Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen, insbesondere wenn es darum geht, nachhaltiger zu werden und gleichzeitig die Produktivität zu erhalten oder zu steigern. Eine der zentralen Umweltproblematiken ist die riesige Menge an Methan, die weltweit von Nutztieren, vor allem Rindern, ausgestoßen wird. Methan ist ein besonders starkes Treibhausgas, das etwa 84-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid. Die Reduzierung dieser Emissionen ist deshalb von entscheidender Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel. Hoofprint Biome, ein innovatives Start-up im AgTech-Bereich, hat sich dieser Herausforderung angenommen und dafür eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Lösung entwickelt.
Anstatt sich nur auf die Minimierung von Methan aus Sicht der Klimawissenschaft zu konzentrieren, hat das Unternehmen einen ganzheitlichen Ansatz gewählt, der aus der Perspektive eines Landwirts und Tierwissenschaftlers gedacht ist. Die Gründerin und CEO, Kathryn Polkoff, bringt als promovierte Tierwissenschaftlerin genau diese Erfahrung mit und sieht das Problem nicht nur als Umweltfrage, sondern auch als Thema der Tiergesundheit und Fütterungseffizienz. Das Herzstück der Innovation von Hoofprint Biome ist ein Enzympräparat, das direkt im Pansen der Kühe wirkt. Der Pansen ist ein komplexes mikrobielles Ökosystem, in dem die zum Verzehr gegebenen Futtermittel fermentiert und aufgespalten werden. Gleichzeitig produzieren bestimmte Mikroorganismen im Pansen Methan als Nebenprodukt ihres Stoffwechsels.
Ziel ist es, diese methanerzeugenden Mikroben gezielt zu dämpfen, ohne das natürliche Gleichgewicht des Mikrobioms zu zerstören. Die durch Hoofprint eingesetzten Enzyme hemmen die Methanbildner, was nicht nur zur deutlichen Reduktion der klimaschädlichen Emissionen führt, sondern ebenfalls die Nährstoffausbeute aus dem Futter verbessert. Der Ansatz ist deshalb so neu und spannend, weil er nicht einfach nur ein Additiv oder eine chemische Substanz ist, die die Kuh „verdauen“ muss, sondern eine natürliche Komponente nutzt, die selbst aus dem Pansen stammt. Die Enzyme werden mithilfe von Hefen produziert, ähnlich wie andere Industrieenzyme, die in Bereichen wie Käseherstellung oder Waschmittelindustrie Anwendung finden. Durch diesen biotechnologischen Produktionsprozess ist das Produkt nachhaltig, sicher und besonders verträglich für das Tier.
Das verbessert die Futtereffizienz maßgeblich. Futter ist einer der größten Kostenfaktoren in der Tierhaltung, und die Möglichkeit, bei gleicher Futtermenge mehr Gewichtszunahme der Tiere zu erzielen, hat enorme ökonomische Vorteile für Landwirte. Hoofprint Biome legt eine Zielvorgabe von etwa fünf Prozent Verbesserung der Futtereffizienz an, was in der Landwirtschaft einen bedeutsamen Schritt darstellt. Gleichzeitig sorgt die Reduktion von Methanemissionen für eine geringere Umweltbelastung und steigert die Akzeptanz tierischer Produkte bei umweltbewussten Verbrauchern. Die Finanzierung des Unternehmens spiegelt das Interesse wider, das Umweltfondgesellschaften, Agrar-Investoren und Technologieförderer in diese Innovation setzen.
Mit einer erfolgreichen Series-A-Runde über 15 Millionen US-Dollar, angeführt von SOSV, einem bekannten Investor im Bereich Innovationsförderung, kann Hoofprint nun umfassende Feldversuche auf Farmen durchführen. Neben SOSV beteiligen sich auch Amazons Climate Pledge Fund, Breakthrough Energy Fellows, und weitere namhafte Investoren. Die Praxisrelevanz zeigt sich darin, dass bisherige Versuche, den Methanausstoß bei Rindern zu reduzieren, entweder nicht praktikabel für die Landwirtschaft waren oder große Widerstände in der Öffentlichkeit ausgelöst haben. Ein Beispiel ist das Produkt Bovaer, das mit einer ähnlichen Zielsetzung arbeitet, aber gegen Desinformation und Skepsis in der Bevölkerung kämpfen muss. Bei Hoofprint steht dagegen die Natürlichkeit des Produkts im Vordergrund.
Als natürliche Proteine, die genau wie alle anderen Proteine vom Tier verdaut werden, haben die Enzyme gute Voraussetzungen, ohne großen Gegenwind akzeptiert zu werden. Der Ansatz erinnert an die Notwendigkeit, nicht nur an der Oberfläche zu arbeiten, sondern an den Kern eines Problems zu gehen. So wie man beim Bau eines Autos nicht nur an der Karosserie Veränderungen vornimmt, sondern den Motor optimieren muss, zielt Hoofprint darauf ab, den „Motor“ der Kuh – den Pansen – zu verbessern. Das ist ein innovativer Schritt in der Tierernährung, der noch viel Potenzial birgt. Diese Entwicklung ist nicht nur aus klimatischer Sicht wertvoll, sondern fördert auch eine Tierhaltung, die gesünder und nachhaltiger ist.
Wenn Kühe besser ernährt werden und mehr Nährstoffe aufnehmen können, profitieren auch die Tiere selbst. Dies könnte mittelfristig zu einer höheren Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten führen und die Notwendigkeit von Medikamenten reduzieren. Die Vision von Hoofprint Biome passt auch hervorragend in den Kontext aktueller gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen. Die EU beispielsweise hat bereits Maßnahmen und Förderprogramme beschlossen, die den CO2-Fußabdruck der Landwirtschaft senken sollen. Technologien wie die von Hoofprint bieten eine Möglichkeit, diese Ziele mit wirtschaftlich tragfähigen Methoden zu erreichen.
Die Integration moderner Biotechnologien in die Landwirtschaft ist unverzichtbar, wenn es gelingt, die wachsende Weltbevölkerung angemessen zu ernähren und gleichzeitig die Umwelt zu schützen. Innovative, mikrobiologische Ansätze, die das natürliche Gleichgewicht der Tiere nutzen, um negative Effekte zu vermindern, sind dabei Schlüsseltechnologien. Hoofprint Biome steht exemplarisch für den Trend, naturbasierte Lösungen mit digitaler und biotechnologischer Innovation zu verknüpfen. Die Enzyme bestehen aus natürlichen Bestandteilen, die optimiert und gezielt eingesetzt werden. Die Produktion nutzt moderne Hefetechnologien, um Skalierbarkeit zu gewährleisten.
Und mit der Unterstützung von führenden Investoren aus dem Bereich nachhaltiger Technologien kann das Produkt nun in der Praxis weiter erprobt und verbessert werden. Zukünftige Forschungen könnten beispielsweise weitere Anpassungen an unterschiedliche Futtermitteltypen ermöglichen oder die Enzyme noch effektiver machen. Mit zunehmender Akzeptanz und Verbreitung könnten der Einsatz solcher Produkte einen signifikanten Beitrag zu den globalen Klimazielen leisten. Gleichzeitig fördert es die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirte, insbesondere in Regionen, in denen Ressourcen effizient eingesetzt werden müssen. Diese innovative Kombination aus Klimaschutz und wirtschaftlichem Nutzen zeigt, dass nachhaltige Landwirtschaft nicht bedeutet, auf Leistung zu verzichten.