Der Konflikt zwischen Israel und Iran hat im Juni 2025 eine neue Eskalationsstufe erreicht, nachdem Israel iranische militärische und nukleare Anlagen angegriffen hatte und Iran mit Gegenangriffen reagierte. Diese militärischen Auseinandersetzungen haben schnell zu einer deutlichen Preisvolatilität auf den globalen Ölmärkten geführt, was nicht nur die Energiebranche, sondern auch die Gesamtwirtschaft betrifft. Öl ist ein zentraler Rohstoff für zahlreiche Industrien und beeinflusst direkt die Produktion und Transportkosten. Dadurch wirkt sich eine Veränderung der Ölpreise unmittelbar auf die Inflation aus, die für viele Volkswirtschaften ein bedeutendes Thema ist.Die unmittelbaren Reaktionen auf die Eskalation waren starke Anstiege bei den Ölpreisen.
So stiegen die Preise für die amerikanische Benchmark West Texas Intermediate (WTI) bereits kurz nach den Angriffen um bis zu 14 Prozent an und notierten zeitweise über 73 US-Dollar pro Barrel. Die globale Referenz, Brent Crude, verzeichnete ähnliche Anstiege und erreichte über 74 US-Dollar je Barrel. Solche Sprünge markieren die größten intraday Bewe-gungen seit Jahren und zeigen das erhöhte Risikoempfinden der Marktteilnehmer in Bezug auf die Versorgungssicherheit.Ein wesentlicher Treiber für die Befürchtungen ist die strategische Bedeutung der Meerenge von Hormus. Diese wichtige Schifffahrtsroute ist für etwa ein Fünftel des weltweiten Öltransports verantwortlich.
Sollte Iran die Meerenge blockieren, wäre die globale Versorgung ernsthaft gefährdet, was die Preise dramatisch nach oben treiben könnte. Allerdings bewerten Experten die Chance einer solchen drastischen Maßnahme derzeit als gering, da Iran auch auf den Verkauf seiner Ölexporte angewiesen ist, insbesondere an wichtige Handelspartner wie China.Dennoch bleibt die Sorge, dass die Infrastruktur, die für die Ölproduktion und den Export in der Region relevant ist, zum Ziel von Angriffen werden könnte. Ein gezielter Angriff auf Pipelines, Raffinerien oder Terminals würde nicht nur die physische Versorgung einschränken, sondern auch die Marktstimmung nachhaltig belasten. Selbst Gerüchte über mögliche Anschläge führen häufig zu steigenden Erwartungen an die Ölpreise, da Händler und Investoren künftige Versorgungsengpässe einpreisen.
Der Anstieg der Ölpreise wirkt sich unmittelbar auf die Verbraucherpreise aus. Öl ist ein Grundstoff für Kraftstoffe wie Benzin und Diesel, welche zu den wichtigsten Einflussgrößen für Transport- und Produktionskosten zählen. Ökonomische Studien zeigen, dass ein Anstieg der Ölpreise um 10 US-Dollar pro Barrel typischerweise eine Erhöhung der Inflationsrate um rund 0,5 Prozentpunkte zur Folge hat. Angesichts dessen dürfte ein Anstieg auf Preise über 100 US-Dollar pro Barrel – vergleichbar mit der Situation während des Ukraine-Kriegs ab 2022 – erhebliche Inflationsimpulse weltweit auslösen.Die Inflation selbst ist in den letzten Monaten durch fallende Ölpreise – etwa ein Rückgang der Benzinpreise um 12 Prozent im Jahresvergleich zu Mai 2025 – gedämpft worden.
Dieser Rückgang war einer der Hauptgründe, warum die Inflation in den USA nur knapp über dem zweiprozentigen Ziel der Federal Reserve lag. Sollten die Ölpreise erneut stark steigen, könnte dieser dämpfende Effekt verloren gehen, was die Geldpolitik vor neue Herausforderungen stellen wird. Zentralbanken sind dann gezwungen, möglicherweise restriktivere Maßnahmen zu ergreifen, um die Teuerung in den Griff zu bekommen, was jedoch gleichzeitig die wirtschaftliche Erholung belasten könnte.Analysten und Wirtschaftsexperten beobachten die Situation mit großer Vorsicht. Während ein groß angelegter Krieg zwischen Israel und Iran deutlich negative Folgen für die Ölversorgung und die Inflationsentwicklung hätte, gilt eine solche Eskalation bislang als unwahrscheinlich.
Die komplexen Interessen beider Staaten, nicht zuletzt durch internationale Diplomatie und Sanktionen, sowie die Abhängigkeit Irans vom Ölhandel schränken die Handlungsspielräume ein. Dennoch bleibt die Unsicherheit hoch, da regionale Konflikte rasch außer Kontrolle geraten können.Neben den direkten Preiswirkungen rücken auch mögliche sekundäre Effekte in den Fokus. Steigende Energiepreise können den Kostendruck auf Unternehmen erhöhen, was mittelfristig zu höheren Konsumentenpreisen führt. Zudem könnte eine anhaltende Krise im Nahen Osten Investoren veranlassen, vermehrt in sichere Anlageklassen zu flüchten, was die Volatilität an den Finanzmärkten steigert.
Für Länder mit hoher Energieabhängigkeit könnten sich außerdem Handelsbilanzprobleme verstärken, ebenso droht bei Exporteuren von Öl ein Anstieg der politischen und wirtschaftlichen Instabilität.Für Verbraucher und Unternehmen bleibt die Situation unsicher. Langfristige Planung wird erschwert, wenn sich Energiepreise schnell und unvorhersehbar verändern. Besonders betroffen sind Sektoren mit hohem Energieverbrauch, wie Transport, Landwirtschaft oder Fertigung. Steigende Kosten können dort auch Löhne und Preise nach oben treiben, was die allgemeine Teuerung weiter anfeuert.
Zudem sind staatliche Haushalte unter Druck, weil Subventionen für Energie teurer werden und soziale Maßnahmen zur Milderung von Inflationsfolgen kostenintensiv sind.Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Konflikt zwischen Israel und Iran nicht nur regionale militärische Auswirkungen hat, sondern auch den globalen Ölmarkt und die Inflation entscheidend beeinflussen kann. Während Experten gegenwärtig eine Eskalation, die die globale Versorgung drastisch beeinträchtigt, für eher unwahrscheinlich halten, zeigen die jüngsten Entwicklungen, wie sensibel der Energiemarkt auf geopolitische Risiken reagiert. Für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft ist es daher essenziell, die Entwicklungen weiter genau zu beobachten und Strategien zur Abmilderung von Preisrisiken zu entwickeln, um wirtschaftliche Stabilität zu sichern.