Die Zusammenarbeit zwischen dem globalen Bankengiganten Citi und der SIX Digital Exchange (SDX), der digitalen Tochtergesellschaft der Schweizer Börse, markiert einen Meilenstein in der Entwicklung der Finanzmärkte. Gemeinsam haben sie ein Projekt gestartet, das darauf abzielt, den 75 Milliarden Dollar schweren Markt der Pre-IPO-Aktien mittels Blockchain-Technologie zu revolutionieren. Dieser Schritt verspricht, einen stark fragmentierten und von manuellen Prozessen geprägten Markt effizienter, sicherer und zugänglicher zu machen. Privatanleger und institutionelle Investoren, die bisher vor Herausforderungen bei der Investition in private Aktien standen, könnten von dieser Entwicklung maßgeblich profitieren. Die Tokenisierung nicht börsennotierter Aktien — insbesondere solcher von spätphasigen, wachstumsstarken Unternehmen — bringt erhebliche Vorteile für den liquiden Handel und das Management solcher Vermögenswerte.
Die Plattform, die auf der regulierten Blockchain-basierten Central Securities Depository (CSD) von SDX aufbaut, fungiert als ein digitaler Verwahrer und Emittenten-Agent, der physische Wertpapiere in digitale Token umwandelt. Citi übernimmt dabei eine zentrale Rolle als Verwahrer der tokenisierten Aktien sowie als Emittenten-Bevollmächtigter. Das Ziel ist die Schaffung eines vertrauenswürdigen Ökosystems, das den Handel mit Pre-IPO-Aktien deutlich vereinfacht. Die digitale Infrastruktur ermöglicht es, die langen und komplexen Abwicklungszeiten von bislang fünf bis acht Wochen auf ein effizienteres Niveau zu reduzieren und die zahlreichen manuellen Papierprozesse durch automatisierte, blockchain-gestützte Abläufe zu ersetzen. Die Entscheidung, für den Anfang den US-amerikanischen Investorenkreis auszuschließen, ist eine Reaktion auf die regulatorischen Herausforderungen in den Vereinigten Staaten.
Gleichzeitig liegt ein Fokus auf Märkten in der Schweiz, Singapur und weiteren Teilen Asiens, wo einerseits der regulatorische Rahmen geschaffen ist, andererseits aber auch große Nachfrage nach alternativen Anlageklassen besteht. Private Aktien gelten als eine immer wichtiger werdende Anlageklasse, da Unternehmen mit Milliardenbewertungen länger privat bleiben und einen Börsengang oft hinausschieben. Für Investoren beziehungsweise Mitarbeiter mit Anteilen an solchen Unternehmen ist die Liquidität oft eingeschränkt, was sekundäre Handelsplattformen zunehmend an Relevanz gewinnen lässt. Die aktuelle Situation auf dem Pre-IPO-Markt ist geprägt von Fragmentierung und einer starken Abhängigkeit von traditionellen Tools wie PDFs, papierbasierten Verträgen und langwierigen manuellen Prozessen. Dadurch entstehen erhebliche Ineffizienzen, die nicht nur die Marktzugänge erschweren, sondern auch Transaktionen verlangsamen und Kosten erhöhen.
Diese Hürden sind auch der Grund dafür, dass viele Anleger derzeit von Investitionen in private Aktien absehen. Mit dem Eintritt von technologischen Innovationen, namentlich der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) der Blockchain, eröffnen sich neue Möglichkeiten, diese Probleme zu adressieren und Wertpapiertransaktionen zu vereinfachen. Nisha Surendran, Leitung Emerging Solutions im Bereich Digital Assets bei Citi Ventures, betont, dass der private Markt bislang keine skalierbare und moderne Infrastruktur besitzt. Dies macht den Handel mit Pre-IPO-Aktien für Investoren besonders mühsam. Die Tokenisierung soll hier Abhilfe schaffen, indem sie alle relevanten Informationen und Besitzrechte digital abbildet und den Handel in eine Form bringt, die sich nahtlos in bestehende Vermögensübersichten integrieren lässt.
Eine der Herausforderungen bestand bisher darin, dass private Wertpapiere oft nicht in den standardisierten Finanzberichten der Investoren auftauchen, sondern in Form von PDFs und Dokumenten „versteckt“ bleiben, was Transparenz und Liquidität stark einschränkt. Regionale regulatorische Bedingungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung solcher innovativen Kapitalmarktstrukturen. Die Schweiz glänzt mit einem seit 2021 bestehenden anerkannten rechtlichen Rahmen für digitale Wertpapiere, was den SDX und Citi in die Lage versetzt, eine sichere und regulierungskonforme Plattform anzubieten. Der SDX-CEO David Newns hebt hervor, dass viele frühere Web3-Projekte, die sich auf die Blockchain-Technologie gestützt hatten, aufgrund regulatorischer Unsicherheiten oder rechtlicher Grauzonen gescheitert sind. Das digitale Wertpapier sei kein bloß technologischer, sondern vor allem ein regulatorischer Innovationsprozess.
