In der Welt der persönlichen Finanzen gibt es zahlreiche Strategien, um Schulden abzubauen. Viele Menschen greifen auf die Konsolidierung von Schulden zurück, in der Hoffnung, dadurch schneller und effizienter schuldenfrei zu werden. Doch George Kamel, Autor, Podcast-Host und Finanzexperte bei Ramsey Solutions, warnt vor den Fallstricken dieser Methode. Er sieht in der Schuldenkonsolidierung nicht den Weg aus der Schuldenfalle, sondern eine Strategie, die mehr Probleme verursachen kann, als sie löst. Doch was genau steckt hinter seiner Kritik und warum empfiehlt er die sogenannte Schulden-Schneeball-Methode als bessere Alternative? Diesen Fragen gehen wir ausführlich nach und beleuchten die wichtigsten Gründe, warum Kamel die gängige Schuldenabbau-Strategie als Falle bezeichnet.
George Kamel ist im Finanzsegment vor allem durch seine Arbeit bei Ramsey Solutions bekannt, einer bekannten Finanzbildungsgesellschaft aus Tennessee, die vor allem durch Dave Ramsey geprägt wurde. Die Methoden von Ramsey Solutions fokussieren sich traditionell darauf, dass Menschen ohne eine perfekte Kreditwürdigkeit auskommen und stattdessen realistische und motivierende Schuldenabbau-Strategien verfolgen. Die meistempfohlene Methode ist dabei die Schulden-Schneeball-Methode, die Kamel ebenso empfiehlt. Im Gegensatz dazu steht die oft propagierte Möglichkeit, Schulden mithilfe von Konsolidierungsdarlehen zusammenzufassen, um angeblich einfacher und schneller schuldenfrei zu werden. Kamel stellt diese Annahme bewusst infrage und weist auf zwei wesentliche Aspekte hin, die viele dabei übersehen.
Der erste Punkt, der gegen Schuldenkonsolidierung spricht, sind die hohen Gebühren. Während die Idee einer Schuldenkonsolidierung verlockend klingt – man zahlt alle bestehenden Schulden mit einem einzigen Darlehen ab und hat anschließend nur noch eine monatliche Rate – ist die Realität oft komplizierter. Kamel macht deutlich, dass viele Konsolidierungsdarlehen mit verschiedenen Gebühren einhergehen. Dazu zählen beispielsweise Bearbeitungsgebühren, Gebühren für die Kreditanfrage oder sogenannte Originationsgebühren, die der Kreditgeber verlangt. Oft sind diese Kosten kaum transparent und können leicht übersehen werden.
Das Ergebnis: Die Schuldenlast wird durch solche zusätzlichen Gebühren nicht reduziert, sondern im Gegenteil sogar erhöht. Zudem ist es keineswegs garantiert, dass die Zinssätze bei einer Konsolidierung niedriger sind als bei den ursprünglichen Schulden. Gerade bei Kreditnehmern mit weniger guter Bonität können die Zinssätze ähnlich hoch bleiben oder sich sogar verschlechtern. In Summe führt dies dazu, dass die Schulden durch die Konsolidierung nicht tatsächlich abgebaut, sondern unter Umständen auf längere Sicht weiter wachsen. Neben diesen Kosten ist der zweite Kritikpunkt von George Kamel entscheidend: das reine Umschichten von Schulden.
Wenn ein Schuldner seine bestehenden Verbindlichkeiten mithilfe eines neuen Kredits zusammenfasst, zahlt er zwar seine alten Gläubiger ab, hat aber im Endeffekt weiterhin denselben Schuldenbetrag als Gesamtsumme offenstehen. Es handelt sich also keineswegs um eine Tilgung der Schulden, sondern lediglich um eine Umstrukturierung. Dies kann zu einer trügerischen Sicherheit führen, da man das Gefühl hat, endlich einen Schritt voranzukommen, obwohl man tatsächlich nur die Form der Schulden ändert. Kritisch wird es dann, wenn durch das neue Darlehen eine längere Laufzeit vereinbart wird, was dazu führen kann, dass der Schuldner über viele Jahre hinweg zahlen muss. Die Folge ist eine Verlängerung der Schuldenfrist und damit potentiell höhere Zinskosten.
