Die jüngsten Ergebnisse der Global Fund Manager Survey von Bank of America zeichnen ein vielversprechendes Bild für die allgemeine Stimmung unter Investoren weltweit. Nach einer Phase erhöhter Unsicherheit, vor allem ausgelöst durch Handelsstreitigkeiten und Sorgen um eine mögliche globale Rezession, zeigt sich nun eine deutliche Erholung des Investorenvertrauens. Im Juni erreichte der Investor Sentiment Index einen Stand von 3,3 – den höchsten Wert seit März dieses Jahres, also vor den sogenannten "Liberation Day"-Zöllen, die zuvor Ängste vor einem eskalierenden Handelskonflikt entfacht hatten. Diese Entwicklung signalisiert eine Entspannung und ein wachsendes Vertrauen in die wirtschaftliche Erholung, auch wenn die Anleger weiterhin vorsichtig bleiben. Ein wichtiger Aspekt der aktuellen Marktstimmung ist die veränderte Gewichtung der Investmentportfolios.
Fondsmanager haben ihre Cash-Reserven auf den niedrigsten Stand seit drei Monaten reduziert, was darauf hindeutet, dass sie vermehrt bereit sind, Kapital in risikoreichere Anlagen zu investieren. Besonders interessant ist die gesteigerte Allokation in Schwellenländeraktien, die Energiebranche und Bankaktien. Diese Sektoren gelten als entscheidend für das Wachstumspotenzial in einer Weltwirtschaft, die aus der jüngsten Flaute erwacht. Während die Beteiligung an US-Aktien leicht erhöht wurde, bleiben Investoren netto betrachtet immer noch untergewichtet in diesem Segment. Dies spiegelt einen signifikanten Shift wider, denn nach Jahren der US-Dominanz auf den Weltmärkten richten sich die Blicke der Anleger zunehmend auf internationale Märkte.
Insbesondere Eurozonen-Aktien stehen im Fokus des Interesses. Die Ankündigung von umfangreichen fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen, insbesondere in Deutschland, hat das Vertrauen in den europäischen Markt gestärkt. Dieses Vertrauen zeigt sich auch darin, dass mehr als die Hälfte der befragten Fondsmanager internationale Aktien als die beste Anlageklasse für die nächsten fünf Jahre einschätzen. Vergleichsweise betrachtet erwarten nur 23 Prozent eine ähnlich starke Performance von US-Aktien. Diese Einschätzung ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass über ein Jahrzehnt lang US-Werte weltweit führend waren.
Obwohl das Sentiment insgesamt verbessert ist, bleiben einige Unsicherheiten bestehen. Fast die Hälfte der Anleger erwartet innerhalb der nächsten zwölf Monate eine Abschwächung des globalen Wirtschaftswachstums. Zudem gehen drei Viertel der Befragten von Herausforderungen durch Stagflation aus – einer Kombination von stagnierendem Wachstum und gleichzeitiger Inflation, die als eine der schwierigsten wirtschaftlichen Situationen gilt. Diese Prognosen weisen darauf hin, dass während der unmittelbare Optimismus zurückgekehrt ist, das Bewusstsein für strukturelle Risiken und längerfristige Problemfelder nicht verschwunden ist. Positiv zu vermerken ist die verbesserte finanzielle Situation vieler Unternehmen.
Ein überraschend gut ausgefallenes erstes Quartal hat viele Investoren ermutigt und die Einschätzung darüber verändert, wie gut Unternehmen aufgestellt sind. Zum ersten Mal seit Ende 2015 sagen mehr Manager, dass die Bilanzstrukturen ihrer Unternehmen unterhebelt sind, anstatt zu stark verschuldet – ein Indikator für mehr Stabilität und finanzielle Flexibilität. Dies beeinflusst auch die Erwartungen an das Management: Eine Mehrheit der Befragten wünscht sich, dass die Firmen überschüssige Liquidität an die Aktionäre zurückführen, etwa durch Dividenden oder Aktienrückkäufe. Diese Kapitalrückflüsse gelten als starkes Signal für das Vertrauen in die zukünftige Entwicklung und werden von Investoren als positives Zeichen gewertet. Die Einschätzung der globalen Wirtschaft hat sich seit April deutlich aufgehellt.
Vor wenigen Monaten noch rechneten viele Anleger mit einer bevorstehenden Rezession. Aktuell tendieren 36 Prozent dazu, eine Rezession innerhalb des nächsten Jahres für unwahrscheinlich zu halten. Zudem steigt die Erwartung, dass die Weltwirtschaft eine sogenannte "weiche Landung" schafft. Das bedeutet, dass ein Rückgang des Wachstums eintritt, ohne in eine klassische Rezession zu münden. Diese Zuversicht hat sich von 37 Prozent im April auf 66 Prozent im Juni fast verdoppelt, was auf eine wachsende Stabilität der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hindeutet.
Trotzdem sind Märkte sensibel gegenüber geopolitischen Entwicklungen und potenziellen Risiken. Die Umfrage wurde durchgeführt, nachdem es zu einer vorübergehenden Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China gekommen war. Jedoch fanden die Befragungen vor der jüngsten Eskalation im Nahostkonflikt statt. Solche Ereignisse können die Dynamik an den Finanzmärkten jederzeit verändern und beeinflussen die Risikobereitschaft der Investoren nachhaltig. Darüber hinaus hat sich die Stimmung gegenüber der US-Währung deutlich verändert.
Fondsmanager haben ihre Devisenpositionen im US-Dollar in diesem Jahr deutlich reduziert, sodass das Engagement auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahrzehnten gefallen ist. Dies ist ein bedeutender Wandel, der auf eine längerfristige Schwächung des Dollars hindeuten könnte – eine Entwicklung, die weitreichende Konsequenzen für den internationalen Handel und die Kapitalflüsse haben kann. Die Kombination aus stärkerer Risikobereitschaft in Schwellenländern und der Hinwendung zu europäischen Märkten wirkt sich auch auf die Kapitalallokation aus. Die internationalen Aktienmärkte profitieren aktuell von einer Ausweitung der Investitionen, während US-Märkte nach wie vor mit Unsicherheiten konfrontiert sind. Diese Entwicklung könnte den Beginn einer neuen Ära markieren, in der das Wachstum und die Innovation nicht mehr allein von den Vereinigten Staaten ausgehen, sondern in einem globaleren Netzwerk verteilt sind.
Generell lässt sich festhalten, dass die Stimmung unter den globalen Fondsmanagern ein Spiegelbild der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen und Chancen ist. Das Rebalancing der Portfolios hin zu internationalen Anlageklassen, die attraktiven Bewertungen in bestimmten Sektoren und die Rückkehr des Optimismus hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung deuten darauf hin, dass sich die Investoren auf eine Phase geringerer Unsicherheit einstellen. Gleichzeitig bleiben sie wachsam gegenüber den verbleibenden Risiken, insbesondere in Hinblick auf geopolitische Spannungen und die Gefahr einer Stagflation. Die Bedeutung der Ergebnisse von Bank of Americas Global Fund Manager Survey liegt auch darin, dass sie Einblicke in das Verhalten und die Erwartungen der professionellen Anleger geben, welche die Finanzmärkte maßgeblich prägen. Die Verschiebungen im Investorenvertrauen und bei den Kapitalallokationen können als Frühindikatoren für zukünftige Marktbewegungen gesehen werden.