulierten Machtbereich agiert, der einer demokratischen Kontrolle fast vollständig entzogen ist. CREW kritisierte die Praxis der Administration scharf und bezeichnete DOGE als eine „Schattenregierung“ bestehend aus weitgehend anonymen Akteuren, deren Status als Regierungsmitarbeiter vielfach unklar sei. Besonders problematisch erachten sie, dass offizielle Aufzeichnungen kaum oder gar nicht geführt werden und damit eine Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen und Verantwortlichkeiten fehlt. Die bisherige Rechtsprechung, vor allem auch in der Berufungsinstanz des District of Columbia Circuit, bestätigte jedoch weitgehend, dass die Informationen, die DOGE vorzuzeigen hat, „modest in scope“ und verhältnismäßig seien.
Zudem betonten die Richter, dass der Schutz der präsidentiellen Entscheidungsfindung respektiert, aber die Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit nicht komplett außer Acht gelassen werden könne. Die Möglichkeit, Einwände gegen einzelne Anfragen auf der Grundlage des Sitzungsgesprächs- oder Entscheidungsprivilegs vorzubringen, wurde als ein angemessener Ausgleich angesehen. Der Streit steht exemplarisch für eine grundsätzliche Problematik in den USA: Wie viel Transparenz muss bei präsidialen Beratungseinheiten herrschen, um demokratische Kontrolle zu gewährleisten, ohne die notwendige Vertraulichkeit und die freie Beratung des Präsidenten zu beeinträchtigen? Das DOGE-Beispiel zeigt, wie komplex diese Entscheidung ist, gerade wenn Organisationen nicht klar als Regierungsbehörden gelten und somit Zwischenpositionen einnehmen. Hinzu kommt, dass DOGE direkt in kontroverse Bereiche wie das Streichen von Bundesarbeitsplätzen und Kosteneinsparungen involviert ist, was starke gesellschaftliche Auswirkungen und politischen Sprengstoff birgt. Die Vorgehensweise von DOGE wird von Oppositionsparteien, Staatsanwälten und Rechtsexperten daher besonders kritisch bewertet.
Die Trump-Administration hat außerdem weitere Rechtsstreitigkeiten in Zusammenhang mit DOGE angestrengt, etwa um Zugang zu Aufzeichnungen der Sozialversicherungsbehörde und zur Ausübung von Befugnissen durch externe Berater wie Elon Musk. Die juristische Auseinandersetzung um die gesetzlichen Befugnisse und Kontrollmechanismen bei dieser neuen Behörde dürfte daher länger andauern und wichtige Präzedenzfälle schaffen. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Forderung nach einer schnellen, transparenten Veröffentlichung der handeltreibenden Dokumente. Besonders der Umstand, dass DOGE tagtäglich mit verschiedenen Bundesstellen zusammenarbeitet und Empfehlungen ausspricht, erschwert die vollständige und zügige Offenlegung. Die Trump-Administration sieht darin eine kaum zu bewältigende Belastung, während Gegner argumentieren, dass Transparenz eine unerlässliche Grundvoraussetzung für demokratische Legitimität ist.
Im Kontext des Themas treten auch übergeordnete Prinzipien der Gewaltenteilung und der verfassungsrechtlichen Kompetenzen des Präsidenten und seiner Berater hervor. Die Rechtsprechung und Regulierungsbehörden müssen abwägen zwischen dem Schutz der präsidialen Autorität und der Forderung nach öffentlicher Rechenschaftspflicht. Insgesamt zeigt die DOGE-Kontroverse, wie wichtig klare gesetzliche Regelungen und transparente Arbeitsweisen für Behörden und Regierungsstellen sind. Das Vertrauen der Öffentlichkeit in staatliche Institutionen hängt zu einem großen Teil von der Nachvollziehbarkeit deren Handelns ab – vor allem wenn es um Einsparungen im öffentlichen Dienst und einschneidende Personalentscheidungen geht. Der aktuelle Streitfall vor dem Supreme Court könnte grundlegende Auswirkungen auf den Umgang mit präsidialen Gremien und deren Transparenzpflichten haben.