In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels und steigender Temperaturen in urbanen Gebieten rückt die Entwicklung nachhaltiger und energieeffizienter Technologien immer stärker in den Fokus. Insbesondere die Kühlung von Gebäuden gehört zu den größten Herausforderungen. Aktuelle Studien zeigen, dass etwa 20 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs auf Raumkühlsysteme entfallen. Diese enorme Energienachfrage trägt nicht nur erheblich zum CO2-Ausstoß bei, sondern verstärkt auch das sogenannte städtische Wärmeinseleffekt, bei dem Städte im Vergleich zu ländlichen Regionen deutlich wärmer sind. Eine vielversprechende Innovation aus diesem Bereich ist die passive Kühlfarbe CCP-30, die kürzlich von einem internationalen Forscherteam entwickelt wurde und neue Maßstäbe beim Gebäudekühlschutz setzt.
Diese neuartige, zementbasierte Farbe kombiniert mehrere physikalische Kühlmechanismen und erzielt damit eine Kühlleistung, die herkömmliche Produkte bei weitem übertrifft. Die Idee hinter CCP-30 ist simpel und hochentwickelt zugleich: Sie nutzt die Fähigkeit eines speziell gefertigten Materials, sowohl Sonnenlicht zu reflektieren als auch Wärme effektiv über Infrarotstrahlung abzugeben und dank eines wasserhaltigen Nanostruktur-Netzwerks über Verdunstungskühlung zusätzliche Wärme zu entziehen. Die Porenstruktur der Farbe basiert auf Calcium-Silikat-Hydrat-Gelen, die feine Nanopartikel enthalten und somit ein enorm hohes Wasserspeichervermögen bieten. Dieses Konzept erlaubt es der Farbe, bis zu 30 Prozent ihres Eigengewichts an Wasser zurückzuhalten, welches beim Übergang von flüssigem Wasser zu Wasserdampf eine große Menge Wärmeenergie absorbiert – ein Prozess, der als Verdunstungskühlung bekannt ist und auch natürlichen Prozessen wie dem Schwitzen bei Menschen gleicht. Aber nicht nur die Verdunstung spielt eine Rolle.
CCP-30 reflektiert außerdem 88 bis 92 Prozent der auf sie treffenden Sonnenstrahlung, wodurch sie die Wärmeeinwirkung drastisch reduziert. Zudem hat die Farbe eine beachtliche Infrarot-Emissionsrate von 95 Prozent, was bedeutet, dass sie die eigene Wärme besonders effizient in Form von Infrarotstrahlung ins All abstrahlt. Dieses Zusammenspiel aus reflektierender, strahlender und evaporativer Kühlung macht CCP-30 besonders wirkungsvoll und wetterunabhängig. Dabei besitzt die Farbe eine außergewöhnliche Selbstregenerationsfähigkeit: Sie nimmt nach Regenfällen oder bei hoher Luftfeuchtigkeit erneut Wasser auf und kann somit langfristig ihre Kühlwirkung behalten, ohne dass die optischen Eigenschaften, also beispielsweise die Farbe oder der Glanz, beeinträchtigt werden. In Tropenregionen wie Singapur, einem Teststandort mit hoher Luftfeuchte und intensiver Sonneneinstrahlung, zeigte CCP-30 im praktischen Test eine Kühlleistung, die bis zu zehnmal höher war als die herkömmlicher, weißer Kühlfarben.
Dies resultiert in einer direkten Senkung des Stromverbrauchs für Klimaanlagen um 30 bis 40 Prozent. Neben den ökonomischen Vorteilen reduziert die Verwendung der Farbe auch den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden deutlich. Lebenszyklus-Analysen belegen, dass die CO2-Emissionen um etwa 28 Prozent gegenüber konventioneller Farbe gesenkt werden können. Die passive Kühlung ist somit ein vielversprechender Ansatz, der in Zusammenspiel mit anderen Methoden nachhaltige Stadtentwicklung vorantreibt. Besonders überzeugend ist die Tatsache, dass die Kühlleistung nicht auf günstige klimatische Bedingungen angewiesen ist.
