In einer Zeit, in der technologische Fortschritte und kulturelle Entwicklungen sich rasant verändern, entstehen neue Begriffe, die unser Verständnis von Selbstwahrnehmung und Gesellschaft reflektieren. Einer dieser Begriffe, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist „Self-Modern“ in Verbindung mit „Post-Parodie“. Diese Konzepte helfen dabei, das heutige Zeitalter der Modernität und der ironischen Auseinandersetzung mit sich selbst besser zu begreifen. Dabei geht es nicht nur um oberflächliche Kritik, sondern um eine tiefere Reflexion der Art und Weise, wie Technik, Kultur und Gesellschaft miteinander verflochten sind und sich gegenseitig beeinflussen. Der Begriff Self-Modern lässt sich als eine Art bewusste Selbstmodernisierung verstehen.
Es geht darum, wie Akteure – sei es im Bereich der Technologie, der Kunst oder der Gesellschaft – sich selbst in einem Prozess immer wieder neu erfinden und dabei die Widersprüche der Moderne umarmen. Anders als früher, wo Modernisierung als linearer Fortschrittsprozess gesehen wurde, ist Self-Modern ein dynamischer und selbstreferenzieller Zustand. Hier wird der Modernisierungsprozess nicht nur als äußere Anpassung verstanden, sondern als innerer, selbstbestimmter Wandel, der zugleich kritisch gegenüber den eigenen Voraussetzungen ist. Post-Parodie wiederum beschreibt eine Stufe, in der die Parodie – also die satirische, ironische Nachahmung – sich selbst überwindet oder transzendiert. Anstelle einer einfachen Nachahmung mit spöttischer Absicht tritt eine Ausdrucksform, die nicht mehr nur ironisch ist, sondern die Absurditäten und Widersprüche der Moderne so stark überhöht und reflektiert, dass sie quasi eine neue Realität erschafft.
Es ist, als ob die Gesellschaft in einem Spiegelkabinett sitzt und sich selbst immer wieder neu entdeckt, dabei aber die Grenzen zwischen Ernst und Sarkasmus zunehmend verschwimmen. Die Kombination aus Self-Modern und Post-Parodie ist vor allem im Kontext der Technologiebranche und der aktuellen Diskussionen um Künstliche Intelligenz (KI) besonders beobachtbar. Ein prominentes Beispiel hierfür sind die Versprechen und Realität von großen Technologiekonzernen und ihren KI-Produkten. Während Führungspersonen und Unternehmen großspurige Versprechen machen – etwa dass KI bald nahezu beliebige gesellschaftliche Probleme lösen oder sogar die gesamte menschliche Produktivität revolutionieren wird – zeigen sich in der Praxis immer wieder erhebliche Hürden, die nicht einfach übersprungen werden können. Die Situation wirkt so absurd, dass sie fast schon parodistisch erscheint, oft begleitet von öffentlichkeitswirksamen Fehlschlägen und übertriebenen Werbeversprechen, die sich nicht erfüllen.
Ein bekanntes Beispiel ist die Firma eines der aktuell bekanntesten KI-Pioniere, deren Software zwar vielversprechend klingt, in der realen Anwendung aber häufig an Grenzen stößt. Die Ironie der Situation: Man möchte sich eigentlich über die Großspurigkeit lustig machen – doch die Realität liefert ungewollt eine Realsatire, die so absurd ist, dass eine klassische Parodie fast überflüssig erscheint. So wird die KI-Industrie zum Sinnbild für Self-Modern und Post-Parodie: ein Sektor, der sich selbst immer wieder neu erfindet, sich mit seinen Widersprüchen auseinandersetzt und dabei die Grenzen zwischen Ironie und Wirklichkeit verwischt. Neben der Technologie spiegelt sich dieser Zustand auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen wider. In der Popkultur etwa treten immer mehr Werke auf, die nicht nur Ironie und Satire verwenden, sondern eine komplexe Verschaltung von Erinnerungen an frühere kulturelle Formen und deren ironische Überhöhung nutzen.
