Im Juni hat sich die Stimmung der US-Verbraucher nach mehreren Monaten der Zurückhaltung erstmals wieder verbessert. Die aktuelle Erhebung der University of Michigan zeigt einen Anstieg des Verbraucherzufriedenheitsindex von 52,2 im Mai auf 60,5, was die ersten positiven Signale in diesem Jahr sendet. Trotz der verbesserten Stimmung bleiben viele Haushalte besorgt hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung, wobei insbesondere die Erhöhung der Ölpreise und geopolitische Unsicherheiten ihre Kaufbereitschaft bremsen. Die US-Verbraucher sind ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaft, da ihr Vertrauen direkt mit Konsumausgaben verknüpft ist, die wiederum maßgeblich das BIP und die wirtschaftliche Dynamik des Landes beeinflussen. Die jüngsten Entwicklungen bei den Handelsbeziehungen zwischen den USA und China haben dabei eine wichtige Rolle gespielt.
Nach einer Phase intensiver Spannungen wurde im Juni eine signifikante Deeskalation erreicht. Die Vereinigten Staaten haben die Zölle auf chinesische Waren von einem Höchststand von 145 Prozent auf 30 Prozent herabgesetzt, eine Maßnahme, die mindestens bis Mitte August in Kraft bleibt. Diese Reduzierung der Zölle hat die Konsumenten beruhigt und das Vertrauen wieder etwas gestärkt, da die Gefahr von abrupten Preissteigerungen bei Gütern des täglichen Bedarfs zunächst abnimmt. Dennoch ist das Thema Handelstarife weiterhin präsent und belastet die Stimmung. So hat die Zahl der Verbraucherkommentare zu Zöllen zwar im Vergleich zum Mai abgenommen, sie liegt aber noch immer oberhalb jedes anderen Monats seit der US-Präsidentschaftswahl 2016.
Diese Unsicherheiten wirken sich auf das Konsumverhalten aus, insbesondere bei großen Anschaffungen. Verbraucher sehen bei Kreditaufnahme, Beschäftigungssituation und Investmentchancen zurückhaltender aus. Neben den Handelsfragen haben auch geopolitische Ereignisse wie die israelischen Raketenangriffe auf Iran für Unruhe am Markt gesorgt. Diese Entwicklungen führten zu einem starken Anstieg der Ölpreise auf Mehrmonatshochs. Für die US-Verbraucher sind steigende Ölpreise eine direkte Belastung, da sie eine Erhöhung der Kosten für Kraftstoff bedeuten.
Während die Benzinpreise in diesem Jahr bislang vergleichsweise niedrig waren und so verfügbares Einkommen für andere Ausgaben freigegeben haben, droht die Trendwende die Kaufkraft wieder einzuschränken. Experten warnen, dass anhaltend hohe Ölpreise die Position der Verbraucher wieder schwächen könnten. Eugenio Aleman, Chefvolkswirt bei Raymond James, betont, dass die derzeit positive Entwicklung schnell wieder kippen könne, sollten die geopolitischen Risiken bestehen bleiben und Energiepreise weiter steigen. Inflationserwartungen haben sich im Juni leicht entspannt, jedoch sind diese immer noch von der Entwicklung der Energiepreise abhängig. Der Anstieg der Verbraucherstimmung spiegelt sich quer durch alle Alters-, Einkommens- und politischen Gruppen wider, was auf eine breit angelegte Verbesserung hindeutet.
Trotzdem liegen die derzeitigen Werte immer noch rund 20 Prozent unter den Höchstständen vom Dezember, als die Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung infolge der US-Präsidentschaftswahl eine expansive Wirkung auf die Verbrauchernachfrage hatte. Aktienmärkte reagierten auf die jüngsten Nachrichten mit leichten Verlusten, während der US-Dollar gegenüber anderen Währungen zulegte. Auch die Renditen amerikanischer Staatsanleihen sind gestiegen, was die Unsicherheit im Markt widerspiegelt. Diese gemischte Marktreaktion verdeutlicht, dass Anleger und Verbraucher gleichermaßen den zukünftigen Verlauf der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen kritisch einschätzen. Einige Ökonomen äußerten Kritik an der jüngsten Umfrage der University of Michigan, insbesondere an der geringen Rücklaufquote, was zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen könnte.
Samuel Tombs, Chefvolkswirt bei Pantheon Macroeconomics, bezeichnete die Umfrage sogar als „defekten Kompass“. Dennoch sind Umfragen zur Verbraucherstimmung weiterhin aussagekräftige Indikatoren, da sie frühzeitig Veränderungen im Konsumverhalten abbilden. Die wirtschaftlichen Risiken bleiben somit bestehen. Obwohl die US-Regierung und China Schritte zur Deeskalation ihres Handelskonflikts unternehmen, bestehen weiterhin Unsicherheiten über die Dauer und Nachhaltigkeit der Vereinbarungen. Verbraucher halten sich bei größeren Investitionen zurück und beäugen die Entwicklung des Arbeitsmarkts, die Stabilität der Börsen und die eigenen finanziellen Perspektiven mit Skepsis.
Die Lage wird zusätzlich durch geopolitische Spannungen und volatile Rohstoffpreise verschärft. Für die wirtschaftliche Entwicklung der USA wird es entscheidend sein, ob es gelingt, das Vertrauen der Verbraucher dauerhaft zu stärken und die Risiken zu minimieren. Insbesondere die Entwicklung der Weltmärkte, Handelspolitik und Energiepreise wird die Stimmung und das Konsumverhalten nachhaltig beeinflussen. Ein stabiles Umfeld könnte den Konsumausgaben neuen Schwung verleihen, während anhaltende Unsicherheiten die Erholung bremsen könnten. Verbraucherstimmungen sind ein Spiegelbild der Erwartungen und Ängste der Bevölkerung; deshalb sind sie ein entscheidender Faktor für die Dynamik der Wirtschaft.
Die jüngste Verbesserung ist ein Hoffnungsschimmer, doch die nach wie vor bestehenden Sorgen mahnen zur Vorsicht. Die künftigen Monate werden zeigen, wie nachhaltig dieser Aufwärtstrend ist und ob die US-Wirtschaft sich robust genug gegen innere und äußere Herausforderungen behaupten kann.