San Francisco ist weltweit bekannt für seine ikonische Golden Gate Bridge, seine lebendige Kultur und Technologieunternehmen von Weltrang. Doch abseits des Glanzes und der Pracht verbirgt sich eine bemerkenswerte Tatsache: Der Haushalt der Stadt ist größer als der von 17 US-Bundesstaaten, darunter auch New Mexico, Alabama und Oklahoma. Mit einem enormen Budget von 15,9 Milliarden US-Dollar im Haushaltsjahr 2024 – im Vergleich zu 14,6 Milliarden im Jahr 2024 – stellt San Francisco eine finanzielle Supermacht dar, deren Ausmaß weit über die reine Größe einer Stadt hinausgeht. Diese Summe übersteigt den Etat vieler Bundesstaaten und wirft ein Schlaglicht auf die einmaligen Herausforderungen und Komplexitäten des Haushaltsmanagements in einer Stadt, die zugleich auch ein County ist. Die Besonderheit von San Franciscos Haushaltsstruktur liegt unter anderem darin, dass die Stadtverwaltung und die County-Verwaltung in einer Institution zusammengeführt sind.
Das bedeutet, dass San Francisco alle Zuständigkeiten übernimmt, die man normalerweise zwischen Stadt- und Kreisebene trennt – von Gesundheitsdiensten, Sozialleistungen bis hin zu Wahldurchführungen. Dieses kombinierte Modell sorgt zwar für eine effizientere Umsetzung von Dienstleistungen, führt aber auch zu einer gewissen Überlappung, wie etwa die getrennten Polizei- und Sheriff-Abteilungen. Zudem zählen zu San Franciscos Budget auch so genannte „Enterprise Departments“ wie der Flughafen, der Hafen, die öffentliche Versorgung und die Verkehrsbehörde (MTA). Diese Bereiche sind in der Regel dafür ausgelegt, sich selbst durch Gebühren zu finanzieren, mit Ausnahme der MTA, die auf eine deutliche Unterstützung von über 540 Millionen US-Dollar durch den allgemeinen Haushalt angewiesen ist. Die rasante Budgetentwicklung der letzten Jahre ist beeindruckend – seit 2012 stieg der Haushalt inflationsbereinigt um 54 Prozent.
Das entspricht einem Zuwachs von rund 5,5 Milliarden US-Dollar, der hauptsächlich auf erhöhte Ausgaben in kritischen Bereichen wie dem Gesundheitsdepartement und dem Abschnitt für Obdachlosenhilfe und unterstützendes Wohnen zurückzuführen ist. Die Gesundheitsbehörde hat ihren Etat besonders stark ausgebaut, unter anderem durch die Einstellung von über 1.200 zusätzlichen Mitarbeitern und einer Ausweitung der Verträge für Verhaltensgesundheitsprogramme, welche nun ein Volumen von 1,3 Milliarden US-Dollar umfassen. Gleichzeitig entstand die Abteilung für Obdachlosenhilfe erst 2016 und hat seither ein Budget von mehr als 800 Millionen US-Dollar erreicht, das vor allem in die „Housing First“-Initiative fließt, welche dauerhafte unterstützende Wohnmöglichkeiten für Obdachlose fördert. Erschwerend kommt hinzu, dass San Francisco trotz des Budgetanstiegs tatsächlich eine sinkende Bevölkerungszahl verzeichnet.
Seit 2019 hat sich die Anzahl der Einwohner um 45.000 Personen verringert, was einem Rückgang von etwa fünf Prozent entspricht und den Bevölkerungsstand von 2012 wiederherstellt. Diese Abwanderung stellt die größte seit dem Jahr 1906 dar und rückt die Frage in den Fokus, wie ein erweiterter Haushalt und zusätzliches Personal effektiv für eine gleiche oder gar schrumpfende Einwohnerzahl eingesetzt werden kann. Das Beschäftigungswachstum innerhalb der Stadtverwaltung ist ebenfalls beachtenswert. Während San Francisco insgesamt etwa 33.
000 Angestellte beschäftigt, sind davon rund 22.000 in Kernstadtdiensten und -funktionen tätig. Im Vergleich zu anderen großen Städten weist San Francisco mit 24,4 städtischen Angestellten pro 1.000 Einwohner eine deutlich höhere Personalquote auf, was 13 Prozent mehr als in Baltimore und sogar 40 Prozent mehr als in Los Angeles bedeutet. Ein bedeutender Anteil dieser Personalzunahme entfällt auf die Bereiche Gesundheit, Soziales, Obdachlosenhilfe, Stadtverwaltung und Verkehrsbetriebe.
Wäre San Francisco wieder auf dem Personalanfangsniveau von 2018, würde das einen Rückgang von etwa 4.100 Mitarbeitern bedeuten. Neben dem Personalaufbau spielen auch die Ausgaben für externe Verträge eine große Rolle. Über 5,8 Milliarden US-Dollar werden auf mehr als 10.900 aktive Verträge mit über 4.
000 externen Anbietern verteilt. Ein großer Teil dieser Vertragspartner sind Non-Profit-Organisationen, die wiederum oft im Fokus staatlicher Kontrolle und Überprüfung stehen, da eine bedeutende Anzahl den Status als gemeinnützige Organisation verloren hat. Hier zeigt sich ein wachsender Druck zur besseren staatlichen Aufsicht und Steuerung, um mögliche verschwenderische Ausgaben, Betrug und Missbrauch zu minimieren. Im Vergleich zu anderen US-Städten mit ähnlichen Strukturen fällt zudem auf, dass San Franciscos Pro-Kopf-Ausgaben nach Anpassung der Lebenshaltungskosten mit 12.100 US-Dollar fast doppelt so hoch sind wie der Durchschnitt der acht verglichenen Städte (Denver, Philadelphia, Honolulu, Jacksonville, Indianapolis, Kansas City, Nashville und New Orleans) mit 6.
300 US-Dollar. Diese Diskrepanz wirft die wichtige Frage auf, ob die San Francisco’sche Bevölkerung tatsächlich zweifach bessere oder umfangreichere Dienstleistungen erhält oder ob die höheren Ausgaben auf Ineffizienzen und Überausgaben zurückzuführen sind. Die Zukunft des San Francisco Haushalts erscheint angesichts der prognostizierten Schwierigkeiten komplex. Der offizielle Haushaltsausblick prognostiziert für das Fiskaljahr 2030 ein Defizit in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar. Die Stadt steht vor der Herausforderung, angesichts wachsender Kosten, schwindender Bevölkerungszahlen und steigender Mitarbeiteranzahlen effiziente Lösungen zu finden.
Es gilt, die Ausgaben kritisch zu hinterfragen und die Frage zu beantworten, ob die derzeitigen Investitionen tatsächlich bessere Ergebnisse für die Einwohner erzielen. Dabei sind potenzielle Einsparungen, Optimierungen in den Vertragsvergaben und eine mögliche Reduktion der Mitarbeiterzahl Themen, die dringend angegangen werden müssen, um die finanzielle Stabilität der Stadt langfristig zu sichern. Neben der finanziellen Sicht beleuchtet die Situation auch gesellschaftliche Herausforderungen, wie die enormen Ausgaben im Bereich der Obdachlosenhilfe und Sozialleistungen. Trotz massivem finanziellen Einsatz sind Obdachlosigkeit und soziale Probleme in San Francisco weiterhin sehr präsent, was die Effektivität der getätigten Investitionen infrage stellt und zu öffentlichen Debatten über die Ausgestaltung der Sozialpolitik führt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass San Francisco mit seiner einzigartigen Struktur als Stadtkreis und einem Haushaltsvolumen, das Spitzenwerte in den USA setzt, vor einer Zerreißprobe steht.
Das Wachstum des Budgets und der Beschäftigtenzahlen trotz sinkender Einwohnerzahlen, die hohen Pro-Kopf-Ausgaben und die stetig wachsenden Defizite machen eine Neuausrichtung unumgänglich. Um die Lebensqualität der Bewohner langfristig zu sichern, muss San Francisco den Spagat schaffen, seine Dienstleistungen effizient zu gestalten und gleichzeitig finanziell nachhaltig zu wirtschaften. Ein transparenter Dialog über die Haushaltsprioritäten sowie zielgerichtete Maßnahmen zur Kostensenkung und Leistungsverbesserung sind essenziell, um die Herausforderungen der kommenden Jahre zu meistern und die Stadt wieder auf einen gesunden Pfad zu bringen.