Filme, Serien und Literatur agieren oft in einer post-parodistischen Weise, in der klassische Tropen, Klischees und Erzählmuster nicht einfach nachgeahmt, sondern so extrem und selbstreflexiv dargestellt werden, dass sie eine eigene, neue Erzählform schaffen. Diese Werke fordern das Publikum heraus, indem sie die Erwartungshaltung unterlaufen und gleichzeitig mit ihr spielen. Der philosophische Hintergrund von Self-Modern und Post-Parodie wurzelt in postmodernen Theorien, wobei hier jedoch eine Nuance hinzugefügt wird. Während die Postmoderne oft mit Beliebigkeit, Relativismus und Skepsis assoziiert wird, schlägt Self-Modern eine aktivere Rolle vor: Es geht um ein selbstbewusstes, ja fast spielerisches Infragestellen und Neuerschaffen von Wirklichkeit. Die Moderne wird nicht nur dekonstruiert, sondern auf kreative Weise transformiert.
Dies impliziert auch ein neues Verhältnis zum Fortschritt: Weg von der naive Fortschrittsgläubigkeit hin zu einer komplexeren Sichtweise, die Chancen und Risiken gleichwertig reflektiert. Diese Sichtweise ist in der aktuellen Debatte um Künstliche Intelligenz besonders relevant. Die Entwicklung von KI-Systemen wirft sowohl Hoffnungen als auch Ängste auf, und beide Seiten bedienen sich oft einer Sprache, die zwischen Optimismus, dystopischer Warnung und ironischer Distanz schwankt. Die Self-Modernisierung zeigt sich hier in der Art und Weise, wie Entwickler, Wissenschaftler und Politik mit diesen Ambivalenzen umgehen: Sie versprechen Innovation und technologische Wunder, setzen sich aber auch mit den ethischen und gesellschaftlichen Fragen auseinander, die diese Technologien aufwerfen. Auch aus Sicht der Konsumenten und Nutzenden entwickelt sich eine kritische Distanz.
Immer mehr Menschen erkennen, dass die Versprechen der Technologie oft nicht mit der alltäglichen Erfahrung übereinstimmen. Diese Diskrepanz führt zu einer kritischen Haltung, die sowohl ironisch als auch ernster Natur ist. Memes, humorvolle Kommentare und kritische Beiträge in sozialen Netzwerken sind Ausdruck einer kollektiven Selbstreflexion, die genau den Zustand der Post-Parodie illustriert: Man weiß um den Widerspruch, man lacht darüber, und gleichzeitig entsteht daraus eine neue Form der Auseinandersetzung. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage, wie Selbstmodernisierung und Post-Parodie in der Politik und öffentlichen Diskussion wirken. Technologien wie KI sind mittlerweile nicht mehr nur technische Themen, sondern hochpolitische Fragen, die Demokratie, Menschenrechte und globale Machtverhältnisse berühren.
Das Bewusstsein für die komplexen Wechselwirkungen von Technologie und Politik wächst, und zusammen mit ihm die Einsicht, dass einfache Antworten nicht ausreichen. Hier zeigt sich die Notwendigkeit einer reflektierten, post-parodistischen Haltung, die Selbstkritik mit engagierter Gestaltung verbindet. Gary Marcus, ein prominenter Kritiker und Beobachter der KI-Landschaft, hat den Begriff „self-modern, post-parody“ geprägt und anschaulich beschrieben, wie die aktuelle Technikentwicklung oft so absurd und widersprüchlich wirkt, dass sie fast wie eine ironische Überhöhung ihrer selbst erscheint. Marcus sieht darin aber auch eine Chance, durch kritische Auseinandersetzung und bewusste Selbstmodernisierung die technologische Entwicklung verantwortungsvoller und zielführender zu gestalten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Self-Modern und Post-Parodie Schlüsselbegriffe sind, um die komplexen Prozesse der heutigen Modernisierung und gesellschaftlichen Entwicklung zu verstehen.
Sie machen sichtbar, wie Technologie und Kultur in einem Spannungfeld zwischen Hoffnung, Skepsis und Ironie interagieren. Gleichzeitig öffnen sie Raum für neue Formen der kreativen Reflexion und des konstruktiven Umgangs mit den Herausforderungen unserer Zeit. Die Zukunft wird zeigen, inwiefern diese Konzepte uns dabei helfen können, nicht nur die Technik besser zu verstehen, sondern auch die Rolle des Menschen in einer sich rasant wandelnden Welt neu zu definieren. Klar ist, dass wir uns mitten in einer kulturellen, technologischen und philosophischen Transformation befinden – einer Selbstmodernisierung, die post-parodistisch kommentiert und gestaltet wird und die unsere Gegenwart und Zukunft nachhaltig prägen wird.