Im Jahr 2024 stehen zwei der größten Akteure der Fintech-Branche, Stripe und Adyen, erneut im Rampenlicht. Beide Unternehmen haben im vergangenen Jahr bemerkenswerte Leistungen erbracht und ihre Rolle als globale Vorreiter im Zahlungsverkehr gefestigt. Diese Analyse betrachtet die unterschiedlichen Strategien, finanziellen Ergebnisse und technologischen Innovationen, mit denen Stripe und Adyen ihr Wachstum vorantreiben und die Zukunft des digitalen Zahlungsverkehrs gestalten. Stripe konnte im Jahr 2024 ein beeindruckendes Total Payment Volume (TPV) von 1,4 Billionen US-Dollar verzeichnen, was einem Wachstum von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieses hohe Wachstum unterstreicht die zunehmende Bedeutung der Plattform im globalen Zahlungsverkehr und macht Stripe zu einem wichtigen Akteur, der ungefähr 1,3 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts verarbeitet.
Demgegenüber lag das von Adyen verarbeitete Volumen bei etwa 1,29 Billionen Euro, was einem Plus von 33 Prozent im Jahresvergleich entspricht. Besonders bemerkenswert ist, dass Adyen bei dieser Zahl einen großen Kunden wie eBay berücksichtigt hat. Exklusive dieses Kunden wäre das Wachstum im zweiten Halbjahr 2024 noch stärker ausgefallen, was die zugrundeliegende Dynamik des Unternehmens verdeutlicht. Beide Unternehmen zeigen trotz unterschiedlicher regionaler Ausrichtung und Modelle starke Expansion. Während Stripe vor allem durch sein flexibles Softwareangebot punktet, setzt Adyen verstärkt auf eine einheitliche Commerce-Plattform zur nahtlosen Integration von Online- und stationären Zahlungen.
Ein Kernelement von Stripes Wachstum ist die starke Entwicklung im Bereich Software, insbesondere mit dem Angebot für abonnementbasierte Zahlungsabwicklung. Hier hat Stripe einen Umsatz von etwa 500 Millionen US-Dollar auf Jahresbasis erreicht, mit über 300.000 Kunden weltweit. Diese breite Nutzerbasis belegt Stripes starke Position im Bereich der Online-Abonnements und regelmäßigen Zahlungen. Adyen dagegen setzt auf seinen Schwerpunkt Unified Commerce, bei dem Zahlungsprozesse über verschiedene Kanäle hinweg, sowohl online als auch im stationären Handel, nahtlos verbunden werden.
Ein prägnantes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit KFC in der APAC-Region, wo Adyen die Zahlungsprozesse sowohl im Geschäft als auch online integriert hat. Zudem konnte Adyen durch die Nutzung seiner Banklizenzen neue Verbindungen zu lokalen Zahlungssystemen wie dem UK Faster Payments Service und dem US-amerikanischen FedNow-Dienst aufbauen. Diese direkten Anbindungen stärken die Infrastruktur und erhöhen die Transaktionsgeschwindigkeit. Im Wettbewerb setzen beide Unternehmen stark auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Automatisierung, um die Zahlungsabwicklung zu optimieren und Betrugsfälle zu reduzieren. Stripe nutzt Machine-Learning-Modelle, um die Genehmigungsraten von Zahlungen zu erhöhen und betrügerische Transaktionen effektiver zu erkennen.
Adyen hat eine eigene AI-optimierte Lösung namens „Adyen Uplift“ entwickelt, die eine Steigerung der Zahlungsumwandlungsraten um sechs Prozent ermöglicht. Mit Blick auf die Zukunft zeigt Stripe entschlossene Schritte in Richtung digitaler Währungen und Blockchain-Technologien. Die Übernahme eines Krypto-Startups stellt die Weichen für die Integration von Stablecoins und deren Nutzung im Zahlungsverkehr, was Stripe als einer der ersten großen Zahlungsdienstleister stärker im Bereich digitaler Assets positioniert. Adyen konzentriert sich hingegen auf die Erweiterung von Konto-zu-Konto-Zahlungen und integriert zunehmend lokale Instant-Payment-Lösungen wie Brasiliens Pix-Verfahren und das britische Schnellzahlungssystem Faster Payments. Diese Integration führt zu schnelleren und kosteneffektiveren Transaktionen für Unternehmen und Verbraucher.
