Die Kommunikation unter Wasser stellt seit jeher eine enorme Herausforderung dar. Im Gegensatz zur Luft ermöglicht Wasser die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen nur in sehr begrenztem Umfang, weshalb sich die Forscher auf akustische Signale verlassen müssen, um Nachrichten und Daten über größere Distanzen zu übertragen. Chinesischen Wissenschaftlern ist es nun gelungen, eine fehlerfreie akustische Datenübertragung über eine Distanz von 600 Kilometern im Ozean zu realisieren – eine bemerkenswerte Leistung mit weitreichenden Auswirkungen. Die Distanz entspricht ungefähr der Strecke zwischen Taipeh und dem US-Militärstützpunkt auf Okinawa, was die technische Herausforderung verdeutlicht. Das Signal wurde turbulent durch das komplexe marine Umfeld geführt, ohne dabei an Integrität zu verlieren.
Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Acta Acustica veröffentlicht, die als führendes wissenschaftliches Medium für Akustikforschung in China gilt. Die Unterwasserakustik ist geprägt von zahlreichen Hindernissen. Reines Wasser leitet Schall zwar besser als Luft, aber Faktoren wie Reflexionen von Meeresboden und Wasseroberfläche, Streuungen und Umweltrauschen erschweren eine klare Signalübertragung. Außerdem verändern sich die Eigenschaften des Signals durch Doppler-Effekte, besonders wenn die Kommunikationspartner sich bewegen. Dadurch wird es schwierig, Daten ohne Fehler akustisch über weite Strecken zu übertragen.
Bislang waren zwar lange Distanzen unter Wasser für einfache Kommunikationssignale möglich – etwa das Singen von Walen über Tausende von Kilometern oder militärische Experimente in den USA bis zu einer Entfernung von 550 Kilometern –, doch stets blieben Fehlerquellen bestehen, die eine hundertprozentige Übertragungsgenauigkeit verhinderten. Gerade für militärische Anwendungen ist jedoch die präzise Datenübertragung essenziell. Schon kleinste Fehler können fatale Folgen haben, zum Beispiel bei der Steuerung unbemannter Unterwasserfahrzeuge oder der Koordination von Operationen. Die Forscher unter der Leitung von Professor He Chengbing von der Northwestern Polytechnical University entwickelten daher ein selbstadaptierendes System zur Erkennung und Korrektur von Signalclustern. Dieses System ist in der Lage, auch in komplexen und verrauschten Umgebungen das empfangene Signal dynamisch zu analysieren und anzupassen.
Ein wesentlicher Vorteil dieses Ansatzes ist, dass keine detaillierten Informationen über den Meeresboden oder die Umgebung vorausgesetzt werden müssen. Das macht die Technologie besonders flexibel und erlaubt ihre Anwendung in unterschiedlichen Gewässern und taktischen Szenarien. Technisch beruht das Verfahren auf fortschrittlicher Algorithmenentwicklung und Signalverarbeitung, die in der Lage sind, Störungen und Mehrwegeausbreitung zu kompensieren, wodurch eine Fehlerfreiheit bei der Datenübertragung gewährleistet wird. Dies ist ein Durchbruch, der das Potenzial hat, den Weg für eine neue Generation von Unterwasserkommunikationssystemen zu ebnen. Die Bedeutung dieser Errungenschaft geht über das rein Wissenschaftliche hinaus.
Im zivilen Bereich könnte die Technologie etwa die Überwachung von Umweltparametern in tiefen Ozeanen und die Datenübermittlung von Unterwasserobservatorien verbessern. Für die militärische Nutzung bietet die fehlerfreie Kommunikation strategische Vorteile. Sie kann unbemannte Unterwasserdrohnen zuverlässig steuern, deren Koordination verbessern und neue Einsatzmöglichkeiten eröffnen. Historisch gesehen war die Unterwasserkommunikation immer einem Kompromiss zwischen Reichweite, Datenrate und Signalqualität ausgesetzt. Bisherige Systeme konnten zwar teilweise über große Distanzen kommunizieren, mussten aber mit Datenverlust oder eingeschränkter Bandbreite leben.
Die neue Technologie schafft es, diese Limitierungen zu überwinden und einen Schritt näher an eine Echtzeitkommunikation mit hoher Zuverlässigkeit heranzurücken. Im Vergleich zu den natürlichen Kommunikationsfähigkeiten von Meeressäugern, die weitreichende, aber relativ einfache Informationssignale austauschen, sowie zu bisherigen militärischen Experimenten, setzt diese Entwicklung neue Maßstäbe in der technischen Umsetzbarkeit und Präzision. Sofern die Technologie weiter entwickelt und kommerzialisiert wird, könnten maritime Operationen in Zukunft deutlich effektiver und sicherer gestaltet werden. Darüber hinaus sind von der Technologie potenzielle spill-over Effekte in andere Bereiche zu erwarten. Das Verständnis und die Kontrolle von Schallausbreitung unter Wasser können auch die Forschung in der Ozeanographie, der Meeresbiologie und im Ressourcenschutz fördern.
Beispielsweise können Daten präziser über lange Strecken übertragen werden, ohne dass eine aufwändige Verkabelung oder satellitengestützte Systeme erforderlich sind. Ein weiterer Aspekt, der die Bedeutung der chinesischen Forschung unterstreicht, ist die politische und strategische Dimension. Der neue Standard in der Unterwasserkommunikation stärkt die maritime Präsenz und Verteidigungsfähigkeit, besonders im asiatisch-pazifischen Raum, wo geopolitische Spannungen oft in maritimen Gewässern zum Ausdruck kommen. Längere Reichweite und sicherere Datenübertragung geben der chinesischen Marine und anderen Nutzern einen taktischen Vorteil. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die fehlerfreie akustische Kommunikation über 600 Kilometer eine technologische Meisterleistung ist, die die Grenzen der Unterwasserkommunikation deutlich erweitert.