Zudem kann das Umschichten das Problem der Schuldenursache grundsätzlich nicht beheben. Ohne eine nachhaltige Veränderung des eigenen Ausgabeverhaltens und eine durchdachte Strategie zur Schuldenreduktion bleibt der Schuldner auf der Stelle treten oder gerät sogar tiefer in die finanzielle Schieflage. In der Praxis haben auch andere Finanzexperten wie Ramit Sethi die Nachteile der Konsolidierung hervorgehoben. So erklärt Sethi, dass die weit verbreitete Annahme, man würde durch eine Konsolidierung insgesamt weniger Schulden haben, ein Mythos ist. Gleichwohl betont er, dass die Vereinfachung der Zahlungen und die Verringerung des Verwaltungsaufwandes durchaus Vorteile bieten können.
Entscheidend bleibt aus Sicht Kamel allerdings, dass das reine Zusammenfassen von Schulden die eigentliche Herausforderung nicht löst, sondern maximal den Überblick erleichtert. Vor diesem Hintergrund empfiehlt George Kamel die sogenannte Schulden-Schneeball-Methode. Diese konservative, aber bewährte Strategie konzentriert sich auf das systematische Tilgen der Schulden, beginnend mit den kleinsten Beträgen. Dabei werden alle bestehenden Verbindlichkeiten aufgelistet und der Schuldner fokussiert sich darauf, die jeweils kleinste Schuld zuerst zu begleichen. Sobald diese Schuld abgezahlt ist, wird der Betrag, der vorher für deren Tilgung genutzt wurde, für die nächstgrößere Schuld eingesetzt.
Dieser Vorgang wird fortgesetzt, bis alle Schulden vollständig getilgt sind. Der große Vorteil der Schulden-Schneeball-Methode liegt vor allem in der psychologischen Motivation. Durch das schnelle Abzahlen kleinerer Beträge erhält der Schuldner sichtbare Erfolge. Diese sogenannten „Quick Wins“ stärken das Durchhaltevermögen und schaffen Momentum für den weiteren Schuldenabbau. Kamel sieht in diesem Ansatz eine nachhaltigere Methode, weil sie nicht nur die Schulden reduziert, sondern auch das Verhalten und die Einstellung zum eigenen Umgang mit Geld positiv verändert.
Durch stetige Fortschritte entsteht ein Erfolgsgefühl, das wiederum diszipliniertes Sparen und Schuldenabbau beflügelt. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass durch diese Methode keine zusätzlichen Kosten durch neue Darlehen oder Gebühren entstehen. Man arbeitet konsequent daran, sich mit den vorhandenen finanziellen Mitteln von der Schuldenlast zu befreien, ohne den Kreditberg lediglich zu verschieben. Damit wird nicht nur die Tilgung konkret vorangetrieben, sondern auch die Gefahr minimiert, neue Schulden aufzubauen oder langfristig in einer teuren Schuldenspirale gefangen zu bleiben. Die Kritik von George Kamel an der Schuldenkonsolidierung und seine Betonung der Schulden-Schneeball-Methode zeigt eindrucksvoll: Der Weg aus der Schuldenfalle ist weniger ein technisches Problem der Verschuldung, sondern vor allem eine Frage der Methodik, Disziplin und Motivation.
Während die Konsolidierung von Schulden zunächst verführerisch einfach scheint, lauern dort oft versteckte Kosten und die Gefahr, lediglich die Struktur, nicht aber das Problem zu lösen. Im Gegensatz dazu setzt die Schulden-Schneeball-Methode auf psychologische Faktoren und nachhaltige Veränderungen im Umgang mit Geld. Sie bietet eine klare, nachvollziehbare Strategie, die im Alltag umsetzbar ist und letztendlich zu einem schrittweisen, aber sicheren Schuldenabbau führt. Für alle, die mit Schulden kämpfen oder nach einem Weg suchen, um langfristig finanziell stabil zu werden, ist es wichtig, solche unterschiedlichen Strategien kritisch zu hinterfragen. Die Meinung von Experten wie George Kamel hilft dabei, gefährliche Fallen zu erkennen und den richtigen Fokus zu setzen.
Die einfache Verlockung, Schulden nur umzuschichten, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass echter Fortschritt mit Disziplin, klarem Plan und guter Motivation erreicht wird. Nur so ist der nachhaltige Abbau von Schulden möglich – ein Ziel, das letztlich zu mehr finanzieller Freiheit und Sicherheit führt.