Die ersten 100 Tage einer neuen Präsidentschaft sind traditionell ein Gradmesser für politische und wirtschaftliche Impulse, die die Märkte nachhaltig beeinflussen können. Besonders unter der Führung von Donald Trump, der bereits kurz nach Amtsantritt eine Fülle an politischen Maßnahmen und wirtschaftlichen Weichenstellungen einleitete, wurde das Börsengeschehen zu einer echten Achterbahnfahrt. Der S&P 500, als einer der wichtigsten US-amerikanischen Aktienindizes, zeigte in dieser Zeit eine außergewöhnliche Volatilität, die viele Investoren verunsicherte. Doch welche Faktoren führten zu dieser starken Schwankungsintensität und was können Anleger in den nächsten 100 Tagen erwarten? Die Analyse dieser Dynamiken ist essenziell, um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen und potentielle Risiken besser zu managen. Die erste Phase der Trump-Administration stand ganz im Zeichen einer durchgreifenden Handelspolitik.
Präsident Trump versprach, das langjährige System der Globalisierung zu reformieren und amerikanische Wirtschaftsinteressen mehr in den Vordergrund zu rücken. Dabei spielten insbesondere Zölle eine zentrale Rolle, die als Instrument gegen vermeintlich unfaire Handelspraktiken zahlreicher Länder eingesetzt wurden. Der April 2025 brachte eine bahnbrechende Ankündigung – die Einführung umfangreicher Zölle auf Waren aus einer Vielzahl von Ländern. Diese Maßnahme traf die Märkte unvorbereitet und löste einen massiven Absturz aus. Innerhalb kurzer Zeit fiel der S&P 500 in den Bärenmarktbereich – eine Phase, in der die Marktkapitalisierung um mindestens 20 Prozent gegenüber seinem jüngsten Hoch zurückgeht und oft von einem Pessimismus der Investoren begleitet wird.
Im Anschluss folgte eine überraschende Wendung: Die Trump-Administration setzte die Zölle für 90 Tage aus, um Zeit für Verhandlungen und Abkommen zu gewinnen. Diese 90-tägige "Pause" hatte zur Folge, dass sich das Vertrauen der Anleger zumindest kurzfristig stabilisierte und die Aktienkurse eine Trendwende einleiteten. Innerhalb von wenigen Tagen entwickelte sich der Markt zu einer Aufwärtsbewegung, die bis zu einer neun Tage andauernden Gewinnserie führte. Trotz dieser Erholung blieb allerdings die Bilanz der ersten 100 Tage unter dem Strich negativ. Mit einem Rückgang von etwa 8 Prozent erzielte der S&P 500 die schwächste Performance seit 1974 in einer vergleichbaren Amtszeit.
Dieses Resultat verdeutlicht, wie unsicher und herausfordernd die jüngste politische und wirtschaftliche Landschaft für Investoren ist. Im Zentrum der kommenden Monate steht vor allem die Frage, wie sich die Handelspolitik weiterentwickelt. Die kommenden 66 Tage der Zollpause sollen genutzt werden, um Verhandlungen mit Hauptpartnern wie Indien und Japan voranzutreiben. Allerdings sind die Gespräche noch nicht offiziell bestätigt, was zusätzlichen Spielraum für Unsicherheit bietet. Besonders im Fokus steht jedoch die Beziehung zu China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, die unter der neuen Zollpolitik besonders stark leidet.
Die gegenseitigen Zollerhöhungen haben zu einer Spirale der Eskalation geführt. Die USA haben die Zölle auf chinesische Waren auf insgesamt 145 Prozent erhöht, während China mit Gegenmaßnahmen mit 125 Prozent antwortete. Solch drastische Handelshemmnisse erzeugen erhebliche Spannungen und hemmen den freien Warenverkehr zwischen den beiden Wirtschaftsmächten. Während Chinas Führungsspitze weiterhin an ihren Gegenmaßnahmen festzuhalten scheint, berichten Medien aktuell von möglichen Gesprächen, die nach mehrfachen Anfragen der USA über "relevante Parteien" geprüft werden. Trotz dieses Hoffnungsschimmers stellt China klare Bedingungen für eine Wiederaufnahme des Dialogs: Alle einseitig verhängten Zölle durch die USA müssten aufgehoben werden, um das zerstörte Vertrauen wieder aufzubauen.
