In den letzten Jahren rücken Brände auf Autotransportern immer stärker in den Fokus der maritimen Sicherheitsdebatte. Diese Schiffe, die vor allem rollende Ladung wie Neuwagen, Gebrauchtfahrzeuge und zunehmend auch Elektrofahrzeuge transportieren, sind mit spezifischen Risiken konfrontiert, die sich durch die zunehmende Verbreitung von Lithium-Ionen-Batterien verstärken. Der starke Anstieg von Vorfällen mit verheerenden Bränden zeigt, wie komplex und gefährlich der Transport von Fahrzeugen auf hoher See sein kann. Einer der jüngsten und dramatischsten Vorfälle ereignete sich auf der Morning Midas, einem UK-eigenen und Liberia-flaggen Fahrzeugtransporter. Am 3.
Juni 2025 entdeckten die 22 Crewmitglieder Rauchentwicklung auf einem Deck, auf dem auch 65 voll elektrische sowie 681 Hybridfahrzeuge geladen waren. Trotz sofortiger Aktivierung der Feuerlöschsysteme konnte der Brand nicht eingedämmt werden, sodass die gesamte Besatzung per Rettungsboot evakuierte und von einem nahegelegenen Schiff ohne Verletzungen aufgenommen wurde. Dieses Ereignis verdeutlicht die Schwere und das Gefahrenpotenzial, das heutige Fahrzeugtransporter bergen, insbesondere wenn die Ladung Batterien mit sich bringt, deren Brandverhalten schwierig zu kontrollieren ist. Der Vorfall auf der Morning Midas reiht sich in eine Reihe ähnlicher Ereignisse ein, die in den letzten Jahren internationale Aufsehen erregt haben. Beispielsweise brannte im Juli 2023 die Fremantle Highway nahe der niederländischen Küste.
Trotz moderner Feuerlöschsysteme und Rettungsversuchen kam es zum Brand, der eine Evakuierung der Crew zur Folge hatte und einen Crewverlust forderte. Interessanterweise wurden mögliche Verbindungen zu Elektrofahrzeugen verworfen, da die betroffenen Fahrzeuge auf anderen Decks standen. Die Untersuchung offenbarte jedoch eklatante Mängel im Einsatzmanagement und in der Kommunikation, die die Rettungsbemühungen erschwerten. Ein weiterer schwerer Brand ereignete sich auf der Grande Costa D’Avorio im Juli 2023 im Hafen von Newark, New Jersey. Hierbei starben zwei Feuerwehrleute, acht weitere wurden verletzt.
Ursprung des Feuers war ein unsachgemäß genutztes, modifiziertes Fahrzeug, das nicht den Sicherheitsstandards entsprochen hatte. Außerdem hinderte ein fehlerhaft konstruiertes Garagentor am Schiff die Abdichtung des Brandbereichs, was die Wirksamkeit des CO2-Löschsystems ausschloss. Der Fall zeigt deutlich, wie wichtig sowohl technische Sicherheitseinrichtungen an Bord als auch korrekte Verfahrensweisen im Brandfall sind. Ein besonders spektakulärer Fall war der Brand auf der Felicity Ace im Februar 2022 im Atlantik. Die für mehrere Wochen unkontrolliert brennende Felicity Ace, die tausende Fahrzeuge inklusive Luxusmarken und Elektrofahrzeuge transportierte, sank letztendlich.
Die gesamte Crew konnte evakuiert werden, aber der Vorfall unterstreicht das enorme Risiko, das von Fahrzeugladungen ausgehen kann, wenn ein Feuer erst angefangen hat und nicht frühzeitig eingedämmt wird. Der Fall der Höegh Xiamen im Juni 2020 bietet gesellschaftliche und rechtliche Einblicke. Die Ursache wurde auf einen schlecht abgesicherten Fahrzeugbatterieanschluss zurückgeführt, der zu einem elektrischen Kurzschluss führte. Hier zeigte sich eine Lücke beim Einhalten von Sicherheitsvorschriften: Die Anleitung zur sicheren Batterietrennung wurde schlichtweg nicht beachtet, was fatale Folgen hatte. Das NTSB stellte fest, dass gebrauchte Fahrzeuge, die vielfältigen Bedingungen ausgesetzt sind, ein besonders hohes Risiko bergen.
