Die russische Zentralbank und das Finanzministerium beabsichtigen, eine neue Krypto-Börse einzuführen, die sich gezielt an sogenannte "Super-qualifizierte Investoren" richtet. Dieses ambitionierte Projekt wird im Rahmen eines dreijährigen experimentellen Rechtsrahmens umgesetzt und soll die bisher eher skeptische Haltung des Landes gegenüber Kryptowährungen grundlegend verändern. Ziel ist es, Kryptowährungen wie Bitcoin und andere digitale Assets unter bestimmten Voraussetzungen zu legalisieren und so den Handel innerhalb einer regulierten Umgebung zu ermöglichen. Im März 2025 wurde von der Zentralbank vorgeschlagen, eine begrenzte Anzahl russischer Investoren, die über erhebliche finanzielle Mittel verfügen, zum Kauf und Verkauf von Kryptowährungen zuzulassen. Dabei wurden Kriterien definiert, die Anleger als "Super-qualifizierte Investoren" klassifizieren: Dazu gehören Vermögenswerte von mehr als 100 Millionen Rubel (ca.
1,2 Millionen US-Dollar) oder ein jährliches Einkommen von mindestens 50 Millionen Rubel (etwa 602.000 US-Dollar). Diese hohe Schwelle soll sicherstellen, dass nur erfahrene und finanziell gut ausgestattete Personen am Handel teilnehmen, was das Risiko von Marktmanipulationen und Missbrauch verringern soll. Die genaue Definition und die Zulassungskriterien sind allerdings noch nicht endgültig festgelegt und werden derzeit in intensiven Diskussionen innerhalb der zuständigen Behörden weiterentwickelt. Finanzminister Anton Siluanov betonte während eines Treffens, dass die geplante Krypto-Börse ein Zeichen dafür sei, dass Kryptowährungen in Russland nicht länger im Schatten operieren, sondern unter strikter Kontrolle und Regulierung offiziell anerkannt werden.
Er wies allerdings darauf hin, dass der Handel nicht zwingend innerhalb des Landes physisch stattfinden müsse, sondern im Rahmen der experimentellen Regelungen genehmigte Transaktionen zugelassen werden. Dieses Vorgehen könnte auch potenzielle Probleme im Hinblick auf internationale Sanktionen und den globalen Finanzmarkt mildern. Das Projekt reflektiert eine deutliche strategische Wende Russlands in Sachen Blockchain und digitale Währungen. Seit dem Inkrafttreten des ersten Krypto-Gesetzes im Januar 2021, das den Einsatz von Kryptowährungen für Zahlungszwecke verbot, war der Umgang mit digitalen Assets meist restriktiv. Trotzdem sucht die russische Regierung weiterhin Wege, um ausgewählte Krypto-Aktivitäten zu ermöglichen und gleichzeitig die Kontrolle über die Geldströme zu behalten.
Ein Beispiel dafür ist die Ankündigung, eine eigene staatliche Stablecoin zu entwickeln. Diese soll helfen, den internationalen Handel trotz restriktiver Sanktionen aufrechtzuerhalten, beispielsweise in den Zahlen für Ölgeschäfte mit Partnern wie China und Indien, bei denen Bitcoin und andere Token bereits als Zahlungsmittel genutzt werden. Dies könnte Russland helfen, sich im geopolitischen Wettbewerb neue Finanzwege zu erschließen. Parallel dazu gab es Vorschläge für einen Regierungs-Krypto-Fonds, der mit Vermögenswerten aus strafrechtlichen Verfahren gefüllt werden könnte. Dies zeigt, dass digitale Vermögenswerte zunehmend als legitime und wertvolle Ressourcen betrachtet werden, die auch staatlich verwaltet werden können.
Die parallele Entwicklung neuer Rechtsgrundlagen zur Anerkennung von Kryptowährungen als Eigentum im Strafprozessrecht untermauert diese Tendenz. Die geplante Börse wird sich wahrscheinlich in einem experimentellen Rechtsrahmen bewegen, der die Sicherheit und Transparenz für Investoren gewährleisten soll und gleichzeitig die Risiken reguliert. Für Russland könnte dies die Phase einleiten, in der das Land eine kontrollierte Einführung von Kryptowährungen umsetzt, um sowohl Innovationen zu fördern als auch die Finanzstabilität zu schützen. Auf globaler Ebene beobachtet man gespannt, wie Russland mit seiner Balance zwischen hartem Regulierungsansatz und vorsichtiger Krypto-Innovationsförderung agiert. Während viele Nationen stark auf die Förderung von Krypto-Technologien setzen, erweist sich Russland als vorsichtiger, strategisch aber gezielt vorgehend.
Damit wird zugleich auch ein Signal an institutionelle Investoren gesendet, die klare Bedingungen und Sicherheit für ihre Transaktionen suchen. Das Zusammenspiel von Zentralbank und Finanzministerium bei diesem Vorhaben zeigt das Bestreben einer kohärenten staatlichen Strategie. Der Plan, "Super-qualifizierte Investoren" mit klar definierten Vermögens- und Einkommensgrenzen einzubeziehen, kann zudem als Schutzmechanismus gegen unerfahrene Marktteilnehmer gelten, die mit hoher Volatilität und Risiken digitaler Assets überfordert sein könnten. So soll die Krypto-Börse als kontrollierter Innovationsraum innerhalb des gesetzlich geschaffenen Rahmens dienen. Für die russische Wirtschaft und den Finanzmarkt könnte die Einführung einer staatlich unterstützten Krypto-Börse neue Perspektiven eröffnen.