Michael Burry ist vielen Investoren und Finanzinteressierten weltweit ein Begriff. Erstmals erregte er breites Aufsehen, als er mit seiner Wette gegen die US-Hypothekenblase kurz vor der Finanzkrise 2008 enorme Gewinne erzielte. Diese bemerkenswerte Leistung brachte ihm prominente Erwähnung in dem Buch und späteren Film „The Big Short“ ein. Doch nicht nur diese Vorgeschichte macht ihn zu einer faszinierenden Figur. Burry ist ein überzeugter Value-Investor, der auf unterbewertete Aktien setzt und sich nicht scheut, gegen den Strom zu schwimmen.
Seine jüngsten Aktivitäten am chinesischen Technologiesektor sorgten zunächst für Überraschung – inzwischen jedoch zeigen seine neuesten Schritte eine deutliche Kehrtwende. Im vierten Quartal 2022 begann Burry mit dem aggressiven Aufbau von Positionen in chinesischen Technologieunternehmen. Die Auswahl umfasste namhafte Firmen wie Alibaba, Baidu, JD.com und PDD Holdings, den Mutterkonzern von Temu. Für viele Beobachter war diese Investition ein konträrer Schritt, denn die chinesische Tech-Branche hatte zu diesem Zeitpunkt mit gleich mehreren Herausforderungen zu kämpfen.
Dazu gehörten eine strenge Regulierung durch die Pekinger Regierung, wirtschaftliche Unsicherheiten und globale Handelskonflikte, welche die Aktienkurse belasteten. Trotz der allgemeinen Skepsis gegenüber dem Sektor schien Burry das Risiko eingegangen zu sein, getrieben von der Aussicht auf langfristiges Wachstum und einer möglichen Erholung des Marktes. Doch die jüngsten regulatorischen Einflüsse und geopolitischen Spannungen führten offenbar zu einer Neubewertung. Im ersten Quartal 2025 reduzierte Burry die Anzahl seiner Aktienpositionen in seinem Portfolio von 13 auf lediglich sieben. Auffallend sind dabei seine Käufe von sogenannten Put-Optionen auf jene chinesischen Tech-Giganten, die er zuvor noch favorisierte.
Diese Optionen erlauben es ihm, von fallenden Kursen der Unternehmen wie Alibaba, Baidu, JD.com sowie PDD Holdings zu profitieren. Auch weitere Unternehmen wie Trip.com, eine bedeutende Online-Reiseplattform aus China, befinden sich in diesem Zusammenhang in seinem Fokus. Ergänzend lassen sich put-Positionen im Bereich des amerikanischen Chipriesen Nvidia beobachten, was auf eine vorsichtige Haltung gegenüber der Technologiewertentwicklung insgesamt hindeutet.
Parallel dazu erhöhte Burry seine Engagements in anderen Bereichen, beispielsweise verdoppelte er seine Aktienanzahl bei Estée Lauder, einem global renommierten Kosmetikunternehmen. Dieses Investment wurde zuletzt trotz anhaltender Herausforderungen in den wichtigen Märkten China und den USA kaum vom wirtschaftlichen Gegenwind verschont. Die Kurse von Estée Lauder waren im letzten Jahr rückläufig, konnten aber angesichts von Burrys Vertrauensbeweis deutliche Nachkäufe verbuchen. Dieses Verhalten spiegelt seine Wertanlagenstrategie wider, die gezielt auf unterbewertete Qualitätsunternehmen setzt und damit einen langfristigen Anlagehorizont verfolgt. Die Entwicklung am chinesischen Technologiesektor ist geprägt von mehreren Faktoren, die Anleger weltweit fordern.
Einerseits sorgte die regulatorische Schlinge Pekings dafür, dass besonders große Technologieunternehmen mit neuen Rahmenbedingungen und Verboten konfrontiert wurden, die ihre operativen Geschäftsmodelle beeinflussen. Andererseits haben weltweite Handelsstreitigkeiten, insbesondere der Handelskrieg zwischen den USA und China, den Sektor belastet. Die jüngsten Ankündigungen zu teilweisen Zollaussetzungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten sorgten jedoch kurzfristig für Erholungstendenzen im Technologiesektor. Die Aktien von Firmen wie Alibaba, Baidu und PDD Holdings zeigten zum Teil beeindruckende Jahresrenditen, obwohl der Wettbewerbsdruck – etwa im Bereich Lebensmittel-Lieferdienste – zwischen Unternehmen wie JD.com und Meituan intensiv bleibt.
Burrys Kehrtwende wirft im Kontext dieser Entwicklungen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen bei Investitionen in feingliedrige und geopolitisch vernetzte Märkte. Seine anfängliche positive Sicht war vom Potenzial geprägt, das von technologischem Fortschritt und wachsender Binnenmarkt-Dynamik ausgeht. Im Zuge von Unsicherheiten durch externe Einflüsse und politische Risiken mussten seine Einschätzungen jedoch angepasst werden. Gerade bei Value-Investoren wie ihm spielt die Bewertung der fundamentalen Risiko- und Chancenfaktoren eine entscheidende Rolle. Seine jetzige Stellungsänderung signalisiert, dass sich der Ausblick auf den chinesischen Technologiesektor eingetrübt hat und er kurzfristig weniger Optimismus besitzt.
Nicht zuletzt unterstreicht diese Entwicklung auch die komplexe Dynamik der globalen Kapitalmärkte. Investoren reagieren auf Nachrichten, politische Maßnahmen und wirtschaftliche Indikatoren in Echtzeit, was schnell zu Verschiebungen bei Anlagestrategien führt. Burrys Portfolio, das im März 2025 ein Volumen von etwa 155 Millionen US-Dollar umfasste, ist ein Spiegelbild dieser Anpassungen. Während er sich aus bestimmten vielversprechenden Wachstumsaktien zurückzieht, stärkt er gleichzeitig seine Positionen in stabileren Segmenten, die den Kriterien von Wert und Sicherheit entsprechen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Michael Burry mit seiner ursprünglichen Wette auf chinesische Technologieaktien eine aufsehenerregende Position bezogen hat, die aber nun durch eine vorsichtigere Haltung ersetzt wird.