Ethereum hat sich seit seiner Einführung als eine der wichtigsten Kryptowährungen etabliert, doch der aktuelle Preisverfall und das schwindende Vertrauen der Investoren werfen Zweifel an der kurzfristigen Entwicklung des ETH-Kurses auf. Nachdem der Kurs unter die Marke von 1.600 US-Dollar gefallen ist, steht nun die Frage im Raum, ob Ethereum auf einen Tiefststand von rund 1.100 US-Dollar zusteuert. Der ETH/BTC-Handel zeigt hierzu ein besonders düsteres Bild, denn die Paarung hat jüngst historische Tiefstände durchbrochen – ein Signal für eine mögliche Kapitalflucht von Ethereum hin zu Bitcoin.
Der Rückgang von Ether wird unter anderem durch eine Erosion seiner Marktanteile bei Layer-1-Blockchain-Netzwerken verursacht. Während Ethereum früher mehr als 70 Prozent der gesamten im DeFi-Bereich gebundenen Werte (TVL) dominierte, liegt dieser Anteil inzwischen unter 55 Prozent. Diese Verschiebung zeigt klar, dass konkurrierende Netzwerke wie Solana, Avalanche und die auf Ethereum Virtual Machine (EVM) kompatiblen Blockchains wie Base erhebliche Marktanteile gewinnen. Insbesondere die schnelleren und günstigeren Transaktionsmöglichkeiten dieser Konkurrenten ziehen Kapital und Nutzer von Ethereum ab. Die Folge ist eine Fragmentierung der liquiden Mittel sowie eine spürbare Abschwächung der Aktivität auf der Ethereum-Blockchain.
Die jüngsten Ereignisse auf regulatorischer Ebene haben diese Entwicklungen zusätzlich verschärft. Die Aufhebung einer während der Biden-Ära eingeführten DeFi-Gesetzgebung durch Ex-Präsident Donald Trump, die strengere KYC-Anforderungen für DeFi-Plattformen vorsah, hat bei Investoren Unsicherheit und Verunsicherung ausgelöst. Das Ziel der Maßnahme, als bürokratische Überdehnung bezeichnet, führte paradoxerweise zu verstärkten Kapitalabflüssen aus Ethereum-basierten Protokollen, was die Nachfrage und das Vertrauen in den Ethereum-Markt weiter drückt. Technisch betrachtet steht Ethereum aktuell an einem Wendepunkt. Wichtige Unterstützungsniveaus liegen momentan bei etwa 1.
597 US-Dollar. Ein Durchbruch unter diese Schwelle könnte den Kurs auf etwa 1.100 US-Dollar treiben. Auf der anderen Seite könnten Fortschritte bei der Erholung über 1.730 US-Dollar sowie stabile Kennzahlen im On-Chain-Geschäft Anzeichen einer Stabilisierung und möglicher Erholung sein.
Jedoch zeigt das Relative Strength Index (RSI) mit einem Wert von rund 42,45, dass der Markt von Ethereum sich nahe einer überverkauften Zone befindet. Dies lässt kurzfristigen Erholungsansätzen Raum, auch wenn die langfristigen gleitenden Durchschnitte (50-, 100- und 200-Tage SMAs) noch klar in einem bärischen Trend stehen. Die Bedeutung des ETH/BTC-Paars kann nicht unausgesprochen bleiben. Nachdem die Paarung unter das psychologisch wichtige Niveau von 0,02 gefallen ist, spiegelt dies eine größere Verschiebung der Investorenpräferenzen hin zu Bitcoin als erfahrenerem und etabliertem Vermögenswert wider. Die Dominanz von Bitcoin liegt aktuell bei mehr als 54 Prozent, ein Ausdruck der aktuellen Marktverunsicherung und einer Rotation von Kapital in vermeintlich sicherere Anlagen.