Finanzielle Stabilität ist für beide Unternehmen eine entscheidende Grundlage ihres weiteren Erfolgs. Adyen präsentierte für 2024 einen Nettoumsatz von rund 1,996 Milliarden Euro, was einer Steigerung von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Mit einer EBITDA-Marge von 50 Prozent und einem Nettogewinn, der um 32 Prozent auf 925,2 Millionen Euro stieg, demonstriert Adyen eindrucksvoll seine hohe Profitabilität und Effizienz. Stripe, das als privat geführtes Unternehmen keine detaillierten Umsatzzahlen veröffentlicht, hat im Jahr 2024 erstmals den Sprung in die vollständige Profitabilität geschafft. Diese finanzielle Wendung erlaubt es Stripe, erzielte Gewinne verstärkt in Forschung und Entwicklung zu reinvestieren und somit Innovationsführerschaft auszubauen.
Ein weiterer relevanter Punkt ist die geografische Ausrichtung beider Unternehmen. Während Stripe seine Expansion intensiv auf Großkunden fokussiert und mittlerweile 50 Prozent der Fortune-100-Unternehmen zu seinen Kunden zählt, arbeitet Adyen verstärkt an der Skalierung seiner Aktivitäten in Nordamerika und festigt gleichzeitig seine Plattformfunktionen. Beide verfolgen somit unterschiedliche Wege, um Marktanteile zu gewinnen und neue Kunden zu adressieren. Im Zuge zunehmender Digitalisierung der Finanzwelt und der Verschmelzung von Banking und Zahlungsdienstleistungen wird die Rolle der Embedded Finance immer wichtiger. Hier entwickeln beide Player innovative Lösungen, um Zahlungsprozesse tiefer in Unternehmensanwendungen zu integrieren und somit nahtlose Nutzererlebnisse zu schaffen.
Die Frage nach der künftigen Dominanz im globalen Zahlungsverkehr ist offen. Stripe profitiert von seiner starken Technologiebasis, seiner Flexibilität und der ambitionierten Strategie, digitale Währungen in den Zahlungsverkehr zu integrieren. Adyen hingegen setzt auf eine robuste Infrastruktur, starke Integration lokaler Zahlungsnetzwerke und das nahtlose Zusammenbringen von Online- und Offline-Zahlungen. Diese unterschiedlichen Schwerpunkte spiegeln zwei potenzielle Zukunftspfade der Branche wider: einerseits die Software-getriebene Expansion mit Fokus auf Innovation, andererseits die infrastrukturelle Optimierung mit Fokus auf Effizienz und Integration. Das Jahr 2024 war für beide Unternehmen ein außergewöhnliches Jahr voller Wachstum und weiterer Professionalisierung.
Stripe beweist, dass sein skalierbares Geschäftsmodell profitabel betrieben werden kann, während Adyen weiterhin mit beeindruckender Marge und stabiler Expansion überzeugt. Mit den im Bereich künstliche Intelligenz, Stablecoins und Instant Payments getriebenen Innovationen legen beide den Grundstein für die Zukunft des globalen Zahlungsverkehrs. Die Wahl der erfolgreicheren Strategie hängt abschließend von der detaillierten Marktentwicklung und den sich ändernden Kundenanforderungen ab. In jedem Fall ist der Wettbewerb zwischen Stripe und Adyen ein Gewinn für die gesamte Zahlungsbranche und treibt die Digitalisierung und Modernisierung des weltweiten Zahlungsverkehrs maßgeblich voran.