Im Jahr 2025 steht die Welt erneut an einem entscheidenden Wendepunkt. Angesichts der dramatischen Veränderungen im Klima und der politischen Landschaft stellt sich die Frage, ob wir tatsächlich am Rand des Untergangs unserer Zivilisation stehen. Der renommierte Ökonom Paul Krugman hat in einem kürzlich veröffentlichten Essay scharfe Kritik an den politischen Entwicklungen in den USA geübt, die nicht nur soziale Sicherheitssysteme bedrohen, sondern auch den dringend benötigten Ausbau erneuerbarer Energien zu sabotieren drohen. Seine Analyse bietet einen wichtigen Einblick in die komplexen Zusammenhänge zwischen Politik, Wirtschaft und Umwelt und wirft ein Schlaglicht auf den Zustand unserer Gesellschaft und deren Bereitschaft zum Handeln gegen die Klimakrise. Zu Beginn des Jahres 2025 hat der US-Kongress, angeführt von Republikanern im Repräsentantenhaus, einen Steuer- und Haushaltsetat vorgeschlagen, der tiefgreifende Einschnitte in das Gesundheits- und Ernährungssicherungsprogramm Medicaid sowie das Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP) vorsieht.
Diese Programme sichern Millionen von Amerikanern den Zugang zu medizinischer Versorgung und Nahrung, insbesondere viele Kinder. Die angekündigten Kürzungen gehören zu den drastischsten in der Geschichte des Landes und könnten das Leben von zahlreichen Familien gefährden, die ohnehin schon an der Armutsgrenze leben. Vor dem Hintergrund dieser harten Einschnitte für die sozial Schwächsten dient das von den Republikanern vorgeschlagene Gesetz hauptsächlich dazu, die Kosten für umfangreiche Steuersenkungen für wohlhabende Bevölkerungsgruppen teilweise zu kompensieren. Die Steuervergünstigungen für Reiche würden jedoch zu einem stark anwachsenden Haushaltsdefizit führen, was die langfristige Finanzstabilität des Landes weiter bedroht. Die politische Strategie hinter diesen Maßnahmen wird von Krugman als „grenzenlos grausam“ kritisiert.
Er verweist darauf, dass viele Wähler angesichts der Schwere dieser Pläne nicht glauben wollen, dass gewählte Politiker tatsächlich solche destruktiven und ungerechten Maßnahmen durchsetzen könnten. Doch die Realität zeigt, dass genau dies geschieht. Noch alarmierender als diese sozialen Einschnitte ist für Krugman die bewusste Politik, die erneuerbare Energien auszubremsen. Das von den Republikanern in Washington vorgelegte Gesetzespaket sieht vor, Subventionen und Steuervergünstigungen für saubere Energietechnologien abzuschaffen. Gleichzeitig würden Milliarden an Fördergeldern an die fossile Brennstoffindustrie fließen.
Diese aus politischen und finanziellen Motiven getriebene Strategie widerspricht nicht nur den wissenschaftlich belegten Erfordernissen, den Klimawandel zu begrenzen, sondern gefährdet auch die wirtschaftliche Zukunft des Landes und weltweit. Die Finanzierung solcher Klimaschutzmaßnahmen ist oftmals eine Frage von politischen Interessen und Lobbyismus. Die Daten zeigen deutlich, dass Öl- und Gasunternehmen überwiegend die Republikanische Partei in den USA unterstützen, während viele Unternehmen und Akteure im Bereich alternativer Energien die Demokraten bevorzugen. Doch hinter diesen Zahlen verbirgt sich auch eine ideologische Haltung. So zeigen Entwicklungen im Bundesstaat Texas ein besonders eindrucksvolles Beispiel: Trotz der enormen wirtschaftlichen Vorteile und Wachstumschancen durch den Ausbau von Windenergie werden dort von republikanischen Politikern gezielte Maßnahmen ergriffen, die diesen Sektor stark bremsen und sogar bestehende Projekte vorzeitig schließen könnten.
Der Widerstand gegen erneuerbare Energien in Teilen der amerikanischen Politik hat tiefe Wurzeln. Viele MAGA-orientierte Politiker betrachten Maßnahmen gegen den Klimawandel als Teil eines „woken“ Agendas, die sie ablehnen. Sie leugnen häufig die wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um die menschengemachte Erderwärmung oder bagatellisieren deren Folgen. Darüber hinaus wird fossilen Brennstoffen eine Art traditioneller Männlichkeit zugeschrieben, während saubere Energien als schwach oder unzeitgemäß dargestellt werden. Diese Mischung aus Ignoranz, politischem Kalkül und ideologischer Verblendung hat fatale Folgen für die Klimapolitik und die gesamte Gesellschaft.