Schon Jahre davor kam es zu mehreren Bränden auf Schwesterschiffen der Grimaldi-Gruppe, darunter die Grande Europa und die Grande America. Trotz unterschiedlicher Umstände stehen diese Fälle exemplarisch für die vielfältigen Brandursachen auf Fahrzeugtransportern – von elektrischen Defekten, Unachtsamkeiten bis hin zu gefährlichen Gütern in Containern. Auch auf der Sincerity Ace Ende 2018 gab es einen schweren Brand im Pazifik, der zur Evakuierung der gesamten Crew führte und fünf Todesopfer forderte. Die eingehende Untersuchung wurde zwar dem Internationalen Maritime Organization vorgelegt, blieb jedoch öffentlich nicht zugänglich, was oft die Nachvollziehbarkeit solcher Vorfälle erschwert. Was lässt sich aus diesen Ereignissen lernen? Vor allem zeigt sich, dass der Transport von Fahrzeugen auf RoRo-Schiffen (Roll-on / Roll-off) eine Kombination aus technischen, organisatorischen und regulativen Herausforderungen darstellt.
Die Sicherheitskonzepte müssen alle Fahrzeugtypen berücksichtigen, wobei Elektrofahrzeuge mit ihren lithiumbasierten Batterien neue Risiken bergen. Die Gefahr von sogenannten Thermal Runaway-Ereignissen, bei denen eine Batterie überhitzt und unkontrolliert Feuer fängt, ist ein neues Phänomen, das in der Schifffahrt erst langsam erkannt wird. Feuerlöschsysteme und deren Einsatz erweisen sich in der Praxis als unzureichend, wenn technische Mängel oder falsche Bedienung hinzukommen. Nachweise wie bei der Frühwarnung, das sofortige Aktivieren von Löschanlagen und besonders die klare Kommunikation innerhalb der Crew sind essenziell. Zudem stellt die Ausbildung der Feuerwehreinheiten, speziell auch die Kooperation zwischen Land- und Seeeinsatzkräften, einen kritischen Punkt dar.
Ein weiterer bedeutender Faktor ist die lückenhafte Kontrolle der Ladung und deren korrekter Sicherung. Wie die Höegh Xiamen gezeigt hat, reichen vorgeschriebene Sicherheitsprozeduren ohne konsequente Überwachung und Umsetzung nicht aus. Die Lichterfahrungen plädieren für ein strengeren Regime bei Inspektionen, Dokumentationen und physischen Prüfungen von Fahrzeugen, insbesondere bei Gebrauchtwagen und Elektroautos. Der maritime Sektor versucht aktuell, auf diese komplexen Herausforderungen mit einem Mix aus technologischen Innovationen, verstärkten Vorschriften und besseren Schulungen zu reagieren. Forschungsaktivitäten beschäftigen sich mit der Entwicklung von besseren Brandfrüherkennungssystemen an Bord, verbesserten Löschtechnologien und entsprechenden Schutzmaßnahmen speziell für Lithiumbatterien.
Parallel arbeiten internationale Gremien wie die IMO an aktualisierten Richtlinien für den sicheren Transport von Elektrofahrzeugen und gefährlichen Gütern. Vor allem die Rolle der internationalen Zusammenarbeit zwischen Flaggenstaaten, Reedereien, Hafenbehörden und Rettungsdiensten wird zukünftig weiter ausgebaut werden müssen. Die Digitalisierung bietet hierbei Chancen, um Prozesse zu optimieren, die Überwachung der Ladung zu ermöglichen und bei Notfällen schnell reagieren zu können. Nicht zuletzt stellen diese Vorfälle auch einen wirtschaftlichen Faktor dar: Schiffbrände bedeuten nicht nur Verlust von Schiff und Fahrzeugen, sondern auch unter Umständen gravierende Umweltschäden und Haftungsfragen. Die wirtschaftlichen Folgen können in die Millionen gehen und wirken sich auf Versicherungen, Logistik und Handel aus.