Die QVC Group, ein bedeutender Akteur im Direktvertrieb und im Shopping-Fernsehen, sieht sich im ersten Quartal 2025 mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Das Unternehmen meldete einen Nettogewinnrückgang von einem Plus von 8 Millionen US-Dollar im Vorjahreszeitraum zu einem Verlust von 91 Millionen US-Dollar, was eine dramatische Kehrtwende darstellt. Diese Entwicklung ist nicht nur ein Spiegelbild des sich wandelnden Kaufverhaltens der Kunden, sondern auch eine direkte Folge der unbeständigen Zollpolitik, die das Verbrauchervertrauen stark beeinträchtigt. Tarifvolatilität und ihre Auswirkungen Einer der Hauptgründe für den Rückgang der Geschäftsleistung von QVC ist die Unsicherheit rund um Handelszölle, die Verbraucher verunsichern. Tarife verteuern importierte Waren, was sich direkt auf das Preisniveau und somit auf die Nachfrage auswirkt.
Viele Kunden zögern angesichts steigender Preise und der wirtschaftlichen Unsicherheit, größere Anschaffungen zu tätigen. Da QVC viele Produkte aus dem Ausland importiert, wirken sich diese erhöhten Kosten unter anderem direkt auf die Marge und letztendlich auf den Endpreis aus. Darüber hinaus führt die wechselhafte Zollpolitik zu Unterbrechungen in der Lieferkette, die das Versandvolumen und die Verfügbarkeit von Produkten beeinträchtigen. QVC musste einen Rückgang der verkauften Einheiten um zehn Prozent hinnehmen, was sich entscheidend auf die Gesamteinnahmen niederschlägt. Der Rückgang des Absatzvolumens wird zudem durch einen durchschnittlichen Rückgang des Verkaufspreises um zwei Prozent verstärkt, was ebenfalls auf die Unsicherheit und Preissensibilität der Kunden hindeutet.
Verändertes TV-Sehverhalten und digitaler Wandel Neben den tarifbedingten Einflüssen steht QVC vor einer grundlegenden Herausforderung im Konsumverhalten: Die abnehmende Nutzung von linearem Fernsehen. Traditionell war QVC stark vom Direktsendungsverkauf über Fernsehen abhängig. Doch die zunehmende Nutzung digitaler und sozialer Medien sowie Streamingdienste führt dazu, dass immer weniger Menschen lineares Fernsehen einschalten. Dies verringert die Reichweite von QVCs Kernvertriebskanal deutlich. Als Reaktion darauf treibt QVC eine Transformation voran, bei der soziale Medien und Livestream-Shopping eine zentrale Rolle spielen.
Die Zusammenarbeit mit der Plattform TikTok ist ein wesentliches Element dieser Strategie. Seit August 2024 hat QVC seine Präsenz auf TikTok Shop ausgeweitet und geschaffen somit neue Möglichkeiten, jüngere und digital-affine Zielgruppen zu erreichen. Durch die Produktion von TikTok-spezifischem Content in eigenen Studios sowie die Kooperation mit Influencern sucht der Konzern nach innovativen Wegen, seine Produkte über neue Kanäle effektiver zu vermarkten und so einen Gegenpol zum rückläufigen linearen Fernsehen zu entwickeln. Finanzielle Auswirkungen und operative Herausforderungen Die finanziellen Zahlen untermauern die Schwere der Lage: Der operative Gewinn ist im Vergleich zum Vorjahr um 90 Prozent eingebrochen, von 145 Millionen auf lediglich 14 Millionen US-Dollar. Die Gesamteinnahmen sanken um zehn Prozent auf 2,1 Milliarden US-Dollar.