Nur mit einem klaren Regelwerk lassen sich Anlegerschutz, Eigentumsnachweise und Rechtssicherheit gewährleisten. Das jetzt anlaufende Projekt ist Ausdruck der Weiterentwicklung von Finanzmärkten hin zu mehr Digitalisierung und Dezentralisierung. Durch die Nutzung von Tokenisierung können nicht nur Zeit und Kosten gespart werden, sondern auch neue Anlagemöglichkeiten geschaffen werden. Insbesondere für institutionelle Investoren öffnet sich die Chance, flexibler und schneller auf Investments in vielversprechende private Unternehmen zuzugreifen. Auch für Mitarbeiter von Start-ups und wachstumsorientierten Firmen, die bisher ihre Aktienanteile oft nur eingeschränkt veräußern konnten, könnte dies mehr Flexibilität und Wertschöpfung bringen.
Der Pre-IPO-Markt bietet insgesamt enormes Wachstumspotential. Unternehmen mit Milliardenbewertungen steigen immer seltener sofort an die Börse, sondern verbleiben in privaten Händen — um Wachstum, Bewertungen und Marktbedingungen abzuwarten. Der Sekundärmarkt für solche Aktien gewinnt somit an Bedeutung, doch die derzeitige Implementierung bleibt stark konservativ und ineffizient. Die Vision von Citi und SDX, einen tokenisierten, global zugänglichen und regulatorisch fundierten Handelsplatz zu schaffen, adressiert diese strukturellen Probleme nachhaltig. Neben der Vereinfachung von Handelsprozessen wird es auch eine bessere Integration und Darstellung solcher digitalen Vermögenswerte innerhalb von Kundenportfolios und Rechenschaftsberichten geben.
Das verdeutlicht den Wandel hin zu einem modernen, digitalen Ökosystem für den Kapitalmarkt, das privates Beteiligungskapital transparent und handelbar macht. Langfristig kann dies den Zugang zu Kapital für Unternehmen verbessern, indem neue Investoren einfacher eingebunden werden können. Aus technologischer Sicht beruhen die tokenisierten Aktien auf Blockchain-Technologie, die nicht nur Sicherheit durch Kryptografie bietet, sondern auch die Rückverfolgbarkeit von Transaktionen gewährleistet. Dadurch werden potenzielle Betrugsrisiken reduziert und der Compliance-Kontrolle Rechnung getragen. Die Verwendung der CSD-Plattform von SDX stellt sicher, dass diese Token die selben Rechtsansprüche und Regulierungsstandards erfüllen wie traditionelle Wertpapiere.
Die Token fungieren also als digitale Beweise für Eigentumsrechte und können ähnlich einfach übertragen und verwaltet werden wie physische Aktienzertifikate. Das Projekt spiegelt zudem ein zunehmendes Interesse traditioneller Finanzinstitute wider, innovative Analyse- und Handelsplattformen für digitale Assets zu entwickeln. Dabei ist zu beobachten, dass längst nicht mehr nur Kryptowährungen im Fokus stehen, sondern verstärkt reale Vermögenswerte tokenisiert werden. Das Ziel besteht darin, die Brücke zwischen klassischem Finanzwesen und einer digitalen Zukunft zu bauen – mit einer Einhaltung regulatorischer Vorgaben und dem Schutz der Investoren als oberster Priorität. Die Kombination aus langjähriger Erfahrung von Citi im globalen Finanzmarkt und der agilen, technologiebasierten Infrastruktur von SDX schafft einen starken Partner für künftige Entwicklungen im Bereich digitaler Wertpapiere.
Die geplante Markteinführung im dritten Quartal signalisiert die Reife der Plattform und das Vertrauen in die Tragfähigkeit des Modells. Obwohl weiterhin Herausforderungen existieren, etwa die Anpassung an unterschiedliche länderspezifische Vorschriften oder die Akzeptanz bei Investoren, dürfte diese Kooperation eine Blaupause für weitere Initiativen im Bereich der digitalen Kapitalmärkte darstellen. Abschließend lässt sich sagen, dass die Tokenisierung von Pre-IPO-Aktien durch die strategische Partnerschaft von Citi und SDX eine vielversprechende Antwort auf die Bedürfnisse moderner Marktteilnehmer ist. Sie verspricht eine neue Ära der Digitalisierung, die Effizienz, Transparenz und Liquidität schützt und zugleich eine größere Vielfalt an Investoren an den spannenden Wachstumschancen privater Unternehmen teilhaben lässt.