Netflix ist bekannt für seine Innovationskraft und seine Fähigkeit, große Datenmengen effizient zu verarbeiten, um das beste Streaming-Erlebnis zu bieten. Kern dieses Erfolgs ist eine hochentwickelte Datenarchitektur, welche die immense Vielfalt an Datenquellen und -typen in einem System vereint und gleichzeitig eine konsistente, verlässliche Nutzung sicherstellt. Die Unified Data Architecture (UDA) bei Netflix stellt dabei eine bahnbrechende Lösung dar, die unter dem Motto „Model Once, Represent Everywhere“ (MOOE) entwickelt wurde. Diese Architektur zielt darauf ab, Datensilos zu beseitigen und Datenprodukte nahtlos über verschiedene Plattformen und Anwendungsbereiche darzustellen. Im Folgenden erfahren Sie, wie Netflix mit UDA die eigene Dateninfrastruktur transformiert hat, welche Komponenten hierbei eine Rolle spielen und welche Vorteile sich daraus für datengetriebene Geschäftsmodelle ergeben.
Netflix' Herausforderung bestand darin, Daten in unterschiedlichsten Formaten und aus vielen verschiedenen Quellen schnell nutzbar zu machen. Traditionelle Datenarchitekturen arbeiten häufig mit separaten Modellen für unterschiedliche Systeme, beispielsweise Data Warehouses für analytische Anfragen und Data Lakes für Rohdaten. Das führt zu Inkonsistenzen und erhöhtem Wartungsaufwand. Zudem erschwert heterogene Datenmodelle die Wiederverwendung von Datenelementen und erschließen Potenziale für Verzögerungen bei der Auslieferung von Datenprodukten. Netflix erkannte den Bedarf an einer konsolidierten Herangehensweise, die eine einmalige Modellierung von Daten ermöglicht, welche anschließend auf vielfältige Weise und für unterschiedliche Zwecke repräsentiert werden kann.
Die Lösung kam in Form der Unified Data Architecture. UDA ist ein Konzept, das Daten systematisch zusammenführt, indem es eine zentrale Datenmodellierungsschicht etabliert, die als Single Source of Truth fungiert. Diese Schicht bildet die Grundlage für alle nachfolgenden Anwendungen, seien es manuelle Abfragen, maschinelles Lernen, Operationalisierung von Modellen oder Reporting-Anwendungen. Durch diese zentrale Modellierung entfallen redundante Entwicklungszyklen und Inkonsistenzen zwischen verschiedenen Datenrepräsentationen. Ein wesentliches Prinzip von UDA ist die Trennung zwischen dem Datenmodell an sich und seiner Darstellung in den jeweiligen Zielanwendungen.
Dieses Prinzip ermöglicht es, ein einmal definiertes, sauberes und geprüftes Modell an unterschiedlichen Endpunkten zu verwenden. Die Modellierung erfolgt mit modernen, deklarativen Sprachen, die einfach zu verstehen und zu pflegen sind. So können Dateningenieure und Analysten zusammenarbeiten, um Datenprodukte zu entwickeln, die flexibel und anpassbar bleiben. Die technologische Umsetzung erfolgt bei Netflix durch den Einsatz einer Plattform, die Data Engineering, Data Science und Business Intelligence miteinander verbindet. Hierfür werden Craft, eine von Netflix entwickelte SQL-Abstraktionsschicht, sowie ein ausgefeiltes Metadatenmanagement kombiniert.
Craft erleichtert es, komplexe Datenmodelle in verständlichen SQL-Komponenten zu beschreiben und diese unternehmensweit zu teilen. Dies sorgt nicht nur für Wiederverwendbarkeit, sondern auch für Nachvollziehbarkeit der Datenherkunft und Datenqualität. Die UDA-Plattform ist zudem auf Skalierbarkeit ausgelegt, da Netflix täglich immense Mengen an Daten generiert. Die Architektur unterstützt sowohl Batch- als auch Streaming-Datenquellen und integriert sich nahtlos mit cloudbasierten Speichersystemen und Rechenressourcen. Dadurch wird eine Echtzeit-Analyse ebenso ermöglicht wie die langfristige Archivierung großer Datenmengen.
Ein Kernelement der Unified Data Architecture ist außerdem die Unterstützung von Self-Service-Analysen. Durch intuitiv nutzbare Werkzeuge können Mitarbeitende aus verschiedenen Fachbereichen selbständig auf die Daten zugreifen und komplexe Fragestellungen ohne tiefgehende technische Kenntnisse beantworten. Das erhöht die Agilität des Unternehmens und fördert innovationsgetriebene Entscheidungen. Neben der technischen Innovation setzt UDA bei Netflix auch auf ein durchdachtes Daten-Governance-Konzept. Transparenz hinsichtlich der Datenherkunft, deren Qualität und Verwendungszwecken sorgt für Vertrauen bei den Nutzern und gewährleistet Compliance mit gesetzlichen Vorgaben.
Automatisierte Prüfungen und rollenbasierte Zugriffsrechte schützen sensible Informationen und verhindern Missbrauch. Die Effekte der Unified Data Architecture bei Netflix sind vielfältig. Die Konsolidierung der Datenmodelle führte zu einer erheblichen Reduzierung von Inkonsistenzen und Fehlerquellen. Time-to-Market für neue datenbasierte Produkte und Analysen konnte erheblich verkürzt werden. Die verbesserte Transparenz hilft dabei, datengetriebene Entscheidungen sicherer und fundierter zu treffen.
Zudem wurde die Zusammenarbeit zwischen den Teams gestärkt, da alle Beteiligten auf eine gemeinsame Datenbasis zugreifen, die stets aktuell und zuverlässig ist. Die UDA ist somit nicht nur eine technische Architektur, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor für Netflix' datengetriebene Skalierung. Die Vision „Model Once, Represent Everywhere“ macht deutlich, dass die Zukunft der Datenverarbeitung in einer einheitlichen, flexiblen und nachhaltigen Struktur liegt. Andere Unternehmen können von Netflix’ Ansatz lernen, indem sie eine einheitliche Datenmodellierung priorisieren, die Transparenz und Wiederverwendbarkeit in den Vordergrund stellt. In einer Zeit, in der Datenvolumen exponentiell wachsen und Geschwindigkeit im Wettbewerb immer wichtiger wird, bietet die Unified Data Architecture eine Blaupause für effiziente und skalierbare Datenstrategien.
Zusammenfassend zeigt Netflix mit UDA, wie durch innovative Architekturkonzepte die Herausforderungen moderner Datenverarbeitung gemeistert werden können. Die Einheitlichkeit der Datenmodelle gekoppelt mit flexibler Repräsentation in vielfältigen Anwendungsfällen ist ein entscheidender Schlüssel, der ermöglicht, komplexe Datenwelten nutzbar und verständlich zu machen. Die Zukunft gehört Unternehmen, die Daten nicht nur sammeln, sondern diese auch intelligent organisieren und konsequent nutzen.