Die Demokratische Republik Kongo (DRK) gilt als weltweit führender Produzent von Kobalt, einem unverzichtbaren Rohstoff, der vor allem in Batterien für Elektrofahrzeuge (EV) und Energiespeicheranwendungen verwendet wird. Trotz seiner zentralen Rolle in der globalen Wertschöpfungskette haben jüngste Maßnahmen der kongolesischen Regierung den Markt vor erhebliche Herausforderungen gestellt – allen voran ein Exportverbot für Kobalt, das im Februar 2025 verhängt wurde und bald ausläuft. Inmitten dieses komplexen geopolitischen und wirtschaftlichen Szenarios fordert Chinas größtes Kobaltbergbauunternehmen CMOC die Regierung in Kinshasa nun offensiv zum Ende des Verbots auf. Die Hintergründe und Implikationen dieses Aufrufs sind von großer Bedeutung für die Zukunft des weltweiten Kobalts und die anhaltende Energiewende. Das Exportverbot in der Demokratischen Republik Kongo wurde ursprünglich vor vier Monaten verhängt, als die Preise für Kobalt auf ein Neunjahrestief gefallen waren – rund 10 US-Dollar pro Pfund bzw.
etwa 22.000 US-Dollar pro Tonne. Die Maßnahme sollte angeblich dazu dienen, Überschüsse auf dem Markt zu begrenzen und so die Preise zu stabilisieren beziehungsweise zu erhöhen. Doch die tatsächlichen Effekte offenbaren ein komplexeres Bild. Während Kinshasa das Verbot als Schutzmaßnahme interpretiert, geraten internationale Akteure wie CMOC unter Druck, da die Verknappung des Angebots zu Unsicherheiten für die Lieferketten führt.
CMOC, mit einem geplanten Jahresoutput von bis zu 120.000 Tonnen Kobalt und bedeutenden Minen wie Tenke Fungurume und Kisanfu, zählt zu den größten Kobaltproduzenten weltweit und ist maßgeblich an der Versorgung chinesischer und globaler Batteriehersteller beteiligt. Im Mai 2025 äußerte sich der Vizepräsident von CMOC, Kenny Ives, während eines Branchentreffens in Singapur hinter verschlossenen Türen deutlich: Das Exportverbot müsse aufgehoben werden, da Chinas Kobaltbestände in den Versorgungsketten zur Neige gingen. Diese Aussage unterstrich die strategische Bedeutung Kongos für die chinesische Industriekette und damit für den gesamten globalen Batteriemarkt. Das Szenario wird zusätzlich durch die Präsenz von Kongolesischen Vertretern auf dem Treffen verstärkt, darunter auch der kongolesische Bergbauminister Kizito Pakabomba.
Seine Anwesenheit deutet darauf hin, dass Kinshasa sehr genau auf die Anforderungen und Argumente der internationalen Bergbaukonzerne und Technologiemächte hört, wenn es um Maßnahmen rund um den Kobalt-Export geht. Dennoch ist die Haltung der kongolesischen Regierung von Unsicherheit geprägt: Nach dem geplanten Auslaufen des Verbots am 22. Juni 2025 steht noch nicht fest, ob das Exportverbot verlängert wird oder ob künftig alternative Regulierungen wie Exportquoten eingeführt werden. Besonders brisant ist Ives’ Hinweis auf die potenziellen Auswirkungen der Exportbeschränkungen auf die Batterieindustrie. Sollte der Kobaltmangel sich fortsetzen, könnten Hersteller verstärkt auf Alternativen wie Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) setzen.
Diese Batterietypen benötigen kein Kobalt und gewinnen insbesondere im chinesischen EV-Markt zunehmend an Bedeutung, vor allem durch Firmen wie BYD, die die Technologie bevorzugen. Ein Übergang zu LFP-Batterien könnte die Nachfrage nach Kobalt dauerhaft reduzieren – eine Entwicklung, die CMOC und andere Kobaltproduzenten zwingt, ihre Marktstrategie zu überdenken. Interessanterweise wurde Ives’ Anmerkung zu LFP-Batterien von den kongolesischen Vertretern als Drohgebärde wahrgenommen. Offiziellen Kreisen zufolge wurden Befürchtungen laut, China könnte mit der Preisunterbietung Kobaltpreise künstlich drücken, um strategische Lagerbestände aufzubauen. Diese Vermutung, ob berechtigt oder nicht, reflektiert die geopolitische Komplexität, in der sich Rohstoffmärkte und nationale Interessen miteinander verflechten.