Die rückläufigen Umsätze spiegeln sich in sämtlichen Warengruppen wider, was auf eine breite Konsumzurückhaltung hindeutet. Dazu kommen Restrukturierungs- und Technologieumstellungen, die kurzfristig zusätzlich Kosten verursachen. Die QVC Group betont die Bedeutung von bereinigtem operativen Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (OIBDA) als Indikator für die operative Stärke. Auch hier ist ein Rückgang von 32 Prozent von 259 Millionen auf 177 Millionen US-Dollar zu verzeichnen. Diese Kennzahl verdeutlicht, dass trotz der schwierigen Umstände noch Potenzial vorhanden ist, das das Unternehmen nutzen möchte, um wieder auf Kurs zu kommen.
Langfristige Perspektiven und strategische Anpassungen CEO David Rawlinson hebt hervor, dass sich QVC intensiv auf den Wandel des Marktes einstellt, um der Konkurrenz im Einzelhandel und den sich ändernden Technologien gerecht zu werden. Die Partnerschaft mit TikTok ist ein wichtiger Schritt, um im Bereich Social Shopping zu einem Vorreiter zu werden. Dieses Format kombiniert Entertainment mit direktem Produktverkauf, was ein enormes Wachstumspotenzial birgt. Der Trend zu sozialem Einkaufen passt zudem zum Wunsch jüngerer Generationen nach persönlicherer und interaktiverer Einkaufserfahrung. QVC investiert in entsprechende Technologie und Content-Erstellung, die rund um die Uhr verfügbar ist.
Diese rund um die Uhr angebotenen Livestreams auf sozialen Plattformen bieten neben Produktinformationen auch Unterhaltung und schaffen so eine stärkere Kundenbindung. Die Zukunft des Handelschannels liegt somit nicht mehr nur in traditionellen Fernsehsendungen, sondern in einem nahtlosen Omnichannel-Erlebnis, das Onlineshopping, Live Content und Social Media miteinander verknüpft. Um dieses Ziel zu realisieren, werden interne Veränderungen und Kürzungen wie der Abbau von 900 Arbeitsplätzen vorgenommen, um die Strukturen an die neuen Gegebenheiten anzupassen und effizienter zu arbeiten. Wettbewerbsumfeld und Markttrends QVC bewegt sich in einem äußerst dynamischen Umfeld, in dem der Wettbewerb mit anderen Einzelhandelsunternehmen, die ebenfalls verstärkt auf Online- und Livestreamkanäle setzen, kontinuierlich zunimmt. Plattformen wie Amazon Live, Instagram Shopping und weitere soziale Netzwerke setzen auf ähnliche Konzepte.
Die Herausforderung besteht darin, sich auf diesen Plattformen durch einzigartigen Content, Produktauswahl und ein glaubwürdiges Markenerlebnis abzuheben. Zudem bleibt die unsichere geopolitische und wirtschaftliche Lage eine Belastung. Inflationäre Tendenzen und die weitere Entwicklung der Handelszölle könnten die Kaufkraft der Verbraucher weiterhin einschränken. Gleichzeitig verändern sich auch die Erwartungen der Kunden stetig: Nachhaltigkeit, Transparenz und personalisierte Erlebnisse gewinnen an Bedeutung, was den Druck auf traditionelle Anbieter erhöht. Fazit Die QVC Group steht vor einem Wendepunkt in ihrer Unternehmensgeschichte.
Die Kombination aus negativen Einflüssen durch Zölle und den Wandel im Medienkonsum hat zu einem starken Einbruch bei Umsatz und Gewinn geführt. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, muss das Unternehmen seine Geschäftsmodelle neu erfinden und stärker auf digitale, insbesondere soziale Kanäle setzen. Die Kooperation mit TikTok ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung, ebenso wie die konsequente Anpassung der internen Strukturen. Die kommenden Quartale werden zeigen, wie erfolgreich QVC die Herausforderungen meistert. Klar ist, dass traditionelles Fernsehen als Verkaufskanal schwindet und innovative, digitale Formate zunehmend das Einkaufserlebnis bestimmen werden.
Für QVC wird es essenziell sein, auf dieser Welle mitzureiten, um die Zukunftsfähigkeit des Konzerns zu sichern.