Die Unsicherheit wird durch noch immer fehlende regulatorische Klarheit bezüglich Ethereum-Staking-Mechanismen und spot-ETH-ETFs verschärft, was zusätzlichen Druck auf den ETH-Kurs ausübt. Die On-Chain-Kennzahlen liefern ein gemischtes Bild. Trotz des erfolgreichen Dencun-Upgrades im März 2025 haben sich Aktivität und Nutzerzahlen kaum verbessert. Die Anzahl der täglich aktiven Adressen und Transaktionen verharrt auf niedrigem Niveau, während sogenannte Layer-2-Netzwerke wie Arbitrum und Optimism zwar mehr Volumen aufnehmen, dies jedoch tendenziell von der Basis-Blockchain abzieht. Diese Entwicklung kann langfristig den Wert und die Dominanz von Ethereum schwächen, da grundlegende Aktivitäten auf weniger profitables Layer-1-Level zurückgehen.
Aus Investorenperspektive kristallisieren sich daher mehrere Szenarien heraus. Sollte Ethereum es nicht gelingen, kurzfristig wichtige technische Widerstände zu überwinden und den On-Chain-Daten eine Aufwärtsdynamik zu verleihen, droht ein weiterer Kursabfall. Das Ziel von 1.100 US-Dollar rückt dann in den Fokus und würde einen der niedrigsten Stand seit der Altcoin-Hausse im Jahr 2021 markieren. Andererseits bleibt Ethereum aufgrund seiner breiten Entwicklerbasis, der Mediadominanz und der Stellung als Blockchain-Infrastrukturprojekt trotz starker Konkurrenz attraktiv für langfristige Kapitalgeber.
Die Herausforderung für Ethereum besteht darin, sich gegen die Fragmentierung der DeFi- und NFT-Märkte durchzusetzen und sich als unverzichtbare Plattform zu behaupten. Die Konkurrenz durch Solana, Avalanche und andere EVM-kompatible Netzwerke verlangt von Ethereum kontinuierliche technologische Innovation, Netzwerkstabilität und eine Verbesserung der Nutzererfahrung, um sowohl neue als auch bestehende Anwender zu binden. Kurzfristig ist der Markt von geopolitischen und makroökonomischen Faktoren geprägt. Die Verbesserung der US-Inflationszahlen hat zwar einige makroökonomische Druckpunkte entschärft, doch die andauernden ungelösten Spannungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China sorgen für anhaltende Unsicherheit an den Finanzmärkten. Investoren reagieren entsprechend defensiv und bevorzugen dabei vermeintlich weniger volatile Assets wie Bitcoin gegenüber riskanteren Altcoins.
Insgesamt ist die aktuelle Kursentwicklung von Ethereum ein Spiegelbild tiefgreifender struktureller Veränderungen im Krypto-Sektor. Die Dominanz wird durch neue Technologien und Marktverschiebungen herausgefordert, während regulatorische Entscheidungen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zusätzliche Unsicherheiten schaffen. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob Ethereum sich als Innovationsführer erneut behaupten kann oder ob ein signifikanter Kursrückgang unausweichlich ist. Für Anleger bedeutet dies: Ein wachsames Auge auf die Schlüsselniveaus bei 1.597 und 1.
730 US-Dollar ist unerlässlich. Gelingt keine Stabilisierung über diese Marken, sollte das Szenario eines weiteren Rückgangs berücksichtigt werden. Dennoch bleibt die langfristige Perspektive von Ethereum aufgrund der starken Community und der visionären Anwendungen wie dem Ausbau von Layer-2-Lösungen, NFT-Märkten und Smart-Contract-Technologien weiterhin vielversprechend. Wie der Markt jedoch in den nächsten Monaten reagiert, hängt nicht zuletzt von regulatorischen Fortschritten und globalen wirtschaftlichen Entwicklungen ab. Ethereum steht also an einem Scheideweg: Schlüsseltechnische Marken und fundamentale Herausforderungen bestimmen die nächste Phase seiner Entwicklung.
Ob der Preis auf etwa 1.100 US-Dollar fällt oder sich erholt, entscheidet sich im Spannungsfeld zwischen Konkurrenzdruck, regulatorischen Rahmenbedingungen und dem Innovationsvermögen des Netzwerks.