China schreibt Raumfahrtgeschichte mit der erfolgreichen Inbetriebnahme der Tianwen-2-Mission, die eine entscheidende Rolle in der Erforschung des Sonnensystems einnehmen wird. Nach dem historischen Erfolg von Tianwen-1, der ersten chinesischen Mission, die eine Landung auf dem Mars ermöglicht hat, unternimmt China jetzt einen bedeutenden Schritt in der Asteroidenforschung. Die Mission Tianwen-2 kombiniert die komplexe Aufgabe, Proben von einem erdnahen Asteroiden zu sammeln, mit der anschließenden Erkundung eines ungewöhnlichen, aktiven Asteroiden im Hauptasteroidengürtel. Dieser ambitionierte zweiphasige Ansatz hebt Chinas Raumfahrtunternehmen auf ein neues internationales Niveau.Die Tianwen-2-Mission startete am 29.
Mai 2025 vom Xichang-Satellitenstartzentrum an Bord einer Long March 3B-Rakete und markierte den Beginn einer rund zehnjährigen Reise durch das Sonnensystem. Das 2,1 Tonnen schwere Raumfahrzeug entfaltete kurz nach dem Start seine Solarpaneele und bereitete sich auf seine erste Hauptaufgabe vor: die Ankunft im Jahr 2026 beim erdnahen Asteroiden 469219 Kamoʻoalewa, auch bekannt als 2016 HO3. Dieses Objekt ist von besonderem Interesse, da es als „Quasisatellit“ der Erde bezeichnet wird. Das bedeutet, dass seine Umlaufbahn eng der Erdumlaufbahn um die Sonne folgt, was ihn relativ nah und zugänglich für Raumfahrtmissionen macht.Mit einem Durchmesser von weniger als 60 Metern ist Kamoʻoalewa ein kleiner Körper, der möglicherweise aus Material besteht, das vor langer Zeit vom Mond weggeschleudert wurde.
Die Hypothese, den Ursprung dieses Asteroiden auf lunaren Ursprung zurückzuführen, könnte durch die Analyse der von Tianwen-2 zur Erde zurückgebrachten Proben bestätigt werden. Diese Untersuchung verspricht nicht nur neue Erkenntnisse über den Asteroiden selbst, sondern auch über die geologische und evolutive Geschichte des Mondes sowie die Unterschiede zwischen seiner Vorder- und Rückseite.Die Probenentnahme am Asteroiden ist eine technische Herausforderung: Tianwen-2 wird mehrere Methoden ausprobieren, um Gestein und Staub zu sammeln. Neben einer „Touch-and-Go“-Methode, wie sie von den japanischen und US-Unterwasser-Missionen Hayabusa 2 und OSIRIS-REx genutzt wurde, kann das chinesische Raumfahrzeug auch eine innovative „Anchor-and-Attach“-Technik anwenden, bei der es sich mit mehreren Greifarmen am Asteroiden festhält und möglicherweise anschließend mit Bohrern Material entnimmt. Das Ziel ist es, mindestens 100 Gramm an Material sicher auf die Erde zurückzubringen.
Im Vergleich zu anderen Asteroidenprobenrückführungsmissionen zeichnet sich Tianwen-2 durch seine relativ kurze Missionsdauer aus. Die gesamte Reise von Start bis Rückkehr nach Erde wird ungefähr zweieinhalb Jahre dauern – bedeutend kürzer als die 6 Jahre von Hayabusa 2 und die 7 Jahre von OSIRIS-REx. Dies wird durch die Nähe von Kamoʻoalewa zur Erde möglich, was Logistik und Zeitrahmen der Mission optimiert.Nach der sicheren Rückkehr des Probenrückführungsmoduls zur Erde Ende 2027 beginnt die zweite Phase der Mission: Die Tianwen-2-Muttersonde ändert ihre Flugbahn und steuert auf das Objekt 311P/PanSTARRS zu, einen als aktiver Asteroid klassifizierten Körper im Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter. Solche Objekte sind selten und verfügen über kometenähnliche Erscheinungen mit Schweif und Koma, weisen aber eine Umlaufbahn auf, die eigentlich typisch für gewöhnliche Asteroiden ist.
