Blockchain-Technologie Investmentstrategie

Tokenisierung realer Vermögenswerte: Warum der $21 Milliarden Markt für RWAs noch skeptisch betrachtet wird

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 $21B tokenized RWA market doubtful, institutions uninterested —  Plume CEO

Die Tokenisierung realer Vermögenswerte (Real World Assets, RWAs) gilt als nächste große Revolution im FinTech-Sektor. Doch trotz optimistischer Schätzungen über einen 21 Milliarden Dollar Markt bleibt die institutionelle Beteiligung bislang aus.

Die Tokenisierung realer Vermögenswerte (RWAs) ist ein Thema, das seit einigen Jahren immer wieder im Fokus der Finanz- und Blockchainbranche steht. Von Immobilien über Anleihen bis hin zu Rohstoffen werden reale Vermögenswerte zunehmend digital auf Blockchains abgebildet, um so die Liquidität, Zugänglichkeit und Transparenz zu erhöhen. Schätzungen zufolge befindet sich der Markt für tokenisierte RWAs aktuell bei etwa 21 Milliarden US-Dollar. Doch trotz dieser vielversprechenden Zahlen herrscht in der Branche Skepsis, ob dieser Wert realistisch und nachhaltig ist. Chris Yin, CEO des von Galaxy unterstützten RWA-Plattformanbieters Plume, hat kürzlich eine klare Kritik formuliert und betont, dass der Markt viel kleiner und weniger entwickelt ist, als viele vermuten.

Yin erklärt, dass der Zugang institutioneller Investoren in den Markt für tokenisierte RWAs nahezu gar nicht vorhanden ist und der gesamte Prozess langsamer verläuft als erwartet. Derzeitige Markteinschätzungen tendieren dazu, den tatsächlichen Umfang des tokenisierten RWA-Marktes zu überschätzen. Yin ging öffentlich davon aus, dass die bisher gutgeheißenen 21 Milliarden US-Dollar eher zu optimistisch kalkuliert sind. Er schätzt den Markt vielmehr auf rund 10 Milliarden US-Dollar und unterstreicht, dass dieser hauptsächlich aus weniger komplexen Vermögenswerten wie Staatsanleihen und Gold besteht. Private Kredite, die in gängigen Marktstatistiken oft als bedeutender Faktor hervorgehoben werden, spielen aus seiner Sicht eher eine marginale Rolle.

Diese Einschätzung wird durch Daten von Plattformen wie RWA.xyz gestützt, die den Gesamtmarkt Mitte 2025 auf rund 17,4 Milliarden US-Dollar taxieren und einen Großteil davon auf Staatsanleihen und private Kredite verteilen, wobei private Kredite knapp 60 Prozent ausmachen. Die Tokenisierung von Vermögenswerten in der Realität steht jedoch vor großen Herausforderungen. Dafür verantwortlich sind vor allem die fragmentierte und schwer zugängliche Datenlage auf privater Seite sowie generell das fehlende Vertrauen der Investoren. Ross Shemeliak, Mitgründer der Tokenisierungsplattform Stobox, weist darauf hin, dass etwa 99,9 Prozent aller Unternehmen weltweit privat sind und somit enorm großes Potenzial für Tokenisierung mit sich bringen.

Gleichzeitig stellen viele dieser privaten Unternehmen jedoch einen wenig transparenten und unzugänglichen Kapitalmarkt dar, in dem die Datenlage mangelhaft ist und deshalb eine Bewertung und Tokenisierung erschwert ist. Institutionelle Investoren wie Pensionsfonds, Asset Manager oder Versicherungsgesellschaften sind bisher weitestgehend zurückhaltend, wenn es um die Allokation von Kapital in tokenisierte RWAs geht. Plume-CEO Chris Yin weist darauf hin, dass institutionelle Marktteilnehmer vor allem dann einschreiten, wenn sie ein nachhaltiges Renditepotenzial erkennen, das ausreichend groß ist, um signifikante Mittel zu allokieren. Die derzeitigen Märkte sind für sie noch zu klein und zu wenig etabliert, um entsprechende Gewinnmöglichkeiten zu generieren. Yin macht deutlich, dass die Motivation von Institutionen nicht darin liegt, Kosten zu sparen oder Prozesseffizienzen zu schaffen, sondern in der Möglichkeit, mit neuen Finanzprodukten Geld zu verdienen.

Ein Beispiel hierfür ist BlackRock, der weltgrößte Vermögensverwalter mit einem verwalteten Vermögen von etwa 12 Billionen US-Dollar. Während BlackRock bereits mit einem Geldmarktfonds im Bereich tokenisierter Finanzprodukte aktiv ist, bleibt das verwaltete Vermögen in diesem Segment mit rund 2,5 Milliarden Dollar sehr klein und spiegelt nicht die gesamte Assets-Bandbreite des Konzerns wider. Dies zeigt exemplarisch, wie vorsichtig selbst große Institutionen bei der Investition in tokenisierte RWAs agieren. Der aktuelle Entwicklungsstand tokenisierter realer Vermögenswerte kann durchaus mit den Anfangszuständen bekannter Kryptowährungen verglichen werden. Chris Yin zieht hier die Parallele zum frühen Bitcoin- und Stablecoin-Markt zurück vor rund zehn Jahren, als die Technologie noch kaum institutionelles Interesse erweckte und eher eine Nische darstellte.