Der Kobaltmarkt ist gekennzeichnet durch eine starke Abhängigkeit von der Demokratischen Republik Kongo, die über zwei Drittel des weltweiten Angebots stellt. Die Zukunft dieses Rohstoffs ist eng mit den politischen Entscheidungen in Kinshasa verbunden. Für China, das als größter Abnehmer von Kobalt gilt und durch Beteiligungen an Unternehmen wie CMOC und der Batteriehersteller CATL (die 30 Prozent an CMOC hält) ein direktes Interesse an der Stabilität der Versorgung hat, ist die Aufhebung oder zumindest eine Lockerung des Exportverbots von strategischer Bedeutung. In den letzten Jahren hat die DRK versucht, ihre Rohstoffvorkommen stärker zu kontrollieren und die Wertschöpfung im Land auszubauen, unter anderem durch Produktionskooperationen mit chinesischen Firmen wie Sicomines, einem Joint Venture für Kupfer- und Kobaltabbau. Gleichzeitig stellen die Regierungen und die internationale Gemeinschaft immer wieder Herausforderungen bezüglich Transparenz und Menschenrechten vor Ort fest, was den Bergbau zusätzlich belastet.
CMOCs Ausbau der Förderkapazitäten, von 56.000 Tonnen Kobalt im Jahr 2023 auf erwartete 100.000 bis 120.000 Tonnen in diesem Jahr, belegt die starke Nachfrage und die Ambitionen, die chinesische Versorgung für Elektrofahrzeuge und Energiespeichersysteme sicherzustellen. Gleichzeitig macht der Druck, das Exportverbot aufzuheben, deutlich, dass die Branche auf eine reibungslose, regulierte und verlässliche Lieferkette angewiesen ist.
Ohne eine Lösung könnte es jedoch zu einer stärkeren Verlagerung auf alternative Batterietechnologien kommen, was langfristig den Kobaltmarkt verändern würde. Neben den industriellen und wirtschaftlichen Effekten hat das Thema auch politische Bedeutungen. Kobaltexporte sind eine der Haupteinnahmequellen der DRK, und Preisveränderungen sowie Exportbeschränkungen haben unmittelbare Auswirkungen auf die nationale Wirtschaft und soziale Entwicklung. Die Balance zwischen nationalem Interesse, Marktdynamik und internationaler Nachfrage ist daher heikel. Die Entwicklungen werden aufmerksam von den globalen Aktienmärkten verfolgt, da Unternehmen wie CMOC, aber auch zahlreiche Batterie- und Automobilhersteller, stark von der Rohstoffversorgung abhängig sind.
Anzeichen von Instabilität oder längere Lieferausfälle könnten Preissteigerungen oder Engpässe in der Produktion nach sich ziehen. Mit Blick auf die Zukunft wird sich zeigen müssen, ob die DRK ihr Exportverbot lockert oder ob andere Regelungen greifen. Zugleich bleibt die Nachfrage nach nachhaltigen und ethisch unbedenklichen Lieferketten ein wichtiges Thema. Internationale Initiativen, die sicherstellen wollen, dass Kobalt unter fairen Bedingungen gewonnen wird, gewinnen an Bedeutung. Für CMOC und andere Unternehmen bedeutet dies, nicht nur auf kurzfristige Gewinne zu achten, sondern auch auf langfristige Stabilität und Verantwortung.
Insgesamt zeigt die Situation rund um das Exportverbot in der DRK und die Forderungen von CMOC ein prägnantes Bild der globalen Wirtschaftsbeziehungen, die zunehmend durch Rohstoffknappheit, geopolitische Interessen und den rasanten Wandel im Technologiesektor geprägt sind. Kobalt steht als Schlüsselpuzzle nicht nur für innovative Technologien im Zentrum, sondern auch als Spiegelbild für die Herausforderungen einer nachhaltigen und ausgewogenen Rohstoffpolitik in einer vernetzten Welt.