In den letzten Jahren hat die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) und insbesondere von großen Sprachmodellen wie Meta's LLaMa (Large Language Model Meta AI) enorm an Bedeutung gewonnen. Die Veröffentlichung solcher Modelle verspricht vielfältige Möglichkeiten in Forschung, Industrie und Alltag. Meta hat mit der Veröffentlichung von LLaMa 2 für viel Aufsehen gesorgt und dabei den Eindruck vermittelt, dass das Modell „Open Source“ sei. Doch diese Bezeichnung ist irreführend und trifft auf die Lizenzbedingungen von Meta nicht zu. Es lohnt sich daher, genauer zu verstehen, warum Meta’s LLaMa Lizenz nicht als Open Source klassifiziert werden kann und welche Konsequenzen dies für Nutzer, Entwickler und die gesamte Open-Source-Community hat.
Die Bedeutung von Open Source lässt sich nicht allein anhand der Verfügbarkeit von Quellcode oder Modellen definieren. Open Source zeichnet sich durch klare und strenge Kriterien aus, die in der sogenannten Open Source Definition (OSD) festgelegt sind. Diese Definition legt zum Beispiel fest, dass eine Lizenz keine Personengruppen oder Einsatzgebiete diskriminieren darf. Sie garantiert, dass Nutzer die Freiheit haben, Software frei zu verwenden, zu verändern und weiterzuverbreiten – und zwar ohne Einschränkungen, die bestimmte Benutzer oder Anwendungen ausnehmen.Meta’s LLaMa Lizenz hingegen enthält mehrere Restriktionen, die an der grundsätzlichen Freiheit von Open Source Software vorbeigehen.
So sind beispielsweise kommerzielle Nutzungen unter bestimmten Umständen verboten, was ein Verstoß gegen den OSD-Punkt der Nicht-Diskriminierung nach Nutzungskontext ist. Außerdem hindert die Lizenz die Nutzer daran, das Modell in sensiblen Bereichen wie kritischer Infrastruktur oder für kontrollierte Substanzen einzusetzen. Diese Einschränkungen schränken die Einsatzmöglichkeiten massiv ein und passen daher nicht zum Open Source Paradigma.Ein wesentlicher Aspekt von Open Source ist die Souveränität der Anwender über die Technologie. Das bedeutet, Nutzer können ganz eigenständig entscheiden, wie sie die Technologie einsetzen, ohne abhängig von weiteren Genehmigungen oder Lizenzgebern zu sein.
Bei Meta’s LLaMa Lizenz ist dies nicht der Fall. Nutzer müssen den Lizenzbedingungen zustimmen, die sie in ihrer Handlungsfreiheit einschränken. Das Risiko dabei ist, dass sich die Regeln durch neue Lizenzanforderungen oder Einschränkungen jederzeit ändern können und somit langfristige Projekte kaum darauf aufbauen können.Auch die praktische Umsetzung von Vorschriften und Regularien, wie etwa der „Acceptable Use Policy“ von Meta, bringt Unsicherheiten mit sich. Rechtliche Vorgaben unterscheiden sich weltweit und unterliegen häufig politischen Einflüssen.
Was in einem Land erlaubt ist, kann in einem anderen illegal oder gar als unmoralisch gelten. Eine solche rechtliche Variabilität macht es schwierig, verbindliche und offene Nutzungsbedingungen im Sinne von Open Source umzusetzen. Open Source vermeidet daher derartige Einschränkungen, um die Zukunfts- und Innovationsfreiheit zu sichern.Die Open Source Initiative (OSI), eine maßgebliche Organisation im Bereich freier und Open Source Software, hat Meta daher aufgefordert, die irreführende Bezeichnung „Open Source“ für LLaMa zurückzunehmen. Die OSI betont, dass es einen wichtigen Unterschied zwischen einer Ressource, die nur teilweise oder unter Bedingungen verfügbar gemacht wird, und echtem Open Source gibt.
Sie unterstützt die Idee, dass „Open“ auch im Bereich Künstliche Intelligenz klar und einheitlich definiert werden muss – so wie bei Software in den vergangenen Jahrzehnten.Aus technischer Sicht sind große Sprachmodelle wie LLaMa sehr komplex. Sie bestehen nicht nur aus Quellcode, sondern auch aus trainierten Modellgewichten, umfangreichen Datensätzen und verschiedenen Ressourcen. Es ist daher nicht trivial, hier über Lizenzfragen und Offenheit zu entscheiden, da viele unterschiedliche Komponenten zusammenwirken. Es braucht neue Definitionen und Standards speziell für KI, um klare Grenzen zu ziehen zwischen Open Source, freiem Zugang und kommerziell regulierter Verfügbarkeit.
Die Debatte um Meta’s LLaMa Lizenz wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wie sieht Offenheit im Bereich der Künstlichen Intelligenz aus? Es reicht nicht, Modelle einfach nur zugänglich zu machen und von „Open Source“ zu sprechen. Vielmehr muss transparent definiert sein, wer was unter welchen Bedingungen wie nutzen darf. Nur so entsteht Vertrauen und eine nachhaltige Grundlage für Innovation und Zusammenarbeit. Der richtige Umgang mit Lizenzmodellen und Nutzungsbedingungen trägt deshalb maßgeblich dazu bei, dass KI-Technologien gesellschaftlich akzeptiert und breit eingesetzt werden können – zum Wohle aller.Für Entwickler, Forscher und Unternehmen bedeutet das, dass sie bei der Auswahl von KI-Modellen genau hinschauen müssen, welche Rechte und Pflichten mit einer Lizenz einhergehen.
Modelle wie LLaMa bieten zwar starke Werkzeuge und neue Möglichkeiten, doch die Nutzung unter einer restriktiven Lizenz kann Einschränkungen mit sich bringen, die bei der Planung von Projekten berücksichtigt werden müssen. Wer echte Freiheit und Zukunftssicherheit sucht, sollte auf wirklich Open Source Lösungen oder klar definierte Nutzungslizenzen setzen.Auf der anderen Seite stehen die Interessen von Unternehmen wie Meta, die den Schutz ihres geistigen Eigentums und die Kontrolle über kommerzielle Verwertungsmöglichkeiten wahren wollen. Diese Kompromisse bedeuten, dass nicht jeder Zugang zu den Modellen bekommt und nicht jede Anwendung erlaubt wird. Das mag aus Unternehmenssicht nachvollziehbar sein, lässt aber den Anspruch an Open Source unerfüllt und sorgt für Verwirrung in der Community.
Die Entwicklungen rund um Open Source und KI stehen damit vor großen Herausforderungen, die einige Parallelen zu den Anfängen der Softwareentwicklung in den 1970er Jahren aufweisen. Damals musste erst ein gemeinsames Verständnis von Open Source entstehen und etablierte sich erst im Laufe der Zeit zu einem global anerkannten Standard. Auch im KI-Bereich wird sich eine klare Definition von Offenheit durchsetzen müssen, die den besonderen Anforderungen moderner KI-Projekte gerecht wird.Bis dahin ist es wichtig, Begrifflichkeiten präzise zu verwenden und hervorzuheben, dass die Verfügbarkeit von Modell-Weights und Quellcode allein noch kein Garant für Open Source ist. Nur Lizenzen, die die volle Freiheit zur Nutzung, Veränderung und Verbreitung ohne diskriminierende Beschränkungen einräumen, sollten als Open Source bezeichnet werden.