Der britische Markt für leichte Nutzfahrzeuge, der Transporter, 4x4-Modelle und Pick-ups umfasst, verzeichnete im Mai 2025 einen spürbaren Rückgang der Zulassungen. Laut dem Bericht der Society of Motor Manufacturers and Traders (SMMT) ging der Absatz gegenüber dem Vorjahr um 11,8 % zurück, mit insgesamt 22.796 zugelassenen Einheiten. Diese Entwicklung stellt den niedrigsten Mai-Wert seit 2022 dar und setzt eine seit sechs Monaten anhaltende Abwärtstendenz fort, die maßgeblich von einer schwachen Geschäftsstimmung und nachlassenden Investitionen in Firmenflotten beeinflusst wird. Die Folgen davon wirken sich stark auf die verschiedenen Fahrzeugsegmente aus.
Während insbesondere die größten Transportermodelle einen Rückgang von 14 % auf 14.652 Einheiten verzeichnen mussten, sank der Absatz mittelgroßer Transporter um 9,2 % auf 4.065 Fahrzeuge. Auch die kleinsten Transporter waren mit einem Minus von 7,8 % auf 673 Einheiten betroffen. Lediglich der 4x4-Sektor konnte mit einem Zuwachs von beeindruckenden 36,9 % auf 716 verkaufte Fahrzeuge als Ausnahme punkten.
Dagegen fiel die Nachfrage nach Pick-ups um 12,7 % auf 2.690 registrierte Fahrzeuge. Verantwortlich für diesen Rückgang sind unter anderem neue steuerliche Regelungen, die seit April 2025 gelten und Doppelkabinen-Pick-ups hinsichtlich der Vorteilnahme beim Firmenwagen sowie bei Abschreibungen als PKW einstufen. Diese Maßnahmen führen zu höheren Kosten für Unternehmen, vor allem in Branchen wie Landwirtschaft, Bauwesen, Energieversorgung und dem Einzelhandel. Die bisherige Politik könnte daher dazu führen, dass Unternehmen neue Fahrzeugbestellungen verschieben oder ganz erlassen, wodurch ältere, oftmals emissionsintensivere Modelle länger auf den Straßen bleiben.
Dies könnte den gegenteiligen Effekt zu den Klimazielen bewirken und darüber hinaus zu geringeren Steuereinnahmen durch sinkende Fahrzeugverkäufe führen. Vor diesem Hintergrund fordert die SMMT die britische Regierung auf, die neuen Steuerregelungen für mindestens ein weiteres Jahr auszusetzen, um der Industrie und Kunden ausreichend Zeit für Anpassungen zu gewähren. Während der Gesamtmarkt Schrumpfungserscheinungen zeigt, überrascht die Entwicklung bei den batterieelektrischen Transportern (BEV) mit einem starken Wachstum von 50 % auf 1.731 Neuzulassungen im Berichtsmonat. Dies markiert bereits den siebten Monat in Folge mit steigender Nachfrage nach emissionsfreien Nutzfahrzeugen.
Trotz eines Angebots von fast 40 verschiedenen BEV-Modellen beträgt deren Marktanteil mit 7,6 % im Mai sowie 8,2 % im Jahresverlauf 2025 allerdings erst rund die Hälfte des von der Regierung vorgegebenen Zielwertes von 16 %. Der langsame Fortschritt bei der Umstellung auf emissionsfreie Nutzfahrzeuge wird unter anderem durch unzureichende Ladeinfrastruktur behindert. Die SMMT hebt die Bedeutung von Förderprogrammen wie dem Plug-in-Van-Grant hervor, der Käufern finanzielle Anreize bietet, um auf umweltfreundlichere Modelle umzusteigen. Gleichzeitig fordert die Organisation nachhaltige Investitionen in eine auf leichte Nutzfahrzeuge zugeschnittene und bezahlbare Ladeinfrastruktur an öffentlichen Ladepunkten, Betriebshöfen sowie geteilten Ladehubs. Ein besonderes Problem sind dabei die langen Wartezeiten für den Netzanschluss in Betrieben, die sich teilweise bis zu 15 Jahre erstrecken können und somit deutlich nach dem für 2035 geplanten Verkaufsverbot von Verbrennungsmotoren liegen.
Die SMMT sieht zudem in einheitlichen lokalen Planungsvorgaben einen entscheidenden Faktor, um die nötigen Genehmigungsverfahren für die Ladeinfrastruktur zu beschleunigen und Unternehmen damit mehr Planungssicherheit zu geben. Die Kombination aus einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld und einer restriktiveren Steuerpolitik hat die Geschäftsentwicklung im Transportermarkt spürbar belastet. Die SMMT-Chefin Mike Hawes kommentiert die Zahlen nüchtern: Die anhaltende Abnahme neuer Fahrzeugbestellungen spiegelt die schwache Unternehmensstimmung wider und wird durch belastende Steuervorschriften für Doppelkabinen-Pick-ups zusätzlich verschärft. Gleichzeitig betont er die Wichtigkeit der Flottenerneuerung mit saubereren und moderneren Modellen und sieht in der steigenden Nachfrage nach Null-Emissions-Transportern einen positiven Trend. Dennoch bleibt der Marktanteil dieser Fahrzeuge deutlich hinter den offiziellen Vorgaben zurück.
Um den Wandel schneller voranzutreiben, ist eine zügige Umsetzung von Ladevorrichtungen für leichte Nutzfahrzeuge in ausreichender Zahl und zu wettbewerbsfähigen Preisen unabdingbar. Für Hersteller und Betreiber von Transporterflotten ist ein starkes Engagement in diese Richtung essenziell, um wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig gesetzliche Umweltanforderungen zu erfüllen. Die Verzögerungen bei der Ladeinfrastruktur gefährden nicht nur die ambitionierten Nachhaltigkeitsziele, sondern auch die wirtschaftliche Dynamik ganzer Branchen, die auf robuste und moderne Transportlösungen angewiesen sind. Insgesamt unterstreichen die jüngsten Entwicklungen im britischen Nutzfahrzeugmarkt die Bedeutung einer durchdachten Politik, die wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Umweltziele und technische Voraussetzungen in Einklang bringt. Eine abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Regierung, Industrie und kommunalen Behörden ist notwendig, um den Mobilitätswandel erfolgreich zu gestalten.
Für Unternehmen bleibt die Herausforderung bestehen, angesichts hoher Kosten und regulatorischer Unsicherheiten zukunftsfähige Investitionsentscheidungen zu treffen und gleichzeitig die Umstellung auf eine emissionsfreie Fahrzeugflotte voranzutreiben. Während das Wachstum bei elektrischen Transportern Hoffnung gibt, verdeutlicht die derzeitige Marktsituation, dass ein beschleunigter Ausbau der Infrastruktur, eine Anpassung der steuerlichen Rahmenbedingungen sowie klare, langfristige Strategien unerlässlich sind, um den Anforderungen der nächsten Jahre gerecht zu werden und die Wettbewerbsfähigkeit Großbritanniens im europäischen und globalen Markt zu sichern.