Klimaforscher und Institutionen wie die NASA liefern immer wieder alarmierende Daten: 2024 wurde als das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen verzeichnet. Trotz vereinzelt kühler Tage ist der globale Trend eindeutig: Die Erderwärmung schreitet unaufhaltsam voran und erhöht das Risiko von Naturkatastrophen, steigenden Meeresspiegeln und nachhaltigen ökologischen Schäden. Die Chance, die globale Erwärmung auf einem erträglichen Niveau zu halten, wird zunehmend kleiner. Traditionell galt das Verursacherprinzip in der Umweltpolitik – konkret die Bepreisung von Kohlenstoffemissionen – als der Königsweg zur Bekämpfung von Umweltverschmutzung. Allerdings stellte sich die Einführung von CO2-Steuern oder ähnlichen Instrumenten als politisch äußerst schwierig heraus.
In diversen Ländern führten solche Maßnahmen zu massivem Widerstand, sozialen Unruhen und politischen Rückschlägen. Angesichts der Dringlichkeit der Situation schien dieser Ansatz lange Zeit nicht realisierbar. Das Blatt wendete sich jedoch mit den enormen technologischen Fortschritten im Bereich der erneuerbaren Energien. Kostensenkungen bei Solarenergie, Windkraft und anderen sauberen Technologien haben diese zunehmend wettbewerbsfähig gegenüber fossilen Brennstoffen gemacht. Internationale Organisationen wie die Internationale Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) dokumentieren eindrucksvoll, wie die Erzeugungskosten für saubere Energien über die letzten Jahre drastisch gefallen sind.
Das schafft neue politische Möglichkeiten und Strategien. Statt durch regulative Zwänge können Staaten nun darauf setzen, saubere Energien durch gezielte Subventionen und Investitionsanreize zu fördern – ein Ansatz, der auf wirtschaftliche Anreize statt auf Verbote setzt. Ein prominentes Beispiel hierfür ist das US-Investitionsprogramm unter der Biden-Regierung, das sogenannte Inflation Reduction Act, das massiv in Klimaschutz investiert. Statt Bürgern Einschränkungen aufzuzwingen, zielt dieses Programm darauf ab, grüne Technologien wirtschaftlich attraktiv zu machen, Arbeitsplätze zu schaffen und eine nachhaltige Infrastruktur aufzubauen. Dieser Paradigmenwechsel kam buchstäblich zur rechten Zeit.
Auch wenn der globale Temperaturanstieg nicht mehr vollständig verhindert werden kann, besteht dennoch die Möglichkeit, die schlimmsten Folgen abzumildern. Der Ausbau von Wind-, Solar- und eventuell auch Kernenergie könnte eine Wende einleiten, die den Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft ermöglicht. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und die Entwicklung neuer Technologien sind hierbei ebenso wichtige Bestandteile. Trotz dieser positiven Entwicklungen steht die Zukunft auf der Kippe. Die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Trends in den USA und weltweit lassen besorgniserregende Tendenzen erkennen.
Die Dominanz von Politikern, die sowohl aus ideologischer Verblendung als auch aus Eigeninteresse die Klimapolitik blockieren, gefährdet nicht nur ökologische und wirtschaftliche Ziele, sondern auch das soziale Gefüge und die globale Stabilität. Paul Krugman warnt daher nicht nur vor den direkten Folgen der aktuellen politischen Entscheidungen, sondern auch vor dem zunehmend zerstörerischen Klima innerhalb der politischen Debatte selbst. Ein Motiv vieler Akteure sei eine psychologische Haltung, die er „Spite“, also trotzigen Hass oder bösartigen Trotz, nennt. Diese destruktive Einstellung verhindert konstruktiven Dialog und notwendige Kompromisse und bringt die Gesellschaft insgesamt in Gefahr. Im Umgang mit der Bedrohung durch den Klimawandel zeigt sich eine Parallele zu anderen gesellschaftlichen Herausforderungen: Demokratie, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität stehen auf dem Spiel.
Der politische Prozess wird zunehmend von Extrempositionen geprägt, die nicht an Lösungen, sondern an der Machterhaltung und der Ideologie orientiert sind. Dies erschwert effektives Regieren und richtungsweisende Politik. Für Deutschland und Europa könnte die Entwicklung in den USA als warnendes Beispiel dienen. Hier liegt die Chance darin, aus den Fehlern anderer zu lernen und auf eine nachhaltige Umwelt- und Sozialpolitik zu setzen. Die Förderung von erneuerbaren Energien, der Ausbau sozialer Sicherungssysteme und eine offene, faktenbasierte politische Kultur sind zentrale Voraussetzungen, um auch langfristig Wohlstand und Lebensqualität zu sichern.
Letztlich steht der Planet und mit ihm die gesamte Zivilisation vor einer wegweisenden Herausforderung. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen über ihre kurzfristigen Interessen hinausblicken und Verantwortung übernehmen. Denn die Uhr tickt, und die Chancen, katastrophale Folgen des Klimawandels abzuwenden, schwinden mit jedem verzögerten Schritt. Ob 2025 zum Jahr des zivilisatorischen Abgrunds oder zum Jahr des Aufbruchs wird, hängt maßgeblich davon ab, wie mutig und entschlossen wir heute handeln.