Die Produktionsleistung der US-amerikanischen Industrie hat im Mai nur marginal zugenommen. Laut aktuellen Daten der Federal Reserve stieg die Fertigungsproduktion lediglich um 0,1 Prozent an, was die Unsicherheit und die Herausforderungen unterstreicht, denen sich die Branche nach wie vor gegenübersieht. Insbesondere die Sorgen über die Auswirkungen von Handelspolitik und Zöllen lasten schwer auf dem industriellen Sektor, der für rund zehn Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes verantwortlich ist. Der leichte Anstieg der Produktion im Mai folgt auf eine überarbeitete Datenlage für April, die einen Rückgang von 0,5 Prozent verzeichnete. Ökonomen hatten einen etwas stärkeren Zuwachs von 0,2 Prozent prognostiziert, allerdings lag die tatsächliche Erhöhung darunter.
Auf Jahresbasis zeigt sich dennoch ein moderates Wachstum von 0,5 Prozent bei der Fabrikausbringung, was auf eine gewisse Stabilisierung hindeutet, zugleich jedoch auf anhaltende strukturelle Hürden hinweist. Eine der wenigen positiven Entwicklungen im Mai war die Beschleunigung der Produktion im Bereich Kraftfahrzeuge und deren Teile, die um rund 4,9 Prozent zulegte. Diese Erholung konnte den Rückgang von 2,3 Prozent im April wettmachen und ist ein bedeutendes Signal für die Automobilbranche, die zu den Schlüsselindustrien der USA gehört. Auch der Bereich Luft- und sonstige Transportgeräte verzeichnete ein moderates Wachstum von 1,1 Prozent, was die robuste Nachfrage nach Flugzeugen und verwandten Produkten widerspiegelt. Demgegenüber sanken die Produktionszahlen in mehreren wichtigen Teilsektoren deutlich.
Insbesondere bei den gefertigten Metallprodukten, Maschinen und nichtmetallischen Mineralprodukten gingen die Werte jeweils um mindestens ein Prozent zurück. Diese Branchen sind oft Vorreiter bei Investitionen und Innovationen, und ihre Abschwächung deutet auf eine gewisse Zurückhaltung im industriellen Kapitalstock hin. Die langlebige Güterproduktion konnte insgesamt sogar einen leichten Anstieg um 0,4 Prozent verzeichnen, was den positiven Trend bei Fahrzeugen und Maschinen teilweise unterstützt. Im Gegensatz dazu fiel die Produktion von kurzlebigen Verbrauchsgütern um 0,2 Prozent. Besonders stark betroffen war die Herstellung energiebezogener kurzlebiger Güter mit einem Rückgang von 3,2 Prozent.
Weitere Rückgänge gab es bei Druckprodukten sowie bei Nahrungs-, Getränke- und Tabakprodukten, was auch die Konsumnachfrage und Lieferkettenprobleme widerspiegelt. Neben der Fertigung blieb auch die gesamte Industrieproduktion im Mai hinter den Erwartungen zurück und ging um 0,2 Prozent zurück, nachdem im April ein geringfügiger Zuwachs von 0,1 Prozent verbucht worden war. Auf Jahressicht ist die Industrieproduktion dennoch um 0,6 Prozent gestiegen. Mining und Abbau legten schwach um 0,1 Prozent zu, während der Bereich Versorgungsunternehmen einen deutlichen Rückgang von 2,9 Prozent erlebte. Insbesondere die Stromerzeugung reduzierte sich um 3,6 Prozent, was im Unterschied zum Wachstum von 2,7 Prozent bei der Erdgasversorgung steht.
Ein weiterer wichtiger Indikator für die Wirtschaftskraft ist die Kapazitätsauslastung in der Industrie. Im Mai sank dieser Wert leicht auf 77,4 Prozent, nachdem er im April bei 77,7 Prozent lag. Dieser Wert liegt nach wie vor etwa 2,2 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt der Jahre von 1972 bis 2024. Die Auslastung im Fertigungssektor blieb unverändert bei 76,7 Prozent, rund 1,5 Prozentpunkte unter dem Langzeitdurchschnitt. Diese Zahlen spiegeln den verhaltenen Einsatz der Produktionskapazitäten wider und zeigen, dass viele Anlagen nicht ausgelastet sind, was wirtschaftliche Risiken birgt.
Ein erheblicher Teil der Unsicherheit für US-Hersteller resultiert aus der Handelspolitik der Regierung von Präsident Donald Trump. Vor allem die Erhöhung der Zölle auf Stahl und Aluminium, die kürzlich von 25 auf 50 Prozent verdoppelt wurden, wirkt sich belastend auf die Produktionskosten aus. Zusätzlich sind auf Fahrzeuge und Fahrzeugteile 25-prozentige Einfuhrzölle erhoben, was die Fertigungsprozesse verteuert, da viele Betriebe auf importierte Rohstoffe angewiesen sind. Präsident Trump rechtfertigt die Maßnahmen mit dem Ziel, die verarbeitende Industrie in den USA zu revitalisieren, die über Jahrzehnte einen Rückgang erlebt hat. Experten weisen jedoch darauf hin, dass eine strukturelle Erholung nicht kurzfristig durch Zölle erreicht werden kann.
Die Herausforderungen wie hohe Produktionskosten, teure Arbeitskräfte sowie technologischer Wandel müssen langfristig angegangen werden. Vor allem die Automobilbranche hat bereits begonnen, sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen, indem sie Produktion und Lieferketten neu strukturiert. Dennoch bleiben die höheren Stahl- und Aluminiumpreise eine Belastung. Die Luftfahrtindustrie profitiert hingegen von anhaltender globaler Nachfrage und Investitionen, was sich auch in der Produktionssteigerung zeigt. Die verhaltene Entwicklung der US-Industrieproduktion im Frühjahr 2025 spiegelt das Spannungsfeld aus globalen wirtschaftlichen Zwängen, technologischen Umbrüchen und politischen Eingriffen wider.
Während einzelne Bereiche wie der Fahrzeug- und Luftfahrtsektor auf Wachstumskurs sind, wirken andere Segmente dem entgegen, was zu einem insgesamt nur geringen Produktionsanstieg führt. Die Bedeutung der Industrie für die US-Wirtschaft ist unbestritten: Mit rund einem Zehntel des Bruttoinlandsprodukts stellt sie einen Eckpfeiler des wirtschaftlichen Wohlstands dar. Die Herausforderungen, denen die Branche gegenübersteht, erfordern flexible und innovative Ansätze sowohl von Unternehmen als auch von der Politik. Eine nachhaltige Verbesserungen der Auslastung und der Produktionszahlen wird nicht allein durch protektionistische Maßnahmen zu erzielen sein, vielmehr sind Investitionen in Technologie, Fachkräfte und Infrastruktur entscheidend. Abschließend zeigt die Berichtslage vom Mai, dass die US-Industrie in einer Phase der Stagnation verharrt, in der einzelne Segmente für positive Impulse sorgen, während andere unter Druck bleiben.
Die Entwicklung der kommenden Monate wird entscheidend sein, um beurteilen zu können, ob strukturelle Reformen und Außenhandelsbedingungen eine Trendwende bewirken können oder ob die Branche mit weiteren Herausforderungen rechnen muss. Für Unternehmen in der Industrie ist es unerlässlich, sich auf volatile Handelsbedingungen und wechselnde globale Rahmenbedingungen einzustellen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.