Während herkömmliche radiative Kühlungssysteme bei hoher Luftfeuchtigkeit und wolkigem Himmel an Effektivität verlieren, ist CCP-30 in der Lage, durch Verdunstungskühlung auch unter diesen Bedingungen seine Wirkung zu entfalten. Zudem spielt die Ausrichtung der Gebäudeflächen keine Rolle, da das verdunstende Wasser eine kontinuierliche Abgabe von Wärme unabhängig von der direkten Sicht zur Atmosphäre ermöglicht. Dies stellt einen entscheidenden Fortschritt dar, da viele Fassaden unvorteilhaft ausgerichtet sind und somit konventionelle passive Kühlsysteme nicht oder nur eingeschränkt nutzen können. Die Technologie hinter CCP-30 eröffnet zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten über die typische Nutzung an Wänden und Fassaden hinaus. Dachflächen, Parkhäuser, Brücken und andere Infrastrukturen könnten von einer solchen Kühlfarbe profitieren und so zur Verringerung der Umgebungstemperatur beitragen.
Dies ist insbesondere für dicht besiedelte Städte relevant, wo die Bodenversiegelung und massive Wärmequellen den urbanen Wärmeinseleffekt verstärken. Die Integration dieser Farbe in die Bauindustrie bedeutet zugleich einen Schritt hin zu nachhaltigerem Bauen. Energiesparmaßnahmen bei der Klimatisierung unterstützen die globale Strategie zur Dekarbonisierung. Die passive Kühlungstechnologie kann als ergänzende Maßnahme zu aktiven Kühlsystemen eingesetzt werden, wodurch sich der Stromverbrauch und damit auch die Betriebskosten deutlich vermindern lassen. Zusätzlich sparen Endverbraucher und Unternehmen durch geringeren Energiebedarf bares Geld und schonen gleichzeitig die Umwelt.
Auch in Hinblick auf die zunehmende Verbreitung extremer Wetterlagen könnte CCP-30 in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Hitzeperioden und Hitzewellen bergen Gesundheitsrisiken für viele Menschen, insbesondere in dicht besiedelten Städten ohne ausreichende Kühlung. Passive Kühlungssysteme tragen somit auch zu mehr Lebensqualität und Gesundheitsschutz bei. Die Entwicklung solcher multifunktionaler Materialien erfordert intensive interdisziplinäre Forschung. Die Kombination aus Materialwissenschaft, Nanotechnologie und Umweltphysik führte zum Erfolg von CCP-30.
Die Anpassung der Mikro- und Nanostruktur des Materials sowie die Optimierung von Wasseraufnahme und optischen Eigenschaften waren Schlüsselkomponenten in diesem Prozess. Die Möglichkeiten für weitere Verbesserungen sind groß. Beispielsweise könnten künftige Versionen der Farbe durch intelligente Steuerungen oder veränderte Zusammensetzungen noch besser an unterschiedliche Umgebungsbedingungen angepasst werden. Auch die Kombination mit anderen nachhaltigen Baumaterialien ist denkbar. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass passive Kühlfarben wie CCP-30 eine vielversprechende Lösung für die Herausforderungen der urbanen Erwärmung und der Energieeffizienz bei Gebäuden darstellen.
Mit ihrer Fähigkeit, effektiv Wärme abzugeben, dabei Wasser zu speichern und selbstständig zu regenerieren, bieten sie einen innovativen Ansatz, der nicht nur Kosten spart, sondern auch umweltfreundlich ist. Die breite Einführung dieser Technologie könnte wegweisend für klimafreundliches Bauen sein und einen spürbaren Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten. Die Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2025 zeigen, dass es möglich ist, mit intelligenten Materialien eine nachhaltige und zukunftsorientierte Bauweise zu fördern, bei der sowohl ökologische als auch ökonomische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt werden.