Die bekannte Kinderbekleidungsmarke Carter’s sieht sich momentan erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten gegenüber. Im ersten Quartal 2025 sind die Nettoeinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um fast fünf Prozent gesunken. Besonders alarmierend ist dabei der Gewinnrückgang, der um nahezu 60 Prozent eingebrochen ist. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass das Unternehmen seine Erwartungen für das Gesamtjahr zurückzieht, eine Maßnahme, die die Unsicherheit bezüglich der Zukunft von Carter’s unterstreicht. Die Ursachen für diesen Abwärtstrend sind vielfältig und zeigen die komplexen Herausforderungen in einem globalisierten und zunehmend protektionistischen Marktumfeld auf.
Ein zentraler Faktor dabei sind die angekündigten und teilweise bereits eingeführten Zölle, die durch die Handelspolitik der USA unter Präsident Donald Trump verstärkt wurden. Diese bestehen aus zusätzlichen Abgaben auf Importwaren, die insbesondere Unternehmen wie Carter’s, die auf günstige Produktionsstandorte im Ausland angewiesen sind, stark treffen können. Erhöhte Produktkosten durch solche Zölle können den Endpreis für die Verbraucher verteuern und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Marke beeinträchtigen. Aus diesem Grund ist Carter’s vorsichtig, neue Prognosen abzugeben, solange die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unsicher bleiben. Insbesondere die Sorge, dass sich die Zölle signifikant auf die Kostenstruktur auswirken könnten, hält das Management davon ab, klare Zukunftsaussagen zu machen.
Neben den Zollproblemen hat Carter’s auch mit einem Wandel im Kundenverhalten und dem Wettbewerb zwischen stationärem Handel und E-Commerce zu kämpfen. Obwohl der Online-Verkauf besser abschneidet als der traditionelle Einzelhandel, reicht dies derzeit nicht aus, um den Umsatzrückgang vollständig auszugleichen. Die rückläufigen Umsätze im stationären Handel spiegeln ein generelles Marktbild wider, in dem Verbraucher ihr Kaufverhalten aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten und sich ändernder Präferenzen anpassen. Die Einführung eines neuen CEO, Douglas Palladini, der im April 2025 seine Tätigkeit aufnahm, erfolgt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Nach jahrelanger Führung durch Michael Casey und einer Übergangsphase mit dem damaligen CFO und COO Richard Westenberger als interimistischem CEO, steht Palladini vor der Aufgabe, Carter’s wieder auf Wachstumskurs zu bringen.
Er hat betont, dass es nicht nur um Wachstum um jeden Preis geht, sondern um qualitativ hochwertiges, nachhaltiges Wachstum, das Gewinnsteigerungen ermöglicht und den Markenwert langfristig stärkt. Seine Strategie zielt darauf ab, den Umsatz nicht durch kurzfristige Rabatte oder Verkaufsförderungen wie Buy-One-Get-One-Aktionen zu steigern, sondern durch solide Kundenbindung und rentables Wachstum. Diese Haltung zeigt das Bewusstsein des Managements für die Notwendigkeit, die Marke stabil und profitabel durch schwierige Zeiten zu führen. Zudem spiegeln die Herausforderungen von Carter’s das größere Bild wider, das viele Einzelhändler aktuell erleben. Die Kombination aus geopolitischer Unsicherheit, Handelskonflikten und veränderten Verbrauchergewohnheiten zwingt zahlreiche Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und sich auf eine Zukunft vorzubereiten, die weniger vorhersehbar ist.
Während einige große Einzelhändler wie Walmart, Home Depot und Target den direkten Dialog mit der US-Regierung suchen, um Lösungen für die Zollfragen zu diskutieren, muss Carter’s lernen, unter diesen Bedingungen flexibel und resilient zu agieren. Die Preisgestaltung stellt eine weitere Hürde dar. Sollte Carter’s dazu gezwungen sein, aufgrund gestiegener Zollkosten Preise für seine Produkte zu erhöhen, könnte dies gerade für Familien mit kleinen Kindern den Zugang zur Marke erschweren. Viele Verbraucher sind preissensibel, gerade in einem wertorientierten Segment wie Kinderbekleidung. Das Management steht daher vor der schwierigen Aufgabe, eine Balance zwischen Kostendeckung und Kundenzufriedenheit zu finden.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA bleiben volatil, und die Handelspolitik könnte sich in den kommenden Monaten weiterentwickeln. Für Carter’s ist es von entscheidender Bedeutung, diese Entwicklungen genau zu beobachten und entsprechend strategische Anpassungen vorzunehmen. Diversifikation von Lieferketten, verstärkte Investitionen in den Online-Handel und eine Fokussierung auf margenstarke Produktlinien sind nur einige der möglichen Maßnahmen. Zusätzlich könnte das Unternehmen von Innovationen im Bereich Marketing und Kundenbindung profitieren, um sich stärker von Wettbewerbern abzusetzen. Insgesamt spiegelt die Situation bei Carter’s die veränderte Dynamik in der Einzelhandelsbranche wider.
Unternehmen müssen verstärkt auf unvorhersehbare externe Faktoren reagieren und gleichzeitig ihre interne Effizienz optimieren, um profitabel zu bleiben. Die Einführung eines neuen Geschäftsführers mit frischem Blick und die klare Orientierung auf nachhaltiges, profitables Wachstum setzen ein positives Signal. Trotzdem bleibt der Weg für Carter’s bis zur Rückkehr zu stabilem Wachstum herausfordernd und erfordert sowohl operative Exzellenz als auch strategische Weitsicht. Die nächsten Quartale werden zeigen, wie gut sich Carter’s in diesem schwierigen Umfeld behaupten kann und welchen Einfluss geopolitische sowie wirtschaftliche Faktoren langfristig auf die internationale Mode- und Bekleidungsbranche haben werden.