Die Finanzwelt erlebt derzeit eine bemerkenswerte Entwicklung im Bereich der Exchange-Traded Funds (ETFs), die auf die politischen und wirtschaftlichen Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China zurückzuführen ist. Vanguard, einer der weltweit größten Investmentmanager, hat den Vanguard Emerging Markets Ex-China ETF angekündigt, ein Produkt, das gezielt auf Schwellenmärkte außerhalb Chinas fokussiert ist. Diese Initiative ist eng verbunden mit dem Druck, den politische Entscheidungsträger aus Missouri, vor allem der Staatsschatzmeister Vivek Malek, auf Vanguard ausgeübt haben. Malek setzte sich aktiv dafür ein, dass staatliche Fonds chinesische Aktien aus ihren Portfolios entfernen, was schließlich zur Entwicklung dieses neuen ETFs führte. Die Gründe und Auswirkungen dieses Schritts sind vielschichtig und betreffen verschiedene Ebenen – von geopolitischen Überlegungen bis hin zu den langfristigen Strategien institutioneller Investoren.
Zunächst ist es wichtig, den politischen Kontext zu verstehen, in dem diese ETF-Einführung erfolgt. Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China sind seit Jahren von Spannungen geprägt, die besonders unter der Präsidentschaft von Donald Trump an Intensität gewonnen haben. Der sogenannte Handelskrieg hat zu einer Neubewertung vieler Geschäfts- und Investitionsbeziehungen geführt. Missouri, als Bundesstaat mit bedeutenden öffentlichen Anlagegeldern, wurde zu einem Vorreiter für einen vorsichtigeren Umgang mit chinesischen Investitionen. Vivek Malek, der Staatsschatzmeister von Missouri, hat sich öffentlich gegen Investitionen in öffentlich gehandelte chinesische Unternehmen ausgesprochen und argumentiert, dass diese aufgrund wirtschaftlicher, rechtlicher und geopolitischer Risiken nicht mit der langfristigen Treuepflicht gegenüber den Anlegern vereinbar seien.
Der Einfluss von Malek war maßgeblich für die Entscheidung des Staates, im Dezember 2023 chinesische Aktien aus dem Pensionsfonds zu entfernen und auch im Rahmen des 529-College-Sparplans eine China-freie Investmentoption einzuführen. Die von ihm geführten Gespräche mit Vanguard, einschließlich schriftlicher Aufforderungen und Meetings Anfang 2025, haben offenbar den Grundstein für den Vanguard Emerging Markets Ex-China ETF gelegt, der kurz darauf bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht wurde. Dieses Vorgehen illustriert, wie politische Forderungen auf Ebene der Bundesstaaten konkrete Auswirkungen auf die Produktentwicklung im Finanzsektor haben können. Auch wenn Vanguard sich aufgrund von stillen Verpflichtungen während des regulatorischen Prüfprozesses nicht direkt zu den Einflussnahmen äußern konnte, war unübersehbar, dass das Unternehmen bestrebt ist, kostengünstige, auf Investoren zugeschnittene Produktlösungen anzubieten. Aus Sicht von Vanguard war die zeitnahe Einführung eines Ex-China ETFs auch wichtig, um ihre marktführende Position in Missouri nicht zu verlieren, zumal der Bundesstaat im kommenden Jahr Ausschreibungen für die Verwaltung seiner 529-Sparpläne plant.
Dabei ist eine der zentralen Vorgaben, dass jegliche künftige Asset-Management-Firma ein Produkt ohne chinesische Aktien im Angebot haben muss. Auf der breiteren Marktseite ist die Entwicklung von Ex-China ETFs ein wachsender Trend. Laut Morningstar sind in den letzten drei Jahren mehrere solcher Fonds aufgelegt worden. Vanguard würde mit seinem neuen ETF die Gesamtzahl dieser Produkte auf 13 erhöhen, davon vier allein im Jahr 2024. Diese wachsende Vielfalt zeigt, dass institutionelle und private Anleger zunehmendes Interesse daran haben, Schwellenmarktchancen zu nutzen, ohne dabei dem spezifischen Risiko chinesischer Titel ausgesetzt zu sein.
Die Beweggründe für diese Vorsicht liegen neben politischen Spannungen auch in den zunehmenden regulatorischen Herausforderungen und dem unsicheren Umfeld für in China gelistete Unternehmen, die oft mit mangelnder Transparenz und rechtlichen Risiken behaftet sind. Die Entscheidung von Missouri und die Reaktion von Vanguard sind Beispiele für die sich verändernde globale Wirtschaftslandschaft, in der geopolitische Erwägungen immer stärker in Anlageentscheidungen einfließen. Die Entkopplung der USA von China in bestimmten Wirtschaftssektoren und Kapitalmärkten wird nicht nur von Regierungen vorangetrieben, sondern gewinnt auch unter institutionellen Investoren an Bedeutung, die verpflichtet sind, Risiken für ihre Anleger möglichst gering zu halten. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Risiken, sondern auch um ethische und sicherheitspolitische Aspekte, die zunehmend Teil der Anlagestrategien werden. Für Anleger und Investoren bedeutet diese Entwicklung einerseits eine breitere Palette an Produkten mit klar definierten regionalen Ausschlüssen, andererseits aber auch die Notwendigkeit, die Dynamik zwischen politischen Einflussnahmen und Marktentwicklungen genau zu beobachten.
Ein Ex-China ETF bietet die Möglichkeit, von den Wachstumschancen in Schwellenmärkten außerhalb Chinas zu profitieren, sorgt aber auch für eine bewusste Risiko-Diversifikation, indem er potenzielle politische und regulatorische Unsicherheiten in China vermeidet. Insgesamt steht Vanguard mit dem neuen Emerging Markets Ex-China ETF stellvertretend für eine neue Ära der Finanzprodukte, die stärker den geopolitischen Realitäten und den daraus resultierenden Investmentpräferenzen Rechnung tragen. Gleichzeitig unterstreicht die Rolle von Missouri als Einflussquelle, wie Bundesstaaten und politische Akteure mit klaren Vorgaben und politischen Zielsetzungen die Strategien großer Finanzinstitute mitgestalten können. Die weiterhin steigende Nachfrage nach Ex-China Investitionsmöglichkeiten könnte den Trend zu einer weiteren Diversifikation und politisch sensiblen Investmentlandschaft in den kommenden Jahren verstärken. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich diese Entwicklungen auf globaler Ebene fortsetzen und welche weiteren Fondsanbieter diesem Beispiel folgen werden.
Die zunehmende Komplexität der geopolitischen Lage kombiniert mit der wachsenden Bedeutung nachhaltiger und risikoarmer Anlagestrategien wird zweifellos weiterhin Innovationen und neue Produktangebote hervorbringen, die speziell auf die Anforderungen institutioneller und privater Anleger zugeschnitten sind, die Wert auf politische und finanzielle Sicherheit legen.