Der seit mehreren Jahren andauernde Rechtsstreit zwischen Apple und Epic Games sorgt weiterhin für Schlagzeilen und hat jüngst einen wichtigen Wendepunkt erlebt. Apples Antrag, eine bedeutende Verfügung eines Bundesrichters auszusetzen, wurde von einem US-Berufungsgericht abgelehnt. Diese Verfügung verpflichtet den Tech-Giganten, den App Store für mehr Wettbewerb zu öffnen und zahlreiche Praktiken zu ändern, die bislang maßgeblich für die Kontrolle über die App-Verteilung und Zahlungsabwicklung auf iOS-Geräten verantwortlich waren. Im Zentrum des Rechtsstreits steht die Frage, wie weit Apples Einfluss auf Marktplatz und Zahlungsprozesse gehen darf und inwieweit Entwickler befugt sind, auf alternative Zahlungsmethoden hinzuweisen oder solche anzubieten.Apple hatte versucht, die Umsetzung dieser gerichtlichen Entscheidung zu stoppen, während das Unternehmen weiterhin gegen die Anordnungen Berufung einlegt.
Das Gericht der 9. Berufungskammer des neunten Bezirks der USA war jedoch der Meinung, dass der Erlass der Aussetzung nicht gerechtfertigt sei und dass die zuvor getroffenen Maßnahmen sofort wirksam werden müssen. Die Anordnung stammt ursprünglich von US-Bezirksrichterin Yvonne Gonzalez Rogers, die bereits im Jahr 2021 in einem stichhaltigen Urteil Apple zu Zugeständnissen zwang. Als Teil des Urteils musste Apple zulassen, dass Entwickler ihre Nutzer leichter dazu lenken dürfen, außerhalb des App Stores Käufe zu tätigen, ohne die 30-Prozent-Provision an Apple zahlen zu müssen. Apples Weigerung, sich vollumfänglich an dieses Urteil zu halten, und einige neue Zahlungsgebühren führten dazu, dass Richterin Rogers Apple im April 2025 als in Missachtung des Gerichts bezeichnete.
Die aktuelle Verfügung verbietet Apple unter anderem die Einschränkung von Links, die Entwickler innerhalb ihrer Apps zu externen Zahlungsmöglichkeiten setzen können. Zudem wurde eine neu eingeführte Gebühr von 27 Prozent auf Käufe, die außerhalb des App Stores getätigt werden, untersagt – eine Maßnahme, die Apple eingeführt hatte, um den Verlust der Einnahmen durch das geänderte Geschäftsmodell abzufedern. Epic Games, der Entwickler von Fortnite und Kläger in diesem Verfahren, begrüßte die Entscheidung des Berufungsgerichts, da sie der Auffassung ist, dass Apple weiterhin versucht, den Wettbewerb unbegründet zu beschränken und unrechtmäßige Gebühren zu erheben. Tim Sweeney, Gründer und CEO von Epic Games, schrieb in einem Beitrag auf der Social-Media-Plattform X, dass das "lange nationale Alptraum der Apple-Steuer" damit ein Ende finde.Apple hingegen reagierte enttäuscht und kündigte an, die rechtlichen Auseinandersetzungen in der Berufungsinstanz weiterzuführen.
Das Unternehmen argumentiert, dass die Maßnahmen zur Öffnung des App Stores ihre Kontrolle über Kernbereiche des Geschäfts schmälern und Apple sogar dazu zwingen könnten, Dienste kostenlos bereitzustellen, was sich nachteilig auf die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens auswirkt. Die Nachfrage nach einem faireren Wettbewerbsumfeld und mehr Wahlmöglichkeiten für App-Entwickler und Nutzer wächst jedoch kontinuierlich. Viele Entwickler begrüßen die Gelegenheit, bessere Zahlungsoptionen anzubieten und günstigere Angebote zu machen, was sich positiv auf den Endverbraucher auswirken kann.Die Debatte um Apples App Store verweist auf grundsätzliche Fragen zur Marktmacht großer Technologiekonzerne und der Regulierung digitaler Plattformen. Apple kontrolliert seit Jahren den einzigen offiziellen distributiven Kanal für Apps auf iOS-Geräten und erhebt dabei eine Provision, die bis zu 30 Prozent des Umsatzes ausmachen kann.
Kritiker sehen darin eine wettbewerbswidrige Praxis, die das Ökosystem beherrscht und kleinen wie großen Entwicklern gleichermaßen schadet. Gleichzeitig betont Apple, dass die Erhebung der Gebühren notwendig sei, um Sicherheit, Datenschutz und das Nutzererlebnis auf der Plattform garantieren zu können.Die neuesten Entwicklungen markieren einen weiteren Schritt in einem weltweiten Trend, der auf mehr Öffnung und Regulierung hinzielt. Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt, darunter sowohl die USA als auch die Europäische Union, prüfen scharfer denn je die Marktmacht großer Digitalunternehmen und setzen neue Regeln durch, die mehr Wettbewerb gewährleisten sollen. Vor allem in puncto App-Vertrieb und Zahlungsabwicklung in mobilen Betriebssystemen gibt es eine stetig zunehmende Kritik an geschlossenen Ökosystemen.
Apples Fall dient dabei als wegweisendes Beispiel.Der Streit zwischen Apple und Epic Games begann 2020, als Epic versuchte, das strikte Zahlungssystem von Apple zu umgehen, indem es eine eigene Zahlungsoption in Fortnite integrierte. Dies führte zur sofortigen Entfernung von Fortnite aus dem App Store und löste eine juristische Auseinandersetzung aus, die weit über den einzelnen Fall hinaus Auswirkungen auf die gesamte Digitalszene hat. Das Verfahren offenbart die Spannungen zwischen zentraler Kontrolle und offener Plattform, zwischen Einnahmeinteressen und fairem Wettbewerb, die weitreichende Veränderungen nach sich ziehen.Auch wenn Apple vor Gericht bisher viele Punkte für sich entscheiden konnte, setzt das kontinuierliche Aufbrechen der isolierten Strukturen durch gerichtliche Anordnungen und regulatorische Maßnahmen das Unternehmen unter Druck, sein Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen und transparenter zu werden.
Für Entwickler und Nutzer bedeutet dies langfristig mehr Freiheiten und Alternativen. Besonders Entwickler mit kleineren Teams oder Nischen-Apps könnten von reduzierten Kosten und neuen monetären Chancen profitieren.Nicht zuletzt zeigt der Fall, wie wichtig eine sorgfältige rechtliche Überprüfung technischer und wirtschaftlicher Macht ist, gerade in Zeiten rascher Digitalisierung. Die Rolle unabhängiger Justizorgane sowie ein ausgeglichener Umgang mit Innovation, Verbraucherinteressen und Marktmacht stehen dabei im Fokus. Apple steht nun vor der Herausforderung, seine Plattform so zu gestalten, dass sie sowohl wettbewerbsfähig als auch regelkonform bleibt.