Dieser Schritt ist für die amerikanische Seite politisch schwierig, da er als Rücknahme empfunden werden könnte, was die innenpolitische Debatte zusätzlich anheizen würde. Für Anleger bedeutet diese ungewisse Lage vor allem eines: Volatilität. Die Aktienmärkte reagieren sehr sensibel auf neue Nachrichten zu Verhandlungen oder Eskalationen. Unternehmen haben bereits Warnungen ausgesprochen, die vor höheren Kosten durch Zölle und möglichen Folgen wie Produktionsverlagerungen und Arbeitsplatzverlusten mahnen. Dies könnte sich in einer schwächeren Wirtschaftsdynamik niederschlagen, womöglich sogar in einer Rezession oder Stagflation – einer Kombination aus stagnierendem Wachstum und steigenden Preisen.
Die in Aussicht stehenden Handelsgespräche sind deshalb von zentraler Bedeutung, um das Vertrauen der Märkte zurückzugewinnen. Falls es gelingt, tragfähige Vereinbarungen mit China und weiteren Schlüsselpartnern zu schließen, könnte dies den Weg für eine Stabilisierung und ein Wachstum der Aktienmärkte ebnen. Auf der anderen Seite bleibt die Gefahr eines Scheiterns oder einer Verlängerung des Zollstreits ebenso präsent, was für weitere Kursrückgänge sorgen könnte. Abseits der Handelspolitik sollten Anleger auch die makroökonomischen Indikatoren im Blick behalten. Die Inflationsraten, Arbeitsmarktdaten und das Konsumverhalten in den USA spielen eine wichtige Rolle für die Gesamtentwicklung.
Bereits jetzt nehmen Experten die Möglichkeit einer sich anbahnenden Wirtschaftsschwäche ernst, insbesondere falls sich die Handelskonflikte zuspitzen und internationale Lieferketten weiterhin gestört bleiben. Unternehmen könnten unter diesen Bedingungen dazu tendieren, Investitionen zurückzufahren und wirtschaftliche Projekte zu verschieben, was sich negativ auf den Aktienmarkt auswirkt. Wichtig ist auch die Rolle der Notenbankpolitik. Im Umfeld steigender Zinsen könnte die Federal Reserve versuchen, einer Überhitzung der Wirtschaft entgegenzuwirken. Die Kombination aus restriktiver Geldpolitik und belastenden Handelsstreitigkeiten würde jedoch das Wachstum erheblich bremsen.
Anleger sollten daher die Zinsentwicklung aufmerksam verfolgen, da Zinserhöhungen das Anlageverhalten beeinflussen und insbesondere kapitalintensive Unternehmen stärker betreffen könnten. Insgesamt zeigt sich, dass die Lage für Investoren komplex und von einem hohen Maß an Unsicherheit geprägt ist. Die erste Phase unter Trump hat vor allem eines gezeigt: Märkte reagieren überdurchschnittlich auf politische Entscheidungen und deren wirtschaftliche Konsequenzen, vor allem wenn diese mit unvorhersehbaren Maßnahmen wie abrupten Zollausweitungen verbunden sind. Für die nächsten 100 Tage ist mit anhaltenden Schwankungen zu rechnen, die einzig durch die Fortschritte bei den Handelsgesprächen gedämpft werden könnten. Analysten und Strategen empfehlen deshalb eine ausgewogene Anlagestrategie, die Risiken breit streut und gleichzeitig Chancen in robusten Sektoren sucht.
Unternehmen mit globaler Diversifikation, starker Innovationskraft und solidem Geschäftsmodell könnten in diesen unsicheren Zeiten als sicherer Hafen dienen. Gerade Technologie- und Gesundheitswerte bieten teilweise Schutz vor externen Handelsrisiken, da ihre Geschäftsmodelle weniger von Importen und Zollabhängigkeiten geprägt sind. Auch ein Augenmerk auf den langfristigen Trend ist entscheidend. Während kurzfristige Schwankungen durchaus intensiv sind, neigen Aktien im Zeitverlauf dazu, Wertsteigerungen zu erzielen. Wer gut positioniert ist und über langfristige Perspektiven verfügt, kann solche Marktkorrekturen im Idealfall als günstige Einstiegschancen nutzen.