Erst im Laufe eines Jahrzehnts hat sich aus der anfänglichen Exotik eine ernstzunehmende Anlageklasse entwickelt. Ähnliches wird auch bei tokenisierten RWAs erwartet, wobei zurzeit harte Arbeit geleistet werden muss, um Mehrwert, Adoption und Vertrauen im Markt zu schaffen. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Rolle der institutionellen Infrastruktur. Die Tokenisierung von RWAs ohne den Einbezug von regulierten Akteuren wie Verwahrstellen, Underwritern, Rechtsberatern und regulierten Plattformen ist kaum vorstellbar. Ross Shemeliak betont, dass tokenisierte Vermögenswerte von Beginn an einen institutionellen Charakter aufweisen, da es sich um regulierte Wertpapiere oder Ertragsinstrumente handelt, die eine umfassende rechtliche Governance benötigen.

Ohne diese Elemente gleicht der Aufbau eines Marktplatzes für tokenisierte RWAs dem Versuch, eine Börse ohne Regulierungsbehörden, Depotbanken oder Abwicklungssysteme zu errichten. Aus Sicht der Plume-CEO ist der aktuelle Tokenisierungsmarkt noch stark abhängig von der Krypto-Community und kleineren Startups, die Innovation und erste Anwendungen vorantreiben. Institutionelle Investoren hingegen tendieren eher dazu, bestehende Kapitalflüsse aus dem Krypto-Ökosystem abzuziehen, indem sie sich auf Produkte fokussieren, die für sie besser verständlich und attraktiver sind, anstatt neue Gelder direkt in tokenisierte RWAs zu stecken. Diese Dynamik führt zu einer langsamen Skalierung des Marktes und erfordert Geduld und Vertrauen durch die beteiligten Akteure. Damit die Tokenisierung realer Vermögenswerte zukünftig einen bedeutenden Beitrag zur Finanzwelt leisten kann, müssen nach Meinung von Experten und Marktteilnehmern mehrere Voraussetzungen erfüllt werden.

Entscheidend sind transparente und verlässliche Daten sowie standardisierte Bewertungsmodelle für die verschiedenen Anlageklassen. Ebenso essenziell ist das Engagement von Finanzinstitutionen, die regulatorische Rahmenbedingungen und rechtliche Sicherheit schaffen, um Vertrauen zu erhöhen und Massentransaktionen zu ermöglichen. Darüber hinaus spielen technologische Fortschritte eine große Rolle. Die zugrunde liegenden Blockchain-Plattformen müssen zuverlässig, sicher und skalierbar sein, sowie Interoperabilität mit bestehenden Finanz- und Abwicklungssystemen gewährleisten. Gleichzeitig sind nutzerfreundliche Schnittstellen und Partnernetzwerke notwendig, um Liquidität und Marktteilnehmer zu mobilisieren.

Langfristig betrachtet stehen tokenisierte RWAs vor großen Chancen, die insbesondere in der Demokratisierung von Kapitalmärkten liegen. Indem Vermögenswerte in kleinere Anteile aufgeteilt und effizient handelbar gemacht werden, können auch Kleinanleger Zugang zu bislang exklusiven Märkten erhalten. Das könnte zudem zu einer verbesserten Kapitalallokation führen, die Unternehmen in ihrer Finanzierung unterstützt und Investoren neue Anlagewege eröffnet. Die Prognose vieler Branchenbeobachter lautet, dass sich tokenisierte Vermögenswerte in den kommenden Jahren zu einer bedeutenden Anlageklasse entwickeln werden. Deloitte etwa prognostiziert, dass der Bereich tokenisierter Immobilienwerte bis 2035 ein Volumen von vier Billionen US-Dollar erreichen könnte.

Dieses Potenzial wird allerdings nur realistisch, wenn die breitflächige institutionelle Akzeptanz und entsprechende regulatorische Standards geschaffen werden. In der Zwischenzeit bleibt der Markt für tokenisierte RWAs ein spannendes, aber herausforderndes Terrain, das großteils von technikaffinen Pionieren und innovativen Startups gestaltet wird. Die noch geringe institutionelle Beteiligung unterstreicht die Notwendigkeit, den Mehrwert dieser Technologie klarer zu kommunizieren und praxisnah zu demonstrieren. Sowohl Investoren als auch Endnutzer müssen Vertrauen aufbauen, indem sie realistische Erwartungen etablieren und nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Tokenisierung realer Vermögenswerte trotz namhafter Marktgrößenangaben noch am Anfang ihrer Entwicklung steht und der angenommene Wert von 21 Milliarden US-Dollar stark hinterfragt werden darf.

Die Haltung großer Institutionen wie jene von BlackRock zeigt deutlich, dass Marktteilnehmer vor allem auf signifikante Renditepotenziale warten, bevor sie umfangreiche Kapitalallokationen vornehmen. Die Parallelen zu den ersten Jahren des Bitcoin- und Stablecoin-Marktes verdeutlichen, dass Geduld und eine kontinuierliche Entwicklung fundamentale Voraussetzungen für den Erfolg sind. Der Weg zu einem reifen und liquiden Markt für tokenisierte RWAs erfordert nicht nur technologischen Fortschritt, sondern vor allem ein integriertes Zusammenspiel von regulierten Institutionen, robusten rechtlichen Rahmenwerken und einer wachsenden Nutzerbasis. Erst dann werden tokenisierte reale Vermögenswerte in der Lage sein, ihre transformative Kraft im globalen Finanzsystem voll zu entfalten und breiten Anklang zu finden.

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