Nissan, einer der führenden japanischen Automobilhersteller, setzt seinen umfassenden Restrukturierungskurs mit dem geplanten Abbau von mehr als 10.000 weiteren Arbeitsplätzen fort. Die neuen Entlassungen sollen die bereits angekündigte Stellenstreichung ergänzen und bringen die Gesamtzahl der eingesparten Arbeitskräfte damit auf circa 20.000, was etwa 15 Prozent der weltweiten Belegschaft entspricht. Mit mehr als 133.
000 Mitarbeitern weltweit war Nissan bislang einer der großen Arbeitgeber in der Branche. Doch die Herausforderungen auf den globalen Märkten zwingen den Konzern zu tiefgreifenden Einsparungen und strategischen Neuausrichtungen. Die Entscheidung, einen so erheblichen Teil der Belegschaft zu entlassen, ist symptomatisch für die konjunkturellen Schwierigkeiten, mit denen der Automobilsektor insgesamt zu kämpfen hat, und zeigt Nissan auch als direktes Opfer der sich wandelnden Mobilitätsanforderungen und des veränderten Konsumverhaltens. Das Unternehmen musste besonders in zwei seiner wichtigsten Absatzmärkte – den USA und China – Rückgänge und Enttäuschungen hinnehmen. In den Vereinigten Staaten verpasste Nissan den großen Trend hin zu Hybrid- und Elektrofahrzeugen mehrfach und konnte dadurch nicht von der steigenden Nachfrage nach umweltfreundlicheren Antrieben profitieren.
Dabei hatte Nissan sich früher als einer der Pioniere im Bereich der Elektroautos positioniert, doch Wettbewerber agierten in der Umsetzung schneller und innovativer. Diese verpasste Chance führte zu erheblichen Nachteilen im wichtigen US-Markt, der neben China der größte Absatzmarkt der Marke ist. In China, dem weltweit größten Automobilmarkt, schwinden die Verkaufszahlen von Nissan ebenso stark. Dies zwingt das Unternehmen dazu, dort mit etwa zehn neuen Modellvorstellungen in den kommenden Jahren zu reagieren, um dem Absatzrückgang entgegenzuwirken und die Marktposition zu stabilisieren. Zudem plant Nissan eine umfassende Optimierung seiner Produktionskapazitäten.
Bereits im November des vergangenen Jahres kündigte die Unternehmensführung an, die globale Produktionskapazität um 20 Prozent zu reduzieren und 9.000 Stellen abzubauen. Der jetzt bekanntgegebene zusätzliche Abbau von über 10.000 Arbeitsplätzen zeigt die anhaltenden strukturellen Schwierigkeiten und den notwendigen Druck, die operativen Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Die Restrukturierung geht einher mit der Schließung von mehreren Produktionsstätten, darunter ein Werk in Thailand, das bis Juni schließen soll, und zwei weitere, deren Standorte noch nicht bekannt gegeben wurden.
Ein weiteres Beispiel für den strategischen Wandel ist die Entscheidung, ein geplantes 1,1 Milliarden US-Dollar-Projekt für eine Batteriefabrik auf der japanischen Insel Kyushu aufzugeben. Das Werk sollte gefördert durch staatliche Subventionen zur Stärkung der Elektrofahrzeugproduktion beitragen, wurde jedoch zugunsten anderer Prioritäten verworfen. Insgesamt steht Nissan damit exemplarisch für viele traditionelle Automobilhersteller, die ihren Geschäftsmodellen an die aktuellen Marktanforderungen anpassen müssen. Die steigende Konkurrenz durch reine Elektroautohersteller, die teilweise mit innovativeren Geschäftsmodellen aufwarten, sowie die gestiegenen Erwartungen der Verbraucher hinsichtlich Nachhaltigkeit zwingen die Branche zu tiefgreifenden Umbrüchen. Die finanziellen Herausforderungen von Nissan spiegeln sich auch in den Geschäftszahlen wider.
Für das Geschäftsjahr, das im März 2025 endete, zeichnet sich ein Rekordverlust in Höhe von 700 bis 750 Milliarden Yen (etwa 4,7 bis 5 Milliarden US-Dollar) ab. Das Unternehmen musste seine Prognosen mehrfach nach unten revidieren, was die Dringlichkeit der laufenden Restrukturierungsmaßnahmen unterstreicht. Mit Ivan Espinosa hat Nissan seit Kurzem einen neuen CEO, der von seinem Vorgänger Makoto Uchida abgelöst wurde. Er steht an vorderster Front bei der Umsetzung der Neuausrichtung und bekräftigte, die Herausforderungen aktiv anzugehen. Espinosa signalisiert zudem, dass weitere Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung möglich sind, um die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns nachhaltig zu sichern.
Für die Arbeitnehmer und die Standorte weltweit bedeutet die Krise spürbare Einschnitte. Neben den direkten Folgen für die Beschäftigten durch Entlassungen sind auch mögliche Auswirkungen auf Zulieferer, regionale Wirtschaften und die Innovationskraft des Unternehmens zu erwarten. Gerade in der Automobilindustrie wirken Firmen wie Nissan als wichtige Arbeitgeber und Innovationsmotoren, weshalb geplante Restrukturierungen stets auch umfassendere soziale und wirtschaftliche Bedeutung haben. Analysten sehen in den Maßnahmen von Nissan einerseits einen notwendigen Schritt, um Verluste zu begrenzen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Andererseits verdeutlichen die Schwierigkeiten den Wandel der Branche, der nicht nur technologische Anpassungen, sondern auch grundlegende Veränderungen in der Organisation und in der Unternehmensstrategie erfordert.
Die Unsicherheit an den Aktienmärkten und unter Investoren bleibt hoch, da noch unklar ist, wie effektiv die geplanten Maßnahmen sein werden und wie schnell Nissan die negative Entwicklung stoppen und umkehren kann. Zudem steht die Frage im Raum, wie sich die globale Automobilbranche weiterentwickeln wird, vor allem durch Faktoren wie den zunehmenden Druck zur Dekarbonisierung, die Elektrifizierung, den Einfluss neuer Mobilitätskonzepte sowie geopolitische Spannungen und Lieferkettenprobleme. Nissan muss sich als internationaler Konzern diesen Herausforderungen stellen und gleichzeitig den Spagat zwischen Kosteneinsparungen und Innovationsförderung meistern. Die kommenden Monate werden zeigen, in welcher Weise der Konzern diese Neuausrichtung gestalten und welche Rolle dabei neue Technologien, Partnerschaften und Marktstrategien spielen werden. Fest steht, dass der Personalabbau von mehr als 10.
000 weiteren Stellen ein deutliches Signal für die große Herausforderungen und tiefgreifenden Veränderungen ist, denen Nissan ausgeliefert ist. Für die Automobilbranche insgesamt offenbaren sich an diesem Beispiel die großen Umwälzungen, die den bisherigen Industriestandard in Frage stellen und neue Geschäftsfelder erforderlich machen. Neben den wirtschaftlichen Folgen für den Konzern Nissan bietet die aktuelle Situation auch Diskussionsstoff für politische Entscheidungsträger, Wirtschaftsexperten und Verbraucher, die sich mit der Zukunft der Mobilität, der Arbeitsplatzsicherung in traditionellen Industrien und der Balance zwischen Innovation und sozialer Verantwortung auseinandersetzen müssen. Die Rolle Japans als Heimat großer Automobilhersteller wird auch künftig zentral sein, denn der Absolutwert der Investitionen und die Bedeutung für die nationale Wirtschaft sind hoch. Die Strategieänderungen bei Nissan können daher über die rein betriebswirtschaftliche Dimension hinaus auch Impulse für eine gesamte Branche und Region setzen.
Abschließend lässt sich sagen, dass Nissan mit dem umfassenden Stellenabbau und den Weiterentwicklungen den Versuch unternimmt, sich neu zu positionieren und für die Zukunft zu rüsten – auch wenn damit kurzfristig viele Unsicherheiten und Herausforderungen verbunden sind. Die kommenden Ergebnisse und Marktreaktionen werden richtungsweisend dafür sein, ob der Konzern diesen schwierigen Transformationsprozess erfolgreich bewältigen kann und seinen Platz im Wandel der Automobilwelt behauptet.