Damit wird Tianwen-2 die erste Mission sein, die einen solchen aktiven Asteroiden aus nächster Nähe untersuchen kann. Die dabei gewonnenen Daten haben das Potenzial, das Verständnis dieser hybriden Himmelskörper erheblich zu verbessern und neue Erkenntnisse über die Entstehung und Entwicklung von Asteroiden und Kometen zu liefern.Chinas Raumfahrtprogramm hat seinen Schwerpunkt lange Zeit auf den Mond gelegt, mit spektakulären Erfolgen bei der Landung und Probenrückführung. Nun erweitert das Land seinen Einfluss deutlich ins weitere Sonnensystem und zeigt eine klare Ambition, zu einem führenden Akteur in der planetaren und interplanetaren Erforschung zu werden. Die zukünftigen Pläne schließen nicht nur weitere Marsmissionen wie Tianwen-3, das die ersten Marsproben auf die Erde zurückbringen soll, sondern auch ambitionierte Vorhaben wie die Erkundung des Jupitermonds Callisto sowie eine Venus-Atmosphären-Rückführung ein.
Im internationalen Vergleich ist Chinas Fortschritt bemerkenswert. Während NASA und die japanische Raumfahrtagentur JAXA bereits Asteroidenprobenmissionen erfolgreich durchgeführt haben, bringt Tianwen-2 beides in einer einzigen Mission zusammen – Probenrückführung und anschließende Untersuchung eines aktiven Asteroiden. Das Projekt steht vor komplexen technischen Herausforderungen, doch die erfahrenen chinesischen Raumfahrtingenieure und Wissenschaftler haben sich mit sorgfältiger Planung und innovativer Technologie darauf vorbereitet.Das Interesse an solchen Missionen ist hoch, weil Asteroiden und kleine Himmelskörper Schlüsselinformationen über die Entstehung unseres Sonnensystems und die Entwicklung planetarer Oberflächen und Atmosphären liefern. Sie enthalten unveränderte Materialien, die seit Milliarden von Jahren kaum modifiziert sind.
Somit erlauben sie es Wissenschaftlern, Bedingungen aus der Frühzeit des Sonnensystems zu rekonstruieren und besser zu verstehen, wie sich Planeten und Monde gebildet haben.China positioniert sich damit nicht nur als technologisch führend, sondern zeigt auch, dass sein Raumfahrtprogramm strategisch zunehmend auf langfristige, wissenschaftlich höchst relevante Projekten ausgerichtet ist. Die Kombination von Tour durch verschiedene Objekte im Sonnensystem mit Probenrückführung demonstriert eine reife Expertise und einen Weitblick, der die globale Raumfahrtlandschaft künftig weiter prägen wird.Tianwen-2 ist ein Meilenstein, der das Potential hat, den Wissensschatz der Menschheit über Asteroiden und darüber hinaus zu bereichern. Die Rückkehr der Proben wird die Grundlage für zahlreiche Studien bilden und könnte wichtige Fragen beantworten, wie beispielsweise die molekulare Zusammensetzung von Asteroiden, ihre Verbindung zu Mond und Erde, sowie die Prozesse, die im frühen Sonnensystem stattfanden.
Durch die anschließende Erforschung von 311P/PanSTARRS eröffnet sich zudem ein neues Kapitel, da aktive Asteroiden bislang nur aus der Ferne untersucht werden konnten und durch diese Mission erstmals Feldforschung vor Ort möglich wird.Insgesamt unterstreicht die Tianwen-2-Mission Chinas ambitionierten und durchdachten Weg in der Weltraumforschung. Der stetige Fortschritt, der von der Erkundung des Mondes bis hin zu komplexen Solar-System-Missionen reicht, zeigt den starken Wunsch des Landes, in der globalen Raumfahrtrevolution eine prominente Rolle zu spielen. Während andere Nations finanzielle und technische Herausforderungen meistern, setzt China auf gut koordinierte Langzeitpläne, die auf bedeutende wissenschaftliche Resultate und technologische Innovationen abzielen.Die Zeit wird zeigen, wie sich diese Mission im Kontext der internationalen Zusammenarbeit und des Wettbewerbs im Weltraum behauptet.
Klar ist jedoch, dass mit Tianwen-2 eine neue Ära chinesischer Solar-System-Exploration begonnen hat, die die Grenzen menschlichen Wissens erweitern und inspirieren wird. Die Welt darf gespannt darauf sein, welche Geheimnisse des Kosmos die mit Spannung erwarteten Proben enthüllen und welche überraschenden Erkenntnisse die nähere Begegnung mit dem mysteriösen aktiven Asteroiden liefern wird.