Montana steht im Mittelpunkt einer bemerkenswerten Entwicklung im Bereich der Wohnungsbaupolitik. Seit einigen Jahren verfolgt der Bundesstaat einen einzigartigen, bipartisanen Ansatz, um die Wohnungsnot zu bekämpfen und die Bauvorschriften zu modernisieren. Was in Montana als „Housing Miracle“ bezeichnet wird, ist nicht nur eine einmalige Initiative, sondern erlebt 2025 eine neue, noch größere Welle an Reformen. Diese Veränderungen versprechen, die Wohnungsfrage in Montana grundlegend zu verbessern und bieten darüber hinaus wertvolle Beispiele für andere Regionen der USA, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Wurzeln dieser Revolution liegen in der zunehmend dringenden Problematik der Wohnungsnot, die viele Städte im Bundesstaat betrifft.
Bozeman, Missoula, Whitefish und Helena zählen zu den am schnellsten wachsenden Städten Montanas, was die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum exponentiell steigen ließ. Hohe Baukosten, zu strenge Bebauungsvorschriften und übermäßige Parkraumauflagen hatten den Markt jahrelang blockiert und die Preise für Immobilien in die Höhe getrieben. Um dem entgegenzuwirken, rief Gouverneur Greg Gianforte im Jahr 2022 eine parteiübergreifende Taskforce ins Leben, die geeignete Maßnahmen erarbeiten und das komplexe Geflecht staatlicher Regelungen durchleuchten sollte. Die Resultate dieser Zusammenarbeit sind beeindruckend und weitreichend. Eine der wesentlichen Neuerungen ist die nahezu vollständige Abschaffung der Pflicht zu Parkplätzen bei Mehrfamilienhäusern in den größten und mittelgroßen Städten Montanas.
Mit Inkrafttreten des House Bill 492 im Oktober 2026 werden Wohnungen unter 1200 Quadratfuß – und das betrifft rund 80 Prozent der Mehrfamilieneinheiten – von verpflichtenden Stellplatzvorgaben befreit. Diese Maßnahme dürfte erheblich dazu beitragen, den Bau von mehr Wohnraum zu erleichtern und zugleich die Baukosten signifikant zu senken. Denn das Anlegen von Parkplätzen verursacht oft erhebliche Zusatzkosten und erschwert die effiziente Nutzung von Bauland. Neben der Parkraumbefreiung ist der Abbau von Höhenbeschränkungen in zentralen gewerblichen und industriellen Zonen ein weiterer Meilenstein. Das Senate Bill 243 ermöglicht den Bau von Gebäuden mit bis zu sechs Stockwerken, was insbesondere in Innenstädten mehr Wohn- und Gewerbefläche schafft, ohne auf gut erschlossene, bestehende Infrastruktur verzichten zu müssen.
Diese Änderung stellt eine Abkehr von der landläufigen Präferenz nach niedrigen Gebäuden und Zersiedelung dar und fördert ein urbane Verdichtung, die nachhaltiger und ressourcenschonender ist. Auch in anderen Bereichen zeigt Montana Pioniergeist. So wird mit dem Senate Bill 133 die Höhe der sogenannten „Impact Fees“ gedeckelt. Diese Gebühren, die Städte von Bauherren erheben können, um Infrastrukturkosten zu decken, waren bisher häufig ein Hemmnis für neue Bauprojekte. Die Deckelung an die Inflationsrate und eine klare Zuordnung der Gebühren zu erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen sollen Planbarkeit und Fairness verbessern.
Mit den weiteren Gesetzen werden historisch bedingte Hürden beim Denkmalschutz auf eine professionellere Ebene gehoben, um Entscheidungen zügig und fachlich fundiert zu treffen. Besonders bemerkenswert ist der Vorstoß zur Gleichbehandlung von Fertighäusern gegenüber traditionell errichteten Häusern. Montana erkennt mit dem Senate Bill 252 an, dass modulare Bauweisen einen erheblichen Beitrag zur Lösung der Wohnungsnot leisten können, da sie kostengünstiger und schneller errichtet werden können. Zudem wurden Regelungen für sogenannte „Accessory Dwelling Units“ (ADUs), also Nebengebäude oder Wohnungen auf dem eigenen Grundstück, liberalisiert und auch in ländlichen Gebieten wieder erlaubt. Diese flexiblen Wohneinheiten sind besonders für ältere Menschen, jüngere Familien oder Haushalte mit geringem Einkommen geeignet und können ohne großen Flächenverbrauch zusätzlichen Wohnraum schaffen.
Weiterhin wird mit dem Senate Bill 213 die Zulassung von Wohngebäuden mit nur einer Treppe bis zu sechs Stockwerken ermöglicht, sofern sie den Brandschutzvorschriften entsprechen. Dies ist ein innovativer Schritt, der es Bauherren erlaubt, kosteneffizientere und schnellere Projekte umzusetzen, ohne die Sicherheit der Bewohner zu gefährden. Was macht Montana anders als viele andere Bundesstaaten? Die Antwort liegt in der parteiübergreifenden Zusammenarbeit und der strategischen Herangehensweise. Die Koalition aus verschiedenen Interessengruppen – von Umweltorganisationen über konservative Denkfabriken bis hin zu lokalen Handelskammern – unterstützte die Reformen gemeinsam. Bereits zwei Jahre vor der Gesetzgebung wurden die Vorschläge in einer Taskforce erarbeitet, was den Entscheidungsträgern einen Vorsprung verschaffte.
Gleichzeitig erhielten die Städte Übergangszeiten, um die neuen Vorschriften umzusetzen und ihre Bauordnungen anzupassen. Dieser Respekt gegenüber kommunalen Befugnissen half, Widerstände abzubauen und die Akzeptanz zu erhöhen. Die Rolle von Gouverneur Gianforte ist ebenfalls entscheidend. Seine Unterstützung für pro-wohnungsbauliche Reformen stellte sicher, dass die Vorschläge aus der Taskforce zügig in der Legislative vorangetrieben wurden. Auch wenn im politischen Alltag manchmal andere Themen wie Steuerfragen die Aufmerksamkeit auf sich zogen, hielt die geschaffene Koalition an der Umsetzung der Wohnungsreform fest.
Die Auswirkungen dieses Vorgehens gehen jedoch weit über Montana hinaus. Zahlreiche Bundesstaaten stehen vor ähnlichen Herausforderungen bei der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum, sei es durch demografischen Wandel, steigende Urbanisierung oder finanzielle Hürden. Montanas Modell zeigt, dass es möglich ist, innerhalb eines demokratischen Systems mit unterschiedlichen politischen Lagern zusammenzuarbeiten, um drängende Probleme effektiv anzugehen. Auch die strategischen Elemente der Reform sind beispielhaft. Die frühzeitige Planung, die Beteiligung verschiedener Stakeholder und das Einräumen von Übergangsfristen schaffen Stabilität und Vertrauen in den Reformprozess.
Zudem vereinen die Maßnahmen ökonomische, soziale und ökologische Aspekte, indem sie nachhaltigen Wohnungsbau und eine Reduzierung der Autonutzung fördern. Ein weiterer positiver Effekt der Montaner Gesetzespakete könnte ein Anstieg neuer Bauvorhaben sein. Studien haben gezeigt, dass allein die Abschaffung von Parkplatzpflichten den Wohnungsbau um 40 bis 70 Prozent steigern kann. Mit der Möglichkeit, höher zu bauen und flexiblere Bauformen zu nutzen, öffnet Montana sein Potenzial für mehr Wohnraum und eine sozial ausgewogenere Stadtentwicklung. Gleichzeitig betonen Experten, dass rechtliche Reformen nur ein Baustein in der Lösung einer langjährigen Wohnungsnot sind.
Die Datenerhebung und Evaluierung der Gesetzeswirkungen müssen kontinuierlich erfolgen, um gezielt Verbesserungen vorzunehmen und neue Herausforderungen zu identifizieren. Auch in diesem Bereich setzt Montana ein Zeichen, indem sie die Einführung von Monitoring-Mechanismen für Genehmigungsprozesse und Baufortschritte anstreben. Für Kommunen und Planer bedeutet der Wandel in Montana eine Einladung zur aktiven Beteiligung, um intelligente und bedarfsgerechte Lösungen für die lokale Bevölkerung zu finden. Die neu gewonnenen Freiräume im Bau- und Planungsrecht können genutzt werden, um vielfältige Wohnformen zu fördern, die den sozialen Zusammenhalt stärken und die Umwelt schonen. Montanas zweites "Housing Miracle" ist ein inspirierendes Beispiel für wirksame politische Willenskraft und pragmatisches Handeln.