Im Jahr 2024 ereignete sich ein massiver Datenverstoß bei Disney – einem der führenden Unterhaltungskonzerne der Welt. Über 1,1 Terabyte vertrauliche Unternehmensdaten wurden aus internen Slack-Kanälen entwendet und anschließend veröffentlicht. Anfangs wurde der Angriff einer Gruppe namens „Nullbulge“ zugeschrieben, die sich als russische Hacktivisten ausgaben und mit dem Ziel antraten, auf die schlechten Vergütungsbedingungen von Künstlern aufmerksam zu machen. Doch die Wahrheit hinter diesem Cyberangriff ist anders und deutlich überraschender. Statt eines politisch motivierten russischen Kollektivs stand letztlich ein 25-jähriger junger Mann aus Kalifornien hinter dem Vorfall – Ryan Mitchell Kramer.
Er setzte auf eine hinterlistige Malware und nutzte menschliche Neugier, um sich Zugang zu sensiblen Disney-Informationen zu verschaffen.Der Fall verdeutlicht eindrücklich, wie Bedrohungen aus den eigenen Reihen oder durch getarnte Programme Unternehmen massiven Schaden zufügen können. Ryan Kramer erstellte ein scheinbares KI-Kunstprogramm, das vermeintlich kreative Bildgenerierungsdienste anbot. Mitarbeiter von Disney, neugierig auf die Möglichkeiten der Technologie, luden das Programm herunter. Sobald die Anwendung ausgeführt wurde, aktivierte sich eine Malware, die Kramer fernsteuerbare Zugänge zu den Geräten seiner Opfer verschaffte.
Über diese Hintertür erhielt er Zugang zu zahlreichen firmeneigenen Accounts, darunter auch zu Slack. Die Kommunikationsplattform Slack spielt bei Disney eine große Rolle, um Projekte zu koordinieren und Informationen auszutauschen. Da Kramer Zugang zu „tausenden“ Kanälen hatte, konnte er eine enorme Menge an vertraulichen Inhalten extrahieren. Darunter fielen interne Nachrichten, sensible Projektdetails und persönliche Daten von Angestellten, etwa Bank- oder Gesundheitsinformationen.Die anfängliche Behauptung der vermeintlichen russischen Hacktivisten war eine reine Fassade.
Die Gruppe „Nullbulge“ behauptete gegenüber Medien, ein politisch motivierter Cyber-Krimineller zu sein, der Disney aufgrund von Unzufriedenheit mit der Vertrags- und KI-Politik ins Visier genommen hatte. Doch das US-Justizministerium entlarvte die Geschichte als Täuschung. Ryan Kramer hatte kein besonderes Interesse an Disney als Unternehmen oder seinen internen Abläufen. Die Angriffe entstanden vielmehr aus skurren Motiven und der Suche nach einfacher Beute dank einer clever platzierten Schadsoftware. Kramer drohte zudem dem Mitarbeiter, dessen Zugang er geknackt hatte, per E-Mail und über Discord, was die Situation zusätzlich eskalieren ließ.
Als die Kommunikation ausblieb, veröffentlichte er die erbeuteten Daten im Internet.Die Konsequenzen dieses Vorfalls für Disney waren enorm. Einerseits belastete der Angriff das Vertrauen innerhalb des Unternehmens massiv. Mitarbeiter sahen sich mit dem Gefühl konfrontiert, dass ihre persönlichen und beruflichen Belange nicht ausreichend geschützt waren. Andererseits reagierte Disney mit einer Umstellung der internen Kommunikationstechnologie.
Die populäre Plattform Slack wurde zugunsten von Microsoft Teams ersetzt. Diese Veränderung stieß auf Unmut unter den Beschäftigten, da viele die neue Umgebung als weniger benutzerfreundlich empfanden. Dennoch wurde der Schritt als notwendig angesehen, um die Cybersicherheit auf einen neuen Level zu heben und ähnliche Angriffe zukünftig abzuwehren.Vonseiten der Justiz steht Ryan Kramer vor ernsten Konsequenzen. Er bekannte sich schuldig, einen Computer unbefugt zu nutzen und Daten zu entwenden sowie Drohungen gegen einen geschützten Computer ausgesprochen zu haben.
Die US-Behörden kündigten an, dass Kramer eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren drohe. Der Fall dient als abschreckendes Beispiel dafür, wie scheinbar harmlose Programme als Trojaner fungieren können und wie wichtig es für Unternehmen ist, strenge Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren.Der Disney Slack-Angriff zeigt zudem die steigende Bedeutung von Phishing, Social Engineering und getarnten Malware-Angriffen in der heutigen Cyberbedrohungslandschaft. Angreifer setzen oft nicht nur auf technisch ausgefeilte Methoden, sondern auch auf menschliche Fehler und die Verlockung neuer Technologien. KI-basierte Tools stehen besonders im Fokus, da sie sowohl Chancen für Innovation als auch Risiken für Sicherheit bieten.
Unternehmen müssen wachsam bleiben und ihre Mitarbeiter umfassend schulen, um solche Bedrohungen zu minimieren.In einem größeren Kontext verdeutlicht der Fall auch die Gefahren von Desinformation und falschen Behauptungen. Die anfänglichen Annahmen, dass es sich um einen politisch motivierten russischen Protest handelte, lenkten von der wahren Täteridentität ab und verdeutlichten, wie Hackergruppen versuchen, mit Narrativen zu täuschen und ihre Spuren zu verwischen. Die genaue Aufklärung solcher Angriffe erfordert Geduld, umfangreiche technische Analysen und behördliche Zusammenarbeit.Für Disney ist die Geschichte noch nicht vorbei.
Neben der rechtlichen Aufarbeitung muss das Unternehmen weiterhin in Sicherheitstechnologien investieren und einen Kulturwandel im Umgang mit Cyberrisiken vorantreiben. Gerade weil die Unterhaltungsbranche oft im Rampenlicht steht und umfangreiche, wertvolle Daten besitzt, bleibt sie ein attraktives Ziel für Kriminelle. Daraus entstehen neue Herausforderungen in Frage der Datensicherung, des Risikomanagements und der Mitarbeiterbindung.Die Lektion aus dem Disney Slack-Hack ist eindeutig: Cyberangriffe können jederzeit und von unerwarteten Quellen ausgehen. Selbst global agierende Firmen mit umfangreichen Ressourcen sind nicht immun gegen clever getarnte Malware und menschliche